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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
e. Hafergemenge.

Der Hafer wird am häufigsten im Gemenge mit den verschiedensten Hülsenfrüchten,
als Wicken, Erbsen, Bohnen (Rauhfutter, Rauhzeug) oder mit einer mäßigen Unter-
saat von Pferdebohnen angebaut.

II.
Die Hülsenfrüchte.

Von den Hülsenfrüchten werden vorzugsweise wegen ihrer proteinreichen Samen
die Erbse, die Linse, die Wicke, die Pferdebohne, die Wicklinse, die
Platterbse, die Kicher und die Phaseole gebaut. Hauptnahrungs-
mittel für den Menschen bilden sie nur in südlichen Ländern; in Mitteleuropa stehen
sie gegen die Getreidefrüchte in der Ausdehnung der Verwendung sehr zu-
rück. Den größten mittleren Gehalt an Proteinstoffen, vornehmlich an Legumin,
besitzt die Wicke (27.5 %), den geringsten, jedoch immer noch nahezu die doppelte
Menge als wie der Weizen, die Erbse (22.4 %). Neben den Proteinstoffen enthalten
die Samen noch stickstofffreie Stoffe, besonders Stärkemehl in Form von ellipsoidischen
Körnern, in einer Menge von 44.5 % (Pferdebohnen) -- 52.6 % (Erbsen). Außer
den sehr nahrhaften Samen liefern die Hülsenfrüchte ein sehr nahrhaftes Futterstroh,
dessen gute Einbringung jedoch oft gefährdet ist.

Die Hülsenfrüchte besitzen eine tiefgehende Wurzel und hinterlassen, ungleich den
Getreidepflanzen, den Boden im frischen Zustande, indem sie denselben nicht nur
beschatten, sondern auch durch ihren Blätterabfall mit humosen Substanzen bereichern.

Die Verbreitung der Hülsenfruchtcultur tritt gegenüber der Ausdehnung des
Getreidebaues in Mitteleuropa zurück. In südlicheren Gegenden, wie besonders in
Spanien, gewinnt jedoch ihre Cultur an Ausdehnung und Bedeutung. Bei dem
großen Nährwerthe der Hülsenfruchtsamen verdient ihr Anbau auch in Mitteleuropa,
besonders in nicht zu trockenen Lagen allgemeinere Aufnahme.

1. Die Erbse.

Die Erbse, Saaterbse, Felderbse, Gartenerbse (Pisum sativum L.) Sun und
unterscheidet sich von den übrigen Hülsenfrüchten durch die kugeligen Samen und durch die
beiden großen Nebenblätter. Die Varietäten sind sehr unbeständig, so zwar, daß sich häufig
auf ein und derselben Pflanze zwei Varietäten, mitunter selbst in einer Hülse zwei
verschiedene Varietäten vereinigt finden. Sicher lassen sich etwa folgende Erbsenarten
und Varietäten nach der Farbe der Blüthe und des Samens, nach der Höhe der
Pflanze und der Art der Verwendung unterscheiden:

1. Die Saaterbse (Pisum sativum L.) Sun, Fig. 46, weißblühend. a. Ge-
meine Zuckererbse mit runden Samen, Hülse zwischen den Samen eingedrückt und
eßbar. Sorten: Hohe weiße Zuckererbse (1.5--2 Meter hoch), Zwergzuckererbse
(0.3--0.6 Meter hoch) etc. b. Schal-, Kneifel-, Pahl-, Brockel- oder Pflückererbse, Samen

Beſondere Pflanzenbaulehre.
e. Hafergemenge.

Der Hafer wird am häufigſten im Gemenge mit den verſchiedenſten Hülſenfrüchten,
als Wicken, Erbſen, Bohnen (Rauhfutter, Rauhzeug) oder mit einer mäßigen Unter-
ſaat von Pferdebohnen angebaut.

II.
Die Hülſenfrüchte.

Von den Hülſenfrüchten werden vorzugsweiſe wegen ihrer proteïnreichen Samen
die Erbſe, die Linſe, die Wicke, die Pferdebohne, die Wicklinſe, die
Platterbſe, die Kicher und die Phaſeole gebaut. Hauptnahrungs-
mittel für den Menſchen bilden ſie nur in ſüdlichen Ländern; in Mitteleuropa ſtehen
ſie gegen die Getreidefrüchte in der Ausdehnung der Verwendung ſehr zu-
rück. Den größten mittleren Gehalt an Proteïnſtoffen, vornehmlich an Legumin,
beſitzt die Wicke (27.5 %), den geringſten, jedoch immer noch nahezu die doppelte
Menge als wie der Weizen, die Erbſe (22.4 %). Neben den Proteïnſtoffen enthalten
die Samen noch ſtickſtofffreie Stoffe, beſonders Stärkemehl in Form von ellipſoidiſchen
Körnern, in einer Menge von 44.5 % (Pferdebohnen) — 52.6 % (Erbſen). Außer
den ſehr nahrhaften Samen liefern die Hülſenfrüchte ein ſehr nahrhaftes Futterſtroh,
deſſen gute Einbringung jedoch oft gefährdet iſt.

Die Hülſenfrüchte beſitzen eine tiefgehende Wurzel und hinterlaſſen, ungleich den
Getreidepflanzen, den Boden im friſchen Zuſtande, indem ſie denſelben nicht nur
beſchatten, ſondern auch durch ihren Blätterabfall mit humoſen Subſtanzen bereichern.

Die Verbreitung der Hülſenfruchtcultur tritt gegenüber der Ausdehnung des
Getreidebaues in Mitteleuropa zurück. In ſüdlicheren Gegenden, wie beſonders in
Spanien, gewinnt jedoch ihre Cultur an Ausdehnung und Bedeutung. Bei dem
großen Nährwerthe der Hülſenfruchtſamen verdient ihr Anbau auch in Mitteleuropa,
beſonders in nicht zu trockenen Lagen allgemeinere Aufnahme.

1. Die Erbſe.

Die Erbſe, Saaterbſe, Felderbſe, Gartenerbſe (Pisum sativum L.) ☉ und ⚇
unterſcheidet ſich von den übrigen Hülſenfrüchten durch die kugeligen Samen und durch die
beiden großen Nebenblätter. Die Varietäten ſind ſehr unbeſtändig, ſo zwar, daß ſich häufig
auf ein und derſelben Pflanze zwei Varietäten, mitunter ſelbſt in einer Hülſe zwei
verſchiedene Varietäten vereinigt finden. Sicher laſſen ſich etwa folgende Erbſenarten
und Varietäten nach der Farbe der Blüthe und des Samens, nach der Höhe der
Pflanze und der Art der Verwendung unterſcheiden:

1. Die Saaterbſe (Pisum sativum L.) ☉, Fig. 46, weißblühend. a. Ge-
meine Zuckererbſe mit runden Samen, Hülſe zwiſchen den Samen eingedrückt und
eßbar. Sorten: Hohe weiße Zuckererbſe (1.5—2 Meter hoch), Zwergzuckererbſe
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[66/0080] Beſondere Pflanzenbaulehre. e. Hafergemenge. Der Hafer wird am häufigſten im Gemenge mit den verſchiedenſten Hülſenfrüchten, als Wicken, Erbſen, Bohnen (Rauhfutter, Rauhzeug) oder mit einer mäßigen Unter- ſaat von Pferdebohnen angebaut. II. Die Hülſenfrüchte. Von den Hülſenfrüchten werden vorzugsweiſe wegen ihrer proteïnreichen Samen die Erbſe, die Linſe, die Wicke, die Pferdebohne, die Wicklinſe, die Platterbſe, die Kicher und die Phaſeole gebaut. Hauptnahrungs- mittel für den Menſchen bilden ſie nur in ſüdlichen Ländern; in Mitteleuropa ſtehen ſie gegen die Getreidefrüchte in der Ausdehnung der Verwendung ſehr zu- rück. Den größten mittleren Gehalt an Proteïnſtoffen, vornehmlich an Legumin, beſitzt die Wicke (27.5 %), den geringſten, jedoch immer noch nahezu die doppelte Menge als wie der Weizen, die Erbſe (22.4 %). Neben den Proteïnſtoffen enthalten die Samen noch ſtickſtofffreie Stoffe, beſonders Stärkemehl in Form von ellipſoidiſchen Körnern, in einer Menge von 44.5 % (Pferdebohnen) — 52.6 % (Erbſen). Außer den ſehr nahrhaften Samen liefern die Hülſenfrüchte ein ſehr nahrhaftes Futterſtroh, deſſen gute Einbringung jedoch oft gefährdet iſt. Die Hülſenfrüchte beſitzen eine tiefgehende Wurzel und hinterlaſſen, ungleich den Getreidepflanzen, den Boden im friſchen Zuſtande, indem ſie denſelben nicht nur beſchatten, ſondern auch durch ihren Blätterabfall mit humoſen Subſtanzen bereichern. Die Verbreitung der Hülſenfruchtcultur tritt gegenüber der Ausdehnung des Getreidebaues in Mitteleuropa zurück. In ſüdlicheren Gegenden, wie beſonders in Spanien, gewinnt jedoch ihre Cultur an Ausdehnung und Bedeutung. Bei dem großen Nährwerthe der Hülſenfruchtſamen verdient ihr Anbau auch in Mitteleuropa, beſonders in nicht zu trockenen Lagen allgemeinere Aufnahme. 1. Die Erbſe. Die Erbſe, Saaterbſe, Felderbſe, Gartenerbſe (Pisum sativum L.) ☉ und ⚇ unterſcheidet ſich von den übrigen Hülſenfrüchten durch die kugeligen Samen und durch die beiden großen Nebenblätter. Die Varietäten ſind ſehr unbeſtändig, ſo zwar, daß ſich häufig auf ein und derſelben Pflanze zwei Varietäten, mitunter ſelbſt in einer Hülſe zwei verſchiedene Varietäten vereinigt finden. Sicher laſſen ſich etwa folgende Erbſenarten und Varietäten nach der Farbe der Blüthe und des Samens, nach der Höhe der Pflanze und der Art der Verwendung unterſcheiden: 1. Die Saaterbſe (Pisum sativum L.) ☉, Fig. 46, weißblühend. a. Ge- meine Zuckererbſe mit runden Samen, Hülſe zwiſchen den Samen eingedrückt und eßbar. Sorten: Hohe weiße Zuckererbſe (1.5—2 Meter hoch), Zwergzuckererbſe (0.3—0.6 Meter hoch) ꝛc. b. Schal-, Kneifel-, Pahl-, Brockel- oder Pflückererbſe, Samen

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/80>, abgerufen am 20.04.2024.