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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XVIII. Hauptstück.
werden, arithmetische Räthsel aufzulösen, weil man
aus der Zahl, die gefunden werden soll, alles andere
leicht herleiten könnte, wenn man sie wüßte, und
folglich die Kunst just darinn bestünde, wie man erst
diese aus jenem finden soll. Jn der That haben auch
die meisten Beyspiele, die man den Lehrlingen zu
berechnen vorgab, auf eben die Art müssen verstecket
werden, wie man es bey den Räthseln thut. Man
nahm eine Zahl, und verwandelte sie durch Addiren,
Multipliciren etc. dergestalt, daß man nur angab,
wie man damit gerechnet hatte, und was herausge-
kommen ist. Und aus diesem sollte man die Zahl
wiederum finden. Man verfiel erst nachher darauf,
daß solche und noch viel zusammengesetztere Fälle
wirklich vorkommen, wo man an nichts wenigers ge-
denket, als nur ein arithmetisches Räthsel daraus zu
machen, sondern, wo es aus andern Gründen der
Mühe lohnt, die Auflösung zu suchen. Und so ent-
stand aus dem, was anfangs nur ein Spiel des Wi-
tzes zu seyn schien, die Algeber. Hingegen ist es
bey den andern Räthseln bisher geblieben, und zwar
so, daß man noch wenig daran gedacht hat, die
Kunst zu ihrer Auflösung wissenschaftlich zu machen,
und mit gutem Vorbedachte Räthsel auszusinnen,
um sich in den Regeln dieser Kunst zu üben, unge-
fähr, wie man es in Ansehung der Regel Falsi ge-
than hatte. Daß es aber auch Fälle gebe, wo man
diese Kunst oder Wissenschaft nicht bloß als ein Spiel
des Witzes, sondern aus ernstern Gründen und mit
Vortheil gebrauchen könnte, daran ist gar nicht zu
zweifeln. Man sehe hierüber Dianoiol. §. 567. seqq.
404. Semiot. §. 56. Alethiol. §. 176. Phänomenol.
§. 162. seqq. 167. seqq. 170. 173. 176. seqq. 240. seqq.
Die Erfindung eines Mittels, wodurch mehrere Ab-

sichten

XVIII. Hauptſtuͤck.
werden, arithmetiſche Raͤthſel aufzuloͤſen, weil man
aus der Zahl, die gefunden werden ſoll, alles andere
leicht herleiten koͤnnte, wenn man ſie wuͤßte, und
folglich die Kunſt juſt darinn beſtuͤnde, wie man erſt
dieſe aus jenem finden ſoll. Jn der That haben auch
die meiſten Beyſpiele, die man den Lehrlingen zu
berechnen vorgab, auf eben die Art muͤſſen verſtecket
werden, wie man es bey den Raͤthſeln thut. Man
nahm eine Zahl, und verwandelte ſie durch Addiren,
Multipliciren ꝛc. dergeſtalt, daß man nur angab,
wie man damit gerechnet hatte, und was herausge-
kommen iſt. Und aus dieſem ſollte man die Zahl
wiederum finden. Man verfiel erſt nachher darauf,
daß ſolche und noch viel zuſammengeſetztere Faͤlle
wirklich vorkommen, wo man an nichts wenigers ge-
denket, als nur ein arithmetiſches Raͤthſel daraus zu
machen, ſondern, wo es aus andern Gruͤnden der
Muͤhe lohnt, die Aufloͤſung zu ſuchen. Und ſo ent-
ſtand aus dem, was anfangs nur ein Spiel des Wi-
tzes zu ſeyn ſchien, die Algeber. Hingegen iſt es
bey den andern Raͤthſeln bisher geblieben, und zwar
ſo, daß man noch wenig daran gedacht hat, die
Kunſt zu ihrer Aufloͤſung wiſſenſchaftlich zu machen,
und mit gutem Vorbedachte Raͤthſel auszuſinnen,
um ſich in den Regeln dieſer Kunſt zu uͤben, unge-
faͤhr, wie man es in Anſehung der Regel Falſi ge-
than hatte. Daß es aber auch Faͤlle gebe, wo man
dieſe Kunſt oder Wiſſenſchaft nicht bloß als ein Spiel
des Witzes, ſondern aus ernſtern Gruͤnden und mit
Vortheil gebrauchen koͤnnte, daran iſt gar nicht zu
zweifeln. Man ſehe hieruͤber Dianoiol. §. 567. ſeqq.
404. Semiot. §. 56. Alethiol. §. 176. Phaͤnomenol.
§. 162. ſeqq. 167. ſeqq. 170. 173. 176. ſeqq. 240. ſeqq.
Die Erfindung eines Mittels, wodurch mehrere Ab-

ſichten
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[196/0204] XVIII. Hauptſtuͤck. werden, arithmetiſche Raͤthſel aufzuloͤſen, weil man aus der Zahl, die gefunden werden ſoll, alles andere leicht herleiten koͤnnte, wenn man ſie wuͤßte, und folglich die Kunſt juſt darinn beſtuͤnde, wie man erſt dieſe aus jenem finden ſoll. Jn der That haben auch die meiſten Beyſpiele, die man den Lehrlingen zu berechnen vorgab, auf eben die Art muͤſſen verſtecket werden, wie man es bey den Raͤthſeln thut. Man nahm eine Zahl, und verwandelte ſie durch Addiren, Multipliciren ꝛc. dergeſtalt, daß man nur angab, wie man damit gerechnet hatte, und was herausge- kommen iſt. Und aus dieſem ſollte man die Zahl wiederum finden. Man verfiel erſt nachher darauf, daß ſolche und noch viel zuſammengeſetztere Faͤlle wirklich vorkommen, wo man an nichts wenigers ge- denket, als nur ein arithmetiſches Raͤthſel daraus zu machen, ſondern, wo es aus andern Gruͤnden der Muͤhe lohnt, die Aufloͤſung zu ſuchen. Und ſo ent- ſtand aus dem, was anfangs nur ein Spiel des Wi- tzes zu ſeyn ſchien, die Algeber. Hingegen iſt es bey den andern Raͤthſeln bisher geblieben, und zwar ſo, daß man noch wenig daran gedacht hat, die Kunſt zu ihrer Aufloͤſung wiſſenſchaftlich zu machen, und mit gutem Vorbedachte Raͤthſel auszuſinnen, um ſich in den Regeln dieſer Kunſt zu uͤben, unge- faͤhr, wie man es in Anſehung der Regel Falſi ge- than hatte. Daß es aber auch Faͤlle gebe, wo man dieſe Kunſt oder Wiſſenſchaft nicht bloß als ein Spiel des Witzes, ſondern aus ernſtern Gruͤnden und mit Vortheil gebrauchen koͤnnte, daran iſt gar nicht zu zweifeln. Man ſehe hieruͤber Dianoiol. §. 567. ſeqq. 404. Semiot. §. 56. Alethiol. §. 176. Phaͤnomenol. §. 162. ſeqq. 167. ſeqq. 170. 173. 176. ſeqq. 240. ſeqq. Die Erfindung eines Mittels, wodurch mehrere Ab- ſichten

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/204>, abgerufen am 28.03.2024.