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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Bestimmen.
ihn individual zu machen, hinzu kommen müs-
sen, die Möglichkeit zu existiren fehlet.
6°. Diese letzte Art von dem, was wir unbestimmt
nennen, ist daher (§. 164. 163.) schlechthin ideal
und symbolisch, und in so fern bezieht sich das
Bestimmen dabey allein auf die Kräfte des
Verstandes. Die Bedingungen dabey sind die
Gedenkbarkeit und das Nicht widersprechen,
(§. 288. 297.).
7°. Dabey aber thut der Verstand an sich betrach-
tet weiter nichts, als daß er die Bestimmungen
aufsuchet, die sich zusetzen lassen, folglich nicht
widersprechend, sondern gedenkbar sind.
8°. Wo aber von mehrern möglichen Bestimmun-
gen eine oder einige gewählet werden, da kom-
men Absichten und mit diesen die Kräfte des
Willens vor.
9°. Wir haben eben dieses von dem Bestimmen
im Reiche der Wirklichkeit anzumerken. Denn
was man zu einer Absicht bestimmt oder widmet
(§. 506. N°. 1.), das muß dazu tauglich seyn,
und öfters noch tauglich gemacht werden. Hie-
bey thut nun ebenfalls der Verstand nichts an-
ders, als daß er diese Möglichkeiten untersu-
chet, und falls sie gefunden worden, angiebt.
Zur wirklichen Ausführung gehört sodann Wol-
len und Können.
10°. So fern das Bestimmen, actiue genommen,
von dem Willen abhänget, scheint es etwas
Willkührliches zu haben. Wie aber dieses Will-
kührliche in Absicht auf das Reich der Wahr-
heiten, wo alles nach allen Combinationen schon
bestimmt und in Ordnung gebracht ist, weg-
falle,
Das Beſtimmen.
ihn individual zu machen, hinzu kommen muͤſ-
ſen, die Moͤglichkeit zu exiſtiren fehlet.
6°. Dieſe letzte Art von dem, was wir unbeſtimmt
nennen, iſt daher (§. 164. 163.) ſchlechthin ideal
und ſymboliſch, und in ſo fern bezieht ſich das
Beſtimmen dabey allein auf die Kraͤfte des
Verſtandes. Die Bedingungen dabey ſind die
Gedenkbarkeit und das Nicht widerſprechen,
(§. 288. 297.).
7°. Dabey aber thut der Verſtand an ſich betrach-
tet weiter nichts, als daß er die Beſtimmungen
aufſuchet, die ſich zuſetzen laſſen, folglich nicht
widerſprechend, ſondern gedenkbar ſind.
8°. Wo aber von mehrern moͤglichen Beſtimmun-
gen eine oder einige gewaͤhlet werden, da kom-
men Abſichten und mit dieſen die Kraͤfte des
Willens vor.
9°. Wir haben eben dieſes von dem Beſtimmen
im Reiche der Wirklichkeit anzumerken. Denn
was man zu einer Abſicht beſtimmt oder widmet
(§. 506. N°. 1.), das muß dazu tauglich ſeyn,
und oͤfters noch tauglich gemacht werden. Hie-
bey thut nun ebenfalls der Verſtand nichts an-
ders, als daß er dieſe Moͤglichkeiten unterſu-
chet, und falls ſie gefunden worden, angiebt.
Zur wirklichen Ausfuͤhrung gehoͤrt ſodann Wol-
len und Koͤnnen.
10°. So fern das Beſtimmen, actiue genommen,
von dem Willen abhaͤnget, ſcheint es etwas
Willkuͤhrliches zu haben. Wie aber dieſes Will-
kuͤhrliche in Abſicht auf das Reich der Wahr-
heiten, wo alles nach allen Combinationen ſchon
beſtimmt und in Ordnung gebracht iſt, weg-
falle,
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[127/0135] Das Beſtimmen. ihn individual zu machen, hinzu kommen muͤſ- ſen, die Moͤglichkeit zu exiſtiren fehlet. 6°. Dieſe letzte Art von dem, was wir unbeſtimmt nennen, iſt daher (§. 164. 163.) ſchlechthin ideal und ſymboliſch, und in ſo fern bezieht ſich das Beſtimmen dabey allein auf die Kraͤfte des Verſtandes. Die Bedingungen dabey ſind die Gedenkbarkeit und das Nicht widerſprechen, (§. 288. 297.). 7°. Dabey aber thut der Verſtand an ſich betrach- tet weiter nichts, als daß er die Beſtimmungen aufſuchet, die ſich zuſetzen laſſen, folglich nicht widerſprechend, ſondern gedenkbar ſind. 8°. Wo aber von mehrern moͤglichen Beſtimmun- gen eine oder einige gewaͤhlet werden, da kom- men Abſichten und mit dieſen die Kraͤfte des Willens vor. 9°. Wir haben eben dieſes von dem Beſtimmen im Reiche der Wirklichkeit anzumerken. Denn was man zu einer Abſicht beſtimmt oder widmet (§. 506. N°. 1.), das muß dazu tauglich ſeyn, und oͤfters noch tauglich gemacht werden. Hie- bey thut nun ebenfalls der Verſtand nichts an- ders, als daß er dieſe Moͤglichkeiten unterſu- chet, und falls ſie gefunden worden, angiebt. Zur wirklichen Ausfuͤhrung gehoͤrt ſodann Wol- len und Koͤnnen. 10°. So fern das Beſtimmen, actiue genommen, von dem Willen abhaͤnget, ſcheint es etwas Willkuͤhrliches zu haben. Wie aber dieſes Will- kuͤhrliche in Abſicht auf das Reich der Wahr- heiten, wo alles nach allen Combinationen ſchon beſtimmt und in Ordnung gebracht iſt, weg- falle,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/135>, abgerufen am 25.04.2024.