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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Hülsenfrüchte.
rund, Hülse walzig, nicht eingedrückt, innen mit einer
derben Haut, daher nicht eßbar. Samen erbsgelb,
gelbgrün oder grün. Sorten: Weiße frühe Mark-
erbse. Victoriaerbse, Kneifelerbse, Maierbse, Riesen-
felderbse; Baltische Erbse, Grünliche Erbse etc.

2. Die Ackererbse (Stockerbse) (Pisum ar-
vense L.)
Sun, violettblühend, Samen kantig eingedrückt,
graugrün, braun punktirt. a. Kern- oder Eckererbsen.
Sorten: Große graue Erbse, Schlösselerbse, Preußische
Erbse, Graue französische Erbse etc. b. Zuckerschefe oder
Zuckerschote, sammt den Hülsen eßbar. Sorten:
Holländische Zuckererbse, Schwertzuckererbse, Sichel-
erbse etc.

[Abbildung] Fig. 46.

Gemeine Saaterbse (Pisum
sativum L.)
Sun und .

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Erbse eignet sich mehr für mäßig feuchte, warme Gegenden. Regenarme
Oertlichkeiten werden der Erbse ebenso nachtheilig als regenreiche. Feuchtwarme
Sommer begünstigen die Krautentwickelung und vermindern den Blüthen- und Frucht-
ansatz. In rauhen Gegenden werden die Erbsen, welche eine Vegetationsdauer von
17--22 Wochen besitzen, zu spät reif. Ihr Anbau erstreckt sich bis zum 62° nördl.
Breite und über fast alle bewohnten Theile der Erde.

Mäßig gebundene Bodenarten mit einigem Kalkgehalte, wie mergeliger, durch-
lassender Lehm, sagen ihr am besten zu. Reicher Boden begünstigt eine üppige
Stengel- und Blattentwickelung und in Folge der größeren Beschattung die Bildung
von Lagerfrucht. Strenger Lehm- und Thonboden, sowie zu lose, moorige Bodenarten sind
am ungeeignetsten für den Erbsenbau. Zu beachten ist, daß auf manchen Böden
gut weichkochende Erbsensorten in wenig Jahren in hartkochende umgeändert werden,
welche, wie bekannt, beim Kochen mit Wasser hart und hornig bleiben und sich nicht
in eine breiige Masse verwandeln lassen. Nach Ritthausens Analysen hartkochender
Erbsen dürfte anzunehmen sein, daß diese Eigenschaft besonders auf solchem Boden
zum Vorscheine kommt, welcher etwa an Phosphorsäure Mangel leidet oder der einen
zu großen Reichthum an Kali und Salpetersäure besitzt, wie dieß namentlich bei
humusreichen und mit Stallmist stark gedüngtem Boden der Fall ist. Eine mittlere
Erbsenernte entzieht dem Boden per Hektar folgende Mengen an Nährstoffen in
Kilogrammen:
16 Hektoliter Erbsen, a 78 Kilogr. oder

1248 Kilogr. Körner: 29.33 Asche, 12.23 Kali, 1.50 Kalk, 10.73 Phosphorsäure,
2000 " Stroh: 88.00 " 20.20 " 32.40 " 7.00 "
Summa: 117.33 " 32.43 " 33.90 " 17.73 "

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Die Hülſenfrüchte.
rund, Hülſe walzig, nicht eingedrückt, innen mit einer
derben Haut, daher nicht eßbar. Samen erbsgelb,
gelbgrün oder grün. Sorten: Weiße frühe Mark-
erbſe. Victoriaerbſe, Kneifelerbſe, Maierbſe, Rieſen-
felderbſe; Baltiſche Erbſe, Grünliche Erbſe ꝛc.

2. Die Ackererbſe (Stockerbſe) (Pisum ar-
vense L.)
☉, violettblühend, Samen kantig eingedrückt,
graugrün, braun punktirt. a. Kern- oder Eckererbſen.
Sorten: Große graue Erbſe, Schlöſſelerbſe, Preußiſche
Erbſe, Graue franzöſiſche Erbſe ꝛc. b. Zuckerſchefe oder
Zuckerſchote, ſammt den Hülſen eßbar. Sorten:
Holländiſche Zuckererbſe, Schwertzuckererbſe, Sichel-
erbſe ꝛc.

[Abbildung] Fig. 46.

Gemeine Saaterbſe (Pisum
sativum L.)
☉ und ⚇.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Die Erbſe eignet ſich mehr für mäßig feuchte, warme Gegenden. Regenarme
Oertlichkeiten werden der Erbſe ebenſo nachtheilig als regenreiche. Feuchtwarme
Sommer begünſtigen die Krautentwickelung und vermindern den Blüthen- und Frucht-
anſatz. In rauhen Gegenden werden die Erbſen, welche eine Vegetationsdauer von
17—22 Wochen beſitzen, zu ſpät reif. Ihr Anbau erſtreckt ſich bis zum 62° nördl.
Breite und über faſt alle bewohnten Theile der Erde.

Mäßig gebundene Bodenarten mit einigem Kalkgehalte, wie mergeliger, durch-
laſſender Lehm, ſagen ihr am beſten zu. Reicher Boden begünſtigt eine üppige
Stengel- und Blattentwickelung und in Folge der größeren Beſchattung die Bildung
von Lagerfrucht. Strenger Lehm- und Thonboden, ſowie zu loſe, moorige Bodenarten ſind
am ungeeignetſten für den Erbſenbau. Zu beachten iſt, daß auf manchen Böden
gut weichkochende Erbſenſorten in wenig Jahren in hartkochende umgeändert werden,
welche, wie bekannt, beim Kochen mit Waſſer hart und hornig bleiben und ſich nicht
in eine breiige Maſſe verwandeln laſſen. Nach Ritthauſens Analyſen hartkochender
Erbſen dürfte anzunehmen ſein, daß dieſe Eigenſchaft beſonders auf ſolchem Boden
zum Vorſcheine kommt, welcher etwa an Phosphorſäure Mangel leidet oder der einen
zu großen Reichthum an Kali und Salpeterſäure beſitzt, wie dieß namentlich bei
humusreichen und mit Stallmiſt ſtark gedüngtem Boden der Fall iſt. Eine mittlere
Erbſenernte entzieht dem Boden per Hektar folgende Mengen an Nährſtoffen in
Kilogrammen:
16 Hektoliter Erbſen, à 78 Kilogr. oder

1248 Kilogr. Körner: 29.33 Aſche, 12.23 Kali, 1.50 Kalk, 10.73 Phosphorſäure,
2000 „ Stroh: 88.00 „ 20.20 „ 32.40 „ 7.00 „
Summa: 117.33 „ 32.43 „ 33.90 „ 17.73 „

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[67/0081] Die Hülſenfrüchte. rund, Hülſe walzig, nicht eingedrückt, innen mit einer derben Haut, daher nicht eßbar. Samen erbsgelb, gelbgrün oder grün. Sorten: Weiße frühe Mark- erbſe. Victoriaerbſe, Kneifelerbſe, Maierbſe, Rieſen- felderbſe; Baltiſche Erbſe, Grünliche Erbſe ꝛc. 2. Die Ackererbſe (Stockerbſe) (Pisum ar- vense L.) ☉, violettblühend, Samen kantig eingedrückt, graugrün, braun punktirt. a. Kern- oder Eckererbſen. Sorten: Große graue Erbſe, Schlöſſelerbſe, Preußiſche Erbſe, Graue franzöſiſche Erbſe ꝛc. b. Zuckerſchefe oder Zuckerſchote, ſammt den Hülſen eßbar. Sorten: Holländiſche Zuckererbſe, Schwertzuckererbſe, Sichel- erbſe ꝛc. [Abbildung Fig. 46. Gemeine Saaterbſe (Pisum sativum L.) ☉ und ⚇. ] 1. Die Wachsthumsbedingungen. Die Erbſe eignet ſich mehr für mäßig feuchte, warme Gegenden. Regenarme Oertlichkeiten werden der Erbſe ebenſo nachtheilig als regenreiche. Feuchtwarme Sommer begünſtigen die Krautentwickelung und vermindern den Blüthen- und Frucht- anſatz. In rauhen Gegenden werden die Erbſen, welche eine Vegetationsdauer von 17—22 Wochen beſitzen, zu ſpät reif. Ihr Anbau erſtreckt ſich bis zum 62° nördl. Breite und über faſt alle bewohnten Theile der Erde. Mäßig gebundene Bodenarten mit einigem Kalkgehalte, wie mergeliger, durch- laſſender Lehm, ſagen ihr am beſten zu. Reicher Boden begünſtigt eine üppige Stengel- und Blattentwickelung und in Folge der größeren Beſchattung die Bildung von Lagerfrucht. Strenger Lehm- und Thonboden, ſowie zu loſe, moorige Bodenarten ſind am ungeeignetſten für den Erbſenbau. Zu beachten iſt, daß auf manchen Böden gut weichkochende Erbſenſorten in wenig Jahren in hartkochende umgeändert werden, welche, wie bekannt, beim Kochen mit Waſſer hart und hornig bleiben und ſich nicht in eine breiige Maſſe verwandeln laſſen. Nach Ritthauſens Analyſen hartkochender Erbſen dürfte anzunehmen ſein, daß dieſe Eigenſchaft beſonders auf ſolchem Boden zum Vorſcheine kommt, welcher etwa an Phosphorſäure Mangel leidet oder der einen zu großen Reichthum an Kali und Salpeterſäure beſitzt, wie dieß namentlich bei humusreichen und mit Stallmiſt ſtark gedüngtem Boden der Fall iſt. Eine mittlere Erbſenernte entzieht dem Boden per Hektar folgende Mengen an Nährſtoffen in Kilogrammen: 16 Hektoliter Erbſen, à 78 Kilogr. oder 1248 Kilogr. Körner: 29.33 Aſche, 12.23 Kali, 1.50 Kalk, 10.73 Phosphorſäure, 2000 „ Stroh: 88.00 „ 20.20 „ 32.40 „ 7.00 „ Summa: 117.33 „ 32.43 „ 33.90 „ 17.73 „ 5*

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/81>, abgerufen am 20.04.2024.