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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 122.

Ulmer Rothkraut (Brassica
oleracea capitata DC.
) .

Kraut, Fig. 120, Centner- oder Riesenkraut etc.
2. Yorkerkohl oder Filderkraut mit länglichen,
spitzzulaufenden Köpfen. Sorten: Großes Yorkerkraut,
Zuckerhutkraut, Fig. 121. 3. Das Rothkraut,
dessen Kopf sich durch violett-weinrothe Färbung
auszeichnet. Sorten: Erfurter oder Holländer
Frührothkraut, Großes Ulmer Spätrothkraut,
Fig. 122.

Das Frühkraut, auch Winterkraut genannt, wird nur in Gärten als Gemüsegezogen;
dagegen das Spätkraut auch im Großen auf dem Felde. Das Letztere wird meist
zur Viehfütterung gebaut und zwar für die Monate September und Oktober, da es
sich nur schwer über Winter aufbewahren läßt. Von den Kleinwirthen werden von
dem Spätkraute, welches späterhin als menschliches Nahrungsmittel verkauft wird,
häufig die äußeren, abstehenden Blätter abgeplattet und sowie die Krautstrünke zur
Viehfütterung verwendet.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Das Kraut beansprucht ein feuchtwarmes Klima; im nassen und trockenen
Klima ist sein Gedeihen sehr unsicher. Gebundene, humusreiche Bodenarten, Thon,
Lehmboden, trocken gelegtes Teichland in frischer Lage, bei größerer Tiefgründigkeit
eignen sich am vorzüglichsten für den Anbau des Krautes. Es verträgt und lohnt
durch Vergrößerung der Köpfe die stärksten Düngungen mit Stallmist, menschlichen
Excrementen, Jauche, Knochenmehl, Asche etc. Der Dünger wird schon im Herbste
aufgebracht; die verdünnte Jauche zum Begießen des Krautes, während der
Vegetation, verwendet.

Im Herbste ist das Feld tief zu pflügen. Im nächsten Frühjahre ist das
Pflügen ein-, zweimal zu wiederholen, namentlich wenn das Kraut verpflanzt
werden soll. Bei der gartenmäßigen Cultur empfiehlt es sich das Kraut nicht
in die Fruchtfolge aufzunehmen, sondern auf eigenen, sorgfältig zubereiteten Kraut-
feldern mehrere Jahre nacheinander auf derselben Stelle anzubauen.

2. Die Saat.

Am sichersten wird das Kraut durch Verpflanzen gezogen. Zu diesem Zwecke
wird der Same möglichst früh im März auf sehr sorgfältig vorbereitete Samen-
beete, welche gegen Erdflöhe und den Frost zu schützen sind, ausgesäet. Von 3--5
Kilogr. Samen erhält man für ein Hektar eine ausreichende Zahl von kräftigen,
jungen Pflanzen. Dieselben werden im Mai, längstens Anfang Juni auf das Feld
verpflanzt und zwar entweder in 0.9--1.3 Meter entfernte Reihen oder auch auf
Kämme oder auf schmale Beete, um in feuchten Gegenden das überflüssige Wasser ab-
zuhalten. Die weitere Pflege ist dieselbe, wie sie jeder Hackfrucht gegeben wird.

Zuweilen wird der Kopfkohl von einem Schimmelpilze (Peronospora parasitica
Tul.
) und dem weißen Roste (Cystopus candidus Lev.) befallen. Die Zahl der
Feinde aus der Thierwelt ist eine bedeutende, wir führen nur die schädlichsten an:


Beſondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung] Fig. 122.

Ulmer Rothkraut (Brassica
oleracea capitata DC.
) ⚇.

Kraut, Fig. 120, Centner- oder Rieſenkraut ꝛc.
2. Yorkerkohl oder Filderkraut mit länglichen,
ſpitzzulaufenden Köpfen. Sorten: Großes Yorkerkraut,
Zuckerhutkraut, Fig. 121. 3. Das Rothkraut,
deſſen Kopf ſich durch violett-weinrothe Färbung
auszeichnet. Sorten: Erfurter oder Holländer
Frührothkraut, Großes Ulmer Spätrothkraut,
Fig. 122.

Das Frühkraut, auch Winterkraut genannt, wird nur in Gärten als Gemüſegezogen;
dagegen das Spätkraut auch im Großen auf dem Felde. Das Letztere wird meiſt
zur Viehfütterung gebaut und zwar für die Monate September und Oktober, da es
ſich nur ſchwer über Winter aufbewahren läßt. Von den Kleinwirthen werden von
dem Spätkraute, welches ſpäterhin als menſchliches Nahrungsmittel verkauft wird,
häufig die äußeren, abſtehenden Blätter abgeplattet und ſowie die Krautſtrünke zur
Viehfütterung verwendet.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Das Kraut beanſprucht ein feuchtwarmes Klima; im naſſen und trockenen
Klima iſt ſein Gedeihen ſehr unſicher. Gebundene, humusreiche Bodenarten, Thon,
Lehmboden, trocken gelegtes Teichland in friſcher Lage, bei größerer Tiefgründigkeit
eignen ſich am vorzüglichſten für den Anbau des Krautes. Es verträgt und lohnt
durch Vergrößerung der Köpfe die ſtärkſten Düngungen mit Stallmiſt, menſchlichen
Excrementen, Jauche, Knochenmehl, Aſche ꝛc. Der Dünger wird ſchon im Herbſte
aufgebracht; die verdünnte Jauche zum Begießen des Krautes, während der
Vegetation, verwendet.

Im Herbſte iſt das Feld tief zu pflügen. Im nächſten Frühjahre iſt das
Pflügen ein-, zweimal zu wiederholen, namentlich wenn das Kraut verpflanzt
werden ſoll. Bei der gartenmäßigen Cultur empfiehlt es ſich das Kraut nicht
in die Fruchtfolge aufzunehmen, ſondern auf eigenen, ſorgfältig zubereiteten Kraut-
feldern mehrere Jahre nacheinander auf derſelben Stelle anzubauen.

2. Die Saat.

Am ſicherſten wird das Kraut durch Verpflanzen gezogen. Zu dieſem Zwecke
wird der Same möglichſt früh im März auf ſehr ſorgfältig vorbereitete Samen-
beete, welche gegen Erdflöhe und den Froſt zu ſchützen ſind, ausgeſäet. Von 3—5
Kilogr. Samen erhält man für ein Hektar eine ausreichende Zahl von kräftigen,
jungen Pflanzen. Dieſelben werden im Mai, längſtens Anfang Juni auf das Feld
verpflanzt und zwar entweder in 0.9—1.3 Meter entfernte Reihen oder auch auf
Kämme oder auf ſchmale Beete, um in feuchten Gegenden das überflüſſige Waſſer ab-
zuhalten. Die weitere Pflege iſt dieſelbe, wie ſie jeder Hackfrucht gegeben wird.

Zuweilen wird der Kopfkohl von einem Schimmelpilze (Peronospora parasitica
Tul.
) und dem weißen Roſte (Cystopus candidus Lèv.) befallen. Die Zahl der
Feinde aus der Thierwelt iſt eine bedeutende, wir führen nur die ſchädlichſten an:


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[176/0190] Beſondere Pflanzenbaulehre. [Abbildung Fig. 122. Ulmer Rothkraut (Brassica oleracea capitata DC.) ⚇.] Kraut, Fig. 120, Centner- oder Rieſenkraut ꝛc. 2. Yorkerkohl oder Filderkraut mit länglichen, ſpitzzulaufenden Köpfen. Sorten: Großes Yorkerkraut, Zuckerhutkraut, Fig. 121. 3. Das Rothkraut, deſſen Kopf ſich durch violett-weinrothe Färbung auszeichnet. Sorten: Erfurter oder Holländer Frührothkraut, Großes Ulmer Spätrothkraut, Fig. 122. Das Frühkraut, auch Winterkraut genannt, wird nur in Gärten als Gemüſegezogen; dagegen das Spätkraut auch im Großen auf dem Felde. Das Letztere wird meiſt zur Viehfütterung gebaut und zwar für die Monate September und Oktober, da es ſich nur ſchwer über Winter aufbewahren läßt. Von den Kleinwirthen werden von dem Spätkraute, welches ſpäterhin als menſchliches Nahrungsmittel verkauft wird, häufig die äußeren, abſtehenden Blätter abgeplattet und ſowie die Krautſtrünke zur Viehfütterung verwendet. 1. Die Wachsthumsbedingungen. Das Kraut beanſprucht ein feuchtwarmes Klima; im naſſen und trockenen Klima iſt ſein Gedeihen ſehr unſicher. Gebundene, humusreiche Bodenarten, Thon, Lehmboden, trocken gelegtes Teichland in friſcher Lage, bei größerer Tiefgründigkeit eignen ſich am vorzüglichſten für den Anbau des Krautes. Es verträgt und lohnt durch Vergrößerung der Köpfe die ſtärkſten Düngungen mit Stallmiſt, menſchlichen Excrementen, Jauche, Knochenmehl, Aſche ꝛc. Der Dünger wird ſchon im Herbſte aufgebracht; die verdünnte Jauche zum Begießen des Krautes, während der Vegetation, verwendet. Im Herbſte iſt das Feld tief zu pflügen. Im nächſten Frühjahre iſt das Pflügen ein-, zweimal zu wiederholen, namentlich wenn das Kraut verpflanzt werden ſoll. Bei der gartenmäßigen Cultur empfiehlt es ſich das Kraut nicht in die Fruchtfolge aufzunehmen, ſondern auf eigenen, ſorgfältig zubereiteten Kraut- feldern mehrere Jahre nacheinander auf derſelben Stelle anzubauen. 2. Die Saat. Am ſicherſten wird das Kraut durch Verpflanzen gezogen. Zu dieſem Zwecke wird der Same möglichſt früh im März auf ſehr ſorgfältig vorbereitete Samen- beete, welche gegen Erdflöhe und den Froſt zu ſchützen ſind, ausgeſäet. Von 3—5 Kilogr. Samen erhält man für ein Hektar eine ausreichende Zahl von kräftigen, jungen Pflanzen. Dieſelben werden im Mai, längſtens Anfang Juni auf das Feld verpflanzt und zwar entweder in 0.9—1.3 Meter entfernte Reihen oder auch auf Kämme oder auf ſchmale Beete, um in feuchten Gegenden das überflüſſige Waſſer ab- zuhalten. Die weitere Pflege iſt dieſelbe, wie ſie jeder Hackfrucht gegeben wird. Zuweilen wird der Kopfkohl von einem Schimmelpilze (Peronospora parasitica Tul.) und dem weißen Roſte (Cystopus candidus Lèv.) befallen. Die Zahl der Feinde aus der Thierwelt iſt eine bedeutende, wir führen nur die ſchädlichſten an:

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/190>, abgerufen am 24.04.2024.