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Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856.

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Einleitung.
ganz genügend), nicht nur die Kenntniss der Hülfsmittel
und ihrer Einwirkung, welche man zur Erlangung des Erkennens,
Gehorchens und Vermögens anwendet, sind erforderlich, um hier
nicht fehl zu greifen; es gehört ein genaues Individualisiren
des Dressur-Objekts dazu, die Kenntniss der besonderen
Stärken
und Schwächen seines Gebäudes, die Kenntniss seiner
speziellen geistigen Befähigungen und der Mängel seines Tempera-
ments und Gemüths. Gute Kenntniss der Anatomie des Thieres,
so viel Mechanik, als für die Bewegungslehre nothwendig ist,
und endlich eine scharfe Beobachtungsgabe sind unentbehr-
liche Hülfsmittel für den Dressirenden. -- Es würde die Dressur
weniger schwierig sein, wenn man im Stande wäre, erst das
Verständniss, dann den Gehorsam und endlich den Körper des
Thieres nacheinander auszubilden. Da aber in allen diesen drei
Beziehungen gleichzeitig vorgeschritten werden muss, und sie
in untrennbarer Wechselwirkung zu einander stehen, so wird es
einen ferneren Theil der Belehrung ausmachen, wie Verständniss,
Gehorsam und Körperausbildung in systematischer Reihen-
folge von Lectionen
neben einander ausgebildet werden.

Es wird demnach der erste Theil den Stoff sammelnd, zuerst
Einiges aus der Lehre vom Exterieur und dem Gange des
Pferdes, dann die Lehre vom Verständnisse, Gehorsam und
von der Körperausbildung enthalten, im zweiten Theile aber
ihre Anwendung in systematischer Stufenfolge gezeigt wer-
den. -- Ueberall wird das Verständniss derjenigen Ausdrücke,
welche allgemein gebräuchlich sind, wie die Kenntniss der Hülfen
und Lectionen etc. vorausgesetzt.

Bei Ausdrücken, welche ungewöhnlich sind, oder einer beson-
dern Erklärung bedürfen, sind diese gegeben, eben so oft anato-
mische und mechanische Verhältnisse mit einer Weitläufigkeit
erklärt, die dem Wissenden ermüdend scheinen mag, dem
Nichteingeweihten aber unentbehrlich sein dürfte.

Eingeflochtene Bemerkungen soldatischer Natur, welche
weniger zur Sache gehören, bitte ich mit der Wahrheit des Spru-
ches: "Wessen das Herz voll ist, geht der Mund über!"
zu entschuldigen.


Einleitung.
ganz genügend), nicht nur die Kenntniss der Hülfsmittel
und ihrer Einwirkung, welche man zur Erlangung des Erkennens,
Gehorchens und Vermögens anwendet, sind erforderlich, um hier
nicht fehl zu greifen; es gehört ein genaues Individualisiren
des Dressur-Objekts dazu, die Kenntniss der besonderen
Stärken
und Schwächen seines Gebäudes, die Kenntniss seiner
speziellen geistigen Befähigungen und der Mängel seines Tempera-
ments und Gemüths. Gute Kenntniss der Anatomie des Thieres,
so viel Mechanik, als für die Bewegungslehre nothwendig ist,
und endlich eine scharfe Beobachtungsgabe sind unentbehr-
liche Hülfsmittel für den Dressirenden. — Es würde die Dressur
weniger schwierig sein, wenn man im Stande wäre, erst das
Verständniss, dann den Gehorsam und endlich den Körper des
Thieres nacheinander auszubilden. Da aber in allen diesen drei
Beziehungen gleichzeitig vorgeschritten werden muss, und sie
in untrennbarer Wechselwirkung zu einander stehen, so wird es
einen ferneren Theil der Belehrung ausmachen, wie Verständniss,
Gehorsam und Körperausbildung in systematischer Reihen-
folge von Lectionen
neben einander ausgebildet werden.

Es wird demnach der erste Theil den Stoff sammelnd, zuerst
Einiges aus der Lehre vom Exterieur und dem Gange des
Pferdes, dann die Lehre vom Verständnisse, Gehorsam und
von der Körperausbildung enthalten, im zweiten Theile aber
ihre Anwendung in systematischer Stufenfolge gezeigt wer-
den. — Ueberall wird das Verständniss derjenigen Ausdrücke,
welche allgemein gebräuchlich sind, wie die Kenntniss der Hülfen
und Lectionen etc. vorausgesetzt.

Bei Ausdrücken, welche ungewöhnlich sind, oder einer beson-
dern Erklärung bedürfen, sind diese gegeben, eben so oft anato-
mische und mechanische Verhältnisse mit einer Weitläufigkeit
erklärt, die dem Wissenden ermüdend scheinen mag, dem
Nichteingeweihten aber unentbehrlich sein dürfte.

Eingeflochtene Bemerkungen soldatischer Natur, welche
weniger zur Sache gehören, bitte ich mit der Wahrheit des Spru-
ches: „Wessen das Herz voll ist, geht der Mund über!
zu entschuldigen.


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[4/0026] Einleitung. ganz genügend), nicht nur die Kenntniss der Hülfsmittel und ihrer Einwirkung, welche man zur Erlangung des Erkennens, Gehorchens und Vermögens anwendet, sind erforderlich, um hier nicht fehl zu greifen; es gehört ein genaues Individualisiren des Dressur-Objekts dazu, die Kenntniss der besonderen Stärken und Schwächen seines Gebäudes, die Kenntniss seiner speziellen geistigen Befähigungen und der Mängel seines Tempera- ments und Gemüths. Gute Kenntniss der Anatomie des Thieres, so viel Mechanik, als für die Bewegungslehre nothwendig ist, und endlich eine scharfe Beobachtungsgabe sind unentbehr- liche Hülfsmittel für den Dressirenden. — Es würde die Dressur weniger schwierig sein, wenn man im Stande wäre, erst das Verständniss, dann den Gehorsam und endlich den Körper des Thieres nacheinander auszubilden. Da aber in allen diesen drei Beziehungen gleichzeitig vorgeschritten werden muss, und sie in untrennbarer Wechselwirkung zu einander stehen, so wird es einen ferneren Theil der Belehrung ausmachen, wie Verständniss, Gehorsam und Körperausbildung in systematischer Reihen- folge von Lectionen neben einander ausgebildet werden. Es wird demnach der erste Theil den Stoff sammelnd, zuerst Einiges aus der Lehre vom Exterieur und dem Gange des Pferdes, dann die Lehre vom Verständnisse, Gehorsam und von der Körperausbildung enthalten, im zweiten Theile aber ihre Anwendung in systematischer Stufenfolge gezeigt wer- den. — Ueberall wird das Verständniss derjenigen Ausdrücke, welche allgemein gebräuchlich sind, wie die Kenntniss der Hülfen und Lectionen etc. vorausgesetzt. Bei Ausdrücken, welche ungewöhnlich sind, oder einer beson- dern Erklärung bedürfen, sind diese gegeben, eben so oft anato- mische und mechanische Verhältnisse mit einer Weitläufigkeit erklärt, die dem Wissenden ermüdend scheinen mag, dem Nichteingeweihten aber unentbehrlich sein dürfte. Eingeflochtene Bemerkungen soldatischer Natur, welche weniger zur Sache gehören, bitte ich mit der Wahrheit des Spru- ches: „Wessen das Herz voll ist, geht der Mund über!“ zu entschuldigen.

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Zitationshilfe: Krane, Friedrich von: Die Dressur des Reitpferdes (Campagne- und Gebrauchs-Pferdes). Münster, 1856, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krane_reitpferd_1856/26>, abgerufen am 19.04.2024.