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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Zusammensetzen.
Mechanismus nicht hinreichend, (§. 539. 545.). Es
ist daher an sich möglich und sehr wahrscheinlich, daß
außer den Kräften, die die kleinsten und nicht ferner
getheilten Theilchen der Materie in ihrer Continuität
erhalten, noch solche sind, die sich nicht nur auf die
Verbindung dieser kleinsten Theilchen, sondern auf
die Verbindung ganzer Systemen größerer Körper,
und so auch des ganzen Weltbaues erstrecken, so un-
begreiflich uns, nicht die Wirkung, sondern ihre Art
zu wirken (§. 545.) seyn mag. Jn der That zeigen
die chymischen Processe des Auflösens, des Präci-
pitirens
etc. und die Arten der Affinitäten, daß sich
in den Körpern mehrerley stufenweise stärkere, feinere
und größere Kräfte gedenken lassen, und die einen
gehoben, getrennet, verändert, umgewechselt werden
können, ohne daß die andern immer nothwendig da-
durch eine wesentliche Veränderung leiden, (§. 207.).

§. 551.

Setzet man nun die vorhin (§. 549.) angeführten
Sätze durch eine umständlichere Theorie aus einander,
so ist es gar wohl möglich, es so weit zu bringen,
daß man findet, ob sie auch umgekehrt allgemein blei-
ben; und dieses kann auf eine gedoppelte Art gesche-
hen. Einmal sieht man, daß die bey jedem dieser
Sätze angenommene Structur verschieden ist; und
eben wegen dieser Verschiedenheit kommen die Prä-
dicate so heraus, daß sie nicht durchaus bey einerley
Structur statt haben können, sie mögen nun der Art
oder nur den Graden nach verschieden seyn. Denn
so ist z. E. das Spröde nicht zähe, das Harte nicht
weich, nicht flüßig etc. Man kann sich demnach schon
dadurch versichern, daß das Flüßige die Structur
des Harten, das Zähe und Weiche die Structur

des

Das Zuſammenſetzen.
Mechaniſmus nicht hinreichend, (§. 539. 545.). Es
iſt daher an ſich moͤglich und ſehr wahrſcheinlich, daß
außer den Kraͤften, die die kleinſten und nicht ferner
getheilten Theilchen der Materie in ihrer Continuitaͤt
erhalten, noch ſolche ſind, die ſich nicht nur auf die
Verbindung dieſer kleinſten Theilchen, ſondern auf
die Verbindung ganzer Syſtemen groͤßerer Koͤrper,
und ſo auch des ganzen Weltbaues erſtrecken, ſo un-
begreiflich uns, nicht die Wirkung, ſondern ihre Art
zu wirken (§. 545.) ſeyn mag. Jn der That zeigen
die chymiſchen Proceſſe des Aufloͤſens, des Praͤci-
pitirens
ꝛc. und die Arten der Affinitaͤten, daß ſich
in den Koͤrpern mehrerley ſtufenweiſe ſtaͤrkere, feinere
und groͤßere Kraͤfte gedenken laſſen, und die einen
gehoben, getrennet, veraͤndert, umgewechſelt werden
koͤnnen, ohne daß die andern immer nothwendig da-
durch eine weſentliche Veraͤnderung leiden, (§. 207.).

§. 551.

Setzet man nun die vorhin (§. 549.) angefuͤhrten
Saͤtze durch eine umſtaͤndlichere Theorie aus einander,
ſo iſt es gar wohl moͤglich, es ſo weit zu bringen,
daß man findet, ob ſie auch umgekehrt allgemein blei-
ben; und dieſes kann auf eine gedoppelte Art geſche-
hen. Einmal ſieht man, daß die bey jedem dieſer
Saͤtze angenommene Structur verſchieden iſt; und
eben wegen dieſer Verſchiedenheit kommen die Praͤ-
dicate ſo heraus, daß ſie nicht durchaus bey einerley
Structur ſtatt haben koͤnnen, ſie moͤgen nun der Art
oder nur den Graden nach verſchieden ſeyn. Denn
ſo iſt z. E. das Sproͤde nicht zaͤhe, das Harte nicht
weich, nicht fluͤßig ꝛc. Man kann ſich demnach ſchon
dadurch verſichern, daß das Fluͤßige die Structur
des Harten, das Zaͤhe und Weiche die Structur

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[171/0179] Das Zuſammenſetzen. Mechaniſmus nicht hinreichend, (§. 539. 545.). Es iſt daher an ſich moͤglich und ſehr wahrſcheinlich, daß außer den Kraͤften, die die kleinſten und nicht ferner getheilten Theilchen der Materie in ihrer Continuitaͤt erhalten, noch ſolche ſind, die ſich nicht nur auf die Verbindung dieſer kleinſten Theilchen, ſondern auf die Verbindung ganzer Syſtemen groͤßerer Koͤrper, und ſo auch des ganzen Weltbaues erſtrecken, ſo un- begreiflich uns, nicht die Wirkung, ſondern ihre Art zu wirken (§. 545.) ſeyn mag. Jn der That zeigen die chymiſchen Proceſſe des Aufloͤſens, des Praͤci- pitirens ꝛc. und die Arten der Affinitaͤten, daß ſich in den Koͤrpern mehrerley ſtufenweiſe ſtaͤrkere, feinere und groͤßere Kraͤfte gedenken laſſen, und die einen gehoben, getrennet, veraͤndert, umgewechſelt werden koͤnnen, ohne daß die andern immer nothwendig da- durch eine weſentliche Veraͤnderung leiden, (§. 207.). §. 551. Setzet man nun die vorhin (§. 549.) angefuͤhrten Saͤtze durch eine umſtaͤndlichere Theorie aus einander, ſo iſt es gar wohl moͤglich, es ſo weit zu bringen, daß man findet, ob ſie auch umgekehrt allgemein blei- ben; und dieſes kann auf eine gedoppelte Art geſche- hen. Einmal ſieht man, daß die bey jedem dieſer Saͤtze angenommene Structur verſchieden iſt; und eben wegen dieſer Verſchiedenheit kommen die Praͤ- dicate ſo heraus, daß ſie nicht durchaus bey einerley Structur ſtatt haben koͤnnen, ſie moͤgen nun der Art oder nur den Graden nach verſchieden ſeyn. Denn ſo iſt z. E. das Sproͤde nicht zaͤhe, das Harte nicht weich, nicht fluͤßig ꝛc. Man kann ſich demnach ſchon dadurch verſichern, daß das Fluͤßige die Structur des Harten, das Zaͤhe und Weiche die Structur des

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/179>, abgerufen am 29.03.2024.