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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Futterpflanzen.

Die Serradella behält nach den Untersuchungen von Dr. J. Fittbogen 1) ihren
vollen Futterwerth bis zum Ende der Blüthe und unterscheidet sich in dieser Be-
ziehung vortheilhaft von anderen Pflanzen, welche, wie z. B. der Rothklee, mit zu-
nehmendem Alter relativ ärmer an stickstoffhaltigen Nährstoffen werden. In der
Praxis dürfte sich dies Ergebniß indessen wesentlich durch den Umstand modificiren,
daß bei der Heuwerbung ein großer Theil der Blätter, welche bekanntlich zu den
stickstoffreichsten Organen gehören, verloren geht.

Das Wachsthum der Serradella ist bis zum Eintritte der Blüthe ein sehr lang-
sames; die größte absolute Zunahme an organischer und anorganischer Substanz
wurde während des weiteren Verlaufes der Blüthe constatirt.

Jedenfalls erscheint daher das letzte Stadium der Blüthe als die passendste Zeit
für die Ernte. Zu derselben Zeit wird auch in der Praxis die Heuwerbung überall
da vorgenommen, wo man die Serradella nicht zur Samengewinnung anbaut.

Rein ausgesäet wird sie von Mitte Juni bis in den Herbst hinein als Schaf-
weide ausgenutzt oder bei Benutzung zu Grünfutter Ende Juli das erstemal und im
September das zweitemal gemäht. Zu Heu schneidet man sie gegen Ende der Blüthe
im August und nimmt dann noch Ende September einen Grünfutterschnitt. Der
Same wird Ende August bis Mitte September gewonnen. Unter einer Ueberfrucht
gesäete Serradella wird im October zu Grünfutter verwendet. Der Heuertrag ist
großen Schwankungen ausgesetzt. Derselbe wechselt zwischen 2.3 -- 3.4 Tonnen per
Hektar. Der Samenertrag erreicht 8--12 Hektoliter.

9. Die Esparsette.

Die angebaute Esparsette, der ewige oder spanische Klee, die Esper (Onobrychis
sativa Lam.
) Jupiter besitzt 6--13paarige Blätter. Die Blättchen sind länglich-lanzettlich;
die hellrosenrothen, purpurngestreiften Blüthen stehen in langgestielten, kegelförmigen
Aehren. Die Schließfrucht, Fig. 140, ist einsamig, am Rande dornig gezähnt.
Die gemeine Esparsette und die sich nur durch die
kräftigere Entwicklung unterscheidenden Varietäten der
zwei- und dreischürigen Esparsette werden sowohl in
Mittel- als auch in Westeuropa angebaut.

Das Wurzelvermögen der Esparsette ist noch
bedeutender als jenes der Luzerne. Nach Fraas 2)
gehen die Wurzeln 2-, 3mal so tief, als wie bei der
Luzerne. Besonders charakteristisch für die Esparsette
ist der Umstand, "daß im Herbste der letzt abgemähte oder
abgeweidete Achsentheil bis an 5.3 Ctm. Tiefe in die
Erde hinein abstirbt, während sich dort ein neuer

[Abbildung] Fig. 140.

Esparsette (Onobrychis
sativa Lam.
) Jupiter nach Nobbe. -- a u.
c Schließfrucht; b u. d Same.

1) Landwirthschaftliche Jahrbücher. Heft 1. 1874. S. 159.
2) Das Wurzelleben der Culturpflanzen. 1870. S. 19.
Die Futterpflanzen.

Die Serradella behält nach den Unterſuchungen von Dr. J. Fittbogen 1) ihren
vollen Futterwerth bis zum Ende der Blüthe und unterſcheidet ſich in dieſer Be-
ziehung vortheilhaft von anderen Pflanzen, welche, wie z. B. der Rothklee, mit zu-
nehmendem Alter relativ ärmer an ſtickſtoffhaltigen Nährſtoffen werden. In der
Praxis dürfte ſich dies Ergebniß indeſſen weſentlich durch den Umſtand modificiren,
daß bei der Heuwerbung ein großer Theil der Blätter, welche bekanntlich zu den
ſtickſtoffreichſten Organen gehören, verloren geht.

Das Wachsthum der Serradella iſt bis zum Eintritte der Blüthe ein ſehr lang-
ſames; die größte abſolute Zunahme an organiſcher und anorganiſcher Subſtanz
wurde während des weiteren Verlaufes der Blüthe conſtatirt.

Jedenfalls erſcheint daher das letzte Stadium der Blüthe als die paſſendſte Zeit
für die Ernte. Zu derſelben Zeit wird auch in der Praxis die Heuwerbung überall
da vorgenommen, wo man die Serradella nicht zur Samengewinnung anbaut.

Rein ausgeſäet wird ſie von Mitte Juni bis in den Herbſt hinein als Schaf-
weide ausgenutzt oder bei Benutzung zu Grünfutter Ende Juli das erſtemal und im
September das zweitemal gemäht. Zu Heu ſchneidet man ſie gegen Ende der Blüthe
im Auguſt und nimmt dann noch Ende September einen Grünfutterſchnitt. Der
Same wird Ende Auguſt bis Mitte September gewonnen. Unter einer Ueberfrucht
geſäete Serradella wird im October zu Grünfutter verwendet. Der Heuertrag iſt
großen Schwankungen ausgeſetzt. Derſelbe wechſelt zwiſchen 2.3 — 3.4 Tonnen per
Hektar. Der Samenertrag erreicht 8—12 Hektoliter.

9. Die Eſparſette.

Die angebaute Eſparſette, der ewige oder ſpaniſche Klee, die Eſper (Onobrychis
sativa Lam.
) ♃ beſitzt 6—13paarige Blätter. Die Blättchen ſind länglich-lanzettlich;
die hellroſenrothen, purpurngeſtreiften Blüthen ſtehen in langgeſtielten, kegelförmigen
Aehren. Die Schließfrucht, Fig. 140, iſt einſamig, am Rande dornig gezähnt.
Die gemeine Eſparſette und die ſich nur durch die
kräftigere Entwicklung unterſcheidenden Varietäten der
zwei- und dreiſchürigen Eſparſette werden ſowohl in
Mittel- als auch in Weſteuropa angebaut.

Das Wurzelvermögen der Eſparſette iſt noch
bedeutender als jenes der Luzerne. Nach Fraas 2)
gehen die Wurzeln 2-, 3mal ſo tief, als wie bei der
Luzerne. Beſonders charakteriſtiſch für die Eſparſette
iſt der Umſtand, „daß im Herbſte der letzt abgemähte oder
abgeweidete Achſentheil bis an 5.3 Ctm. Tiefe in die
Erde hinein abſtirbt, während ſich dort ein neuer

[Abbildung] Fig. 140.

Eſparſette (Onobrychis
sativa Lam.
) ♃ nach Nobbe. — a u.
c Schließfrucht; b u. d Same.

1) Landwirthſchaftliche Jahrbücher. Heft 1. 1874. S. 159.
2) Das Wurzelleben der Culturpflanzen. 1870. S. 19.
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[197/0211] Die Futterpflanzen. Die Serradella behält nach den Unterſuchungen von Dr. J. Fittbogen 1) ihren vollen Futterwerth bis zum Ende der Blüthe und unterſcheidet ſich in dieſer Be- ziehung vortheilhaft von anderen Pflanzen, welche, wie z. B. der Rothklee, mit zu- nehmendem Alter relativ ärmer an ſtickſtoffhaltigen Nährſtoffen werden. In der Praxis dürfte ſich dies Ergebniß indeſſen weſentlich durch den Umſtand modificiren, daß bei der Heuwerbung ein großer Theil der Blätter, welche bekanntlich zu den ſtickſtoffreichſten Organen gehören, verloren geht. Das Wachsthum der Serradella iſt bis zum Eintritte der Blüthe ein ſehr lang- ſames; die größte abſolute Zunahme an organiſcher und anorganiſcher Subſtanz wurde während des weiteren Verlaufes der Blüthe conſtatirt. Jedenfalls erſcheint daher das letzte Stadium der Blüthe als die paſſendſte Zeit für die Ernte. Zu derſelben Zeit wird auch in der Praxis die Heuwerbung überall da vorgenommen, wo man die Serradella nicht zur Samengewinnung anbaut. Rein ausgeſäet wird ſie von Mitte Juni bis in den Herbſt hinein als Schaf- weide ausgenutzt oder bei Benutzung zu Grünfutter Ende Juli das erſtemal und im September das zweitemal gemäht. Zu Heu ſchneidet man ſie gegen Ende der Blüthe im Auguſt und nimmt dann noch Ende September einen Grünfutterſchnitt. Der Same wird Ende Auguſt bis Mitte September gewonnen. Unter einer Ueberfrucht geſäete Serradella wird im October zu Grünfutter verwendet. Der Heuertrag iſt großen Schwankungen ausgeſetzt. Derſelbe wechſelt zwiſchen 2.3 — 3.4 Tonnen per Hektar. Der Samenertrag erreicht 8—12 Hektoliter. 9. Die Eſparſette. Die angebaute Eſparſette, der ewige oder ſpaniſche Klee, die Eſper (Onobrychis sativa Lam.) ♃ beſitzt 6—13paarige Blätter. Die Blättchen ſind länglich-lanzettlich; die hellroſenrothen, purpurngeſtreiften Blüthen ſtehen in langgeſtielten, kegelförmigen Aehren. Die Schließfrucht, Fig. 140, iſt einſamig, am Rande dornig gezähnt. Die gemeine Eſparſette und die ſich nur durch die kräftigere Entwicklung unterſcheidenden Varietäten der zwei- und dreiſchürigen Eſparſette werden ſowohl in Mittel- als auch in Weſteuropa angebaut. Das Wurzelvermögen der Eſparſette iſt noch bedeutender als jenes der Luzerne. Nach Fraas 2) gehen die Wurzeln 2-, 3mal ſo tief, als wie bei der Luzerne. Beſonders charakteriſtiſch für die Eſparſette iſt der Umſtand, „daß im Herbſte der letzt abgemähte oder abgeweidete Achſentheil bis an 5.3 Ctm. Tiefe in die Erde hinein abſtirbt, während ſich dort ein neuer [Abbildung Fig. 140. Eſparſette (Onobrychis sativa Lam.) ♃ nach Nobbe. — a u. c Schließfrucht; b u. d Same.] 1) Landwirthſchaftliche Jahrbücher. Heft 1. 1874. S. 159. 2) Das Wurzelleben der Culturpflanzen. 1870. S. 19.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/211>, abgerufen am 19.04.2024.