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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Anthonii Neri.
das Glas in den Schmeltzofen kommet/ so wird es so vieler
schönen/ hochen/ lieblichen und vollkommenen Farben theil-
hafftig/ daß keine Materia/ so ihm gleich wäre in der gan-
tzen Welt/ anzutreffen ist.

Die Erfindung des Glasses/ halten wir sehr uhralt zu
seyn; in dem die H. Schrifft beym Hiob am 28. Capitel v. 17.
saget: Und das Gold und Crystall mag ihr nicht gleichen: Es
bezeuget auch Sanct Hieronymus/ daß das Glaß ein uhr-
altes Inventum seyn müsse/ mit nachfolgenden mercklichen
Beweißthum/ also sagend: Daß Job zwischen den Nach-
kömlingen des Abrahams/ und dem Sohn Zanechi, gewe-
sen/ und in der fünfften Linie Abrahams/ von Esau herge-
kommen seye: Es wollen auch ihrer viel behaupten/ und
zwar nicht ohne Ursach/ es sey das Glaß von denen Chymicis
erfunden worden: denn in dem sie getrachtet haben/ die na-
türlichen Edelgesteine durch Kunst nachzuahmen/ so sind
sie an statt desselben/ auff das Glaß gekommen: Diese
Meinung scheinet von der Warheit nicht weit entfernet zu
seyn; in Betrachtung/ daß man alle Edelgesteine heuntzu-
tage nachahmen kan/ wie wir im fünfften Buch dieses Werck-
leins klar erweisen wollen: allwo man auch zugleich befinden
wird/ wie auff gleiche Weise/ das Glaß/ aus solchen Steinen/
zu bringen seye/ welche für sich selbst allein/ nimmermehr
schmeltzeten/ oder zu einen Glaß würden.

Plinius will/ es sey das Glaß bey dem Ufer/ des Flusses
Beli/ in Syrien erfunden worden/ von einigen Kauffleuten;
als welche durch einen Sturm dahin geworffen/ und aus trin-
gender Noth daselbst zu wohnen gezwungen/ einen Heerdt/
Speise zu kochen/ an dem Ufer baueten; Da haben sie gefun-
den eine grosse Menge des Krautes/ welches von vielen Cali
genennet wird/ aus dessen Aschen haben gedachte Kauff leu-
che die Sodam und Rochettam bereitet/ und also das Glaß ver-
fertiget; solches aber ist vermittels einer grossen Feuer-Hitze

gesche-
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Anthonii Neri.
das Glas in den Schmeltzofen kommet/ ſo wird es ſo vieler
ſchoͤnen/ hochen/ lieblichen und vollkommenen Farben theil-
hafftig/ daß keine Materia/ ſo ihm gleich waͤre in der gan-
tzen Welt/ anzutreffen iſt.

Die Erfindung des Glaſſes/ halten wir ſehr uhralt zu
ſeyn; in dem die H. Schrifft beym Hiob am 28. Capitel v. 17.
ſaget: Und das Gold und Cryſtall mag ihr nicht gleichen: Es
bezeuget auch Sanct Hieronymus/ daß das Glaß ein uhr-
altes Inventum ſeyn muͤſſe/ mit nachfolgenden mercklichen
Beweißthum/ alſo ſagend: Daß Job zwiſchen den Nach-
koͤmlingen des Abrahams/ und dem Sohn Zanechi, gewe-
ſen/ und in der fuͤnfften Linie Abrahams/ von Eſau herge-
kommen ſeye: Es wollen auch ihrer viel behaupten/ und
zwar nicht ohne Urſach/ es ſey das Glaß von denen Chymicis
erfunden worden: denn in dem ſie getrachtet haben/ die na-
tuͤrlichen Edelgeſteine durch Kunſt nachzuahmen/ ſo ſind
ſie an ſtatt deſſelben/ auff das Glaß gekommen: Dieſe
Meinung ſcheinet von der Warheit nicht weit entfernet zu
ſeyn; in Betrachtung/ daß man alle Edelgeſteine heuntzu-
tage nachahmen kan/ wie wir im fuͤnfften Buch dieſes Werck-
leins klar erweiſen wollen: allwo man auch zugleich befinden
wird/ wie auff gleiche Weiſe/ das Glaß/ aus ſolchen Steinen/
zu bringen ſeye/ welche fuͤr ſich ſelbſt allein/ nimmermehr
ſchmeltzeten/ oder zu einen Glaß wuͤrden.

Plinius will/ es ſey das Glaß bey dem Ufer/ des Fluſſes
Beli/ in Syrien erfunden worden/ von einigen Kauffleuten;
als welche durch einen Sturm dahin geworffen/ und aus trin-
gender Noth daſelbſt zu wohnen gezwungen/ einen Heerdt/
Speiſe zu kochen/ an dem Ufer baueten; Da haben ſie gefun-
den eine groſſe Menge des Krautes/ welches von vielen Cali
genennet wird/ aus deſſen Aſchen haben gedachte Kauff leu-
che die Sodam und Rochettam bereitet/ und alſo das Glaß ver-
fertiget; ſolches aber iſt vermittels einer groſſen Feuer-Hitze

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[3/0027] Anthonii Neri. das Glas in den Schmeltzofen kommet/ ſo wird es ſo vieler ſchoͤnen/ hochen/ lieblichen und vollkommenen Farben theil- hafftig/ daß keine Materia/ ſo ihm gleich waͤre in der gan- tzen Welt/ anzutreffen iſt. Die Erfindung des Glaſſes/ halten wir ſehr uhralt zu ſeyn; in dem die H. Schrifft beym Hiob am 28. Capitel v. 17. ſaget: Und das Gold und Cryſtall mag ihr nicht gleichen: Es bezeuget auch Sanct Hieronymus/ daß das Glaß ein uhr- altes Inventum ſeyn muͤſſe/ mit nachfolgenden mercklichen Beweißthum/ alſo ſagend: Daß Job zwiſchen den Nach- koͤmlingen des Abrahams/ und dem Sohn Zanechi, gewe- ſen/ und in der fuͤnfften Linie Abrahams/ von Eſau herge- kommen ſeye: Es wollen auch ihrer viel behaupten/ und zwar nicht ohne Urſach/ es ſey das Glaß von denen Chymicis erfunden worden: denn in dem ſie getrachtet haben/ die na- tuͤrlichen Edelgeſteine durch Kunſt nachzuahmen/ ſo ſind ſie an ſtatt deſſelben/ auff das Glaß gekommen: Dieſe Meinung ſcheinet von der Warheit nicht weit entfernet zu ſeyn; in Betrachtung/ daß man alle Edelgeſteine heuntzu- tage nachahmen kan/ wie wir im fuͤnfften Buch dieſes Werck- leins klar erweiſen wollen: allwo man auch zugleich befinden wird/ wie auff gleiche Weiſe/ das Glaß/ aus ſolchen Steinen/ zu bringen ſeye/ welche fuͤr ſich ſelbſt allein/ nimmermehr ſchmeltzeten/ oder zu einen Glaß wuͤrden. Plinius will/ es ſey das Glaß bey dem Ufer/ des Fluſſes Beli/ in Syrien erfunden worden/ von einigen Kauffleuten; als welche durch einen Sturm dahin geworffen/ und aus trin- gender Noth daſelbſt zu wohnen gezwungen/ einen Heerdt/ Speiſe zu kochen/ an dem Ufer baueten; Da haben ſie gefun- den eine groſſe Menge des Krautes/ welches von vielen Cali genennet wird/ aus deſſen Aſchen haben gedachte Kauff leu- che die Sodam und Rochettam bereitet/ und alſo das Glaß ver- fertiget; ſolches aber iſt vermittels einer groſſen Feuer-Hitze geſche- A 2

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/27>, abgerufen am 24.04.2024.