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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Farbepflanzen.
Die Setzlinge werden im Mai entweder auf 1.25--2.5 Meter breite Beete, zwi-
schen welchen jederseits ein 40--60 Ctm. breiter Weg belassen wird, in 30 Ctm.
entfernten Reihen auf je 8--10 Ctm. mit einem Pflanzmesser oder der Handhacke
in den Boden gelegt oder nach dem Pfluge in jede zweite Furche in den Boden ge-
bracht, oder schließlich in 45--60 Ctm. breite Kämme gelegt.

Im ersten Sommer wird das Krappland durch Jäten rein gehalten, mit der
Handhacke, später auch mit der Pferdehacke sorgfältig bearbeitet und nach Thunlich-
keit in trockenen Zeiten begossen. Im Herbste wird die Erde in den Wegen zwi-
schen den Beeten oder in den Zwischenräumen der Kämme aufgegraben und die
Krapppflanzen mit Erde bedeckt. Im zweiten Jahre wird die Lockerung des Bodens
durch Hacken wiederholt, ebenso nach Erforderniß im dritten Jahre. Das Blattwerk
kann im Herbste abgeschnitten und zur Fütterung verwendet werden.

Für die Vornahme der Ernte gibt A. L. Günther 1) die folgenden Anhalts-
punkte: "Die Ernte tritt gewöhnlich schon im Herbste des zweiten oder dritten Jahres
ein. Im Allgemeinen ist die zweijährige Nutzung die vortheilhaftere, weil im dritten
Jahre der Zuwachs selten dem Opfer einer ganzjährigen Verwendung des Feldes
entspricht. Noch vortheilhafter scheint uns die Ernte im Frühjahre, da um diese
Zeit gewöhnlich die zur Ernte nöthige Handarbeitskraft billig zu haben ist. Wird
im Herbste geerntet, so ist die Zeit von Mitte September bis Mitte October die
günstigste. Das Kraut wird abgeschnitten und hierauf das Land möglichst tief um-
gegraben oder auch tief geackert, die Wurzeln gesammelt und auf Haufen gegeben,
welche durch Bedecken mit Stroh vor Nachtfrösten geschützt werden. Gute Krapp-
wurzeln müssen gelblichroth aussehen, geringere sind lichtroth, schlechte gelb. Der
Verkauf derselben im frischen Zustande wäre wohl der günstigste, gewöhnlich muß der
Landwirth die Wurzeln vorher dörren und kann sie dann erst in diesem Zustande
verkaufen. 100 Kilogramm frische Krappwurzeln geben 20 Kilogramm trockenen
Krapp. Weiterhin wird der gewaschene und bei 40°C. getrocknete Krapp durch
Dreschen oder Vermahlen zwischen Mühlsteinen von der braunen Rinde (die als
mindeste Sorte unter dem Namen "Müllkrapp" in den Handel kommt) befreit und
gemahlen.

Der Ertrag wechselt zwischen 1050--3470 Kilogramm trockener Wurzel per

Hektar. Einjährige Krapppflanzen geben 1050--1300 Kilogramm.
Zweijährige " " 1800--2200 "
Dreijährige " " 2600--3470 "

Der Preis der Krappwurzeln beträgt 36--60 Mark (18--30 fl.) per 100
Kilogramm. Aus 500 Kilogramm gut getrocknetem Krapp erhält man 100 Kilo-
gramm Krappmehl. Letzteres wird sowohl zur Krapp- oder Türkischroth-Färberei,
als auch zur Bereitung des Krapplackes, welcher als Oel- und Wasserfarbe dient,
und zur Bereitung der Alizarintinte verwendet.


1) Wiener landw. Zeitung. 1871. S. 3.

Die Farbepflanzen.
Die Setzlinge werden im Mai entweder auf 1.25—2.5 Meter breite Beete, zwi-
ſchen welchen jederſeits ein 40—60 Ctm. breiter Weg belaſſen wird, in 30 Ctm.
entfernten Reihen auf je 8—10 Ctm. mit einem Pflanzmeſſer oder der Handhacke
in den Boden gelegt oder nach dem Pfluge in jede zweite Furche in den Boden ge-
bracht, oder ſchließlich in 45—60 Ctm. breite Kämme gelegt.

Im erſten Sommer wird das Krappland durch Jäten rein gehalten, mit der
Handhacke, ſpäter auch mit der Pferdehacke ſorgfältig bearbeitet und nach Thunlich-
keit in trockenen Zeiten begoſſen. Im Herbſte wird die Erde in den Wegen zwi-
ſchen den Beeten oder in den Zwiſchenräumen der Kämme aufgegraben und die
Krapppflanzen mit Erde bedeckt. Im zweiten Jahre wird die Lockerung des Bodens
durch Hacken wiederholt, ebenſo nach Erforderniß im dritten Jahre. Das Blattwerk
kann im Herbſte abgeſchnitten und zur Fütterung verwendet werden.

Für die Vornahme der Ernte gibt A. L. Günther 1) die folgenden Anhalts-
punkte: „Die Ernte tritt gewöhnlich ſchon im Herbſte des zweiten oder dritten Jahres
ein. Im Allgemeinen iſt die zweijährige Nutzung die vortheilhaftere, weil im dritten
Jahre der Zuwachs ſelten dem Opfer einer ganzjährigen Verwendung des Feldes
entſpricht. Noch vortheilhafter ſcheint uns die Ernte im Frühjahre, da um dieſe
Zeit gewöhnlich die zur Ernte nöthige Handarbeitskraft billig zu haben iſt. Wird
im Herbſte geerntet, ſo iſt die Zeit von Mitte September bis Mitte October die
günſtigſte. Das Kraut wird abgeſchnitten und hierauf das Land möglichſt tief um-
gegraben oder auch tief geackert, die Wurzeln geſammelt und auf Haufen gegeben,
welche durch Bedecken mit Stroh vor Nachtfröſten geſchützt werden. Gute Krapp-
wurzeln müſſen gelblichroth ausſehen, geringere ſind lichtroth, ſchlechte gelb. Der
Verkauf derſelben im friſchen Zuſtande wäre wohl der günſtigſte, gewöhnlich muß der
Landwirth die Wurzeln vorher dörren und kann ſie dann erſt in dieſem Zuſtande
verkaufen. 100 Kilogramm friſche Krappwurzeln geben 20 Kilogramm trockenen
Krapp. Weiterhin wird der gewaſchene und bei 40°C. getrocknete Krapp durch
Dreſchen oder Vermahlen zwiſchen Mühlſteinen von der braunen Rinde (die als
mindeſte Sorte unter dem Namen „Müllkrapp“ in den Handel kommt) befreit und
gemahlen.

Der Ertrag wechſelt zwiſchen 1050—3470 Kilogramm trockener Wurzel per

Hektar. Einjährige Krapppflanzen geben 1050—1300 Kilogramm.
Zweijährige „ „ 1800—2200 „
Dreijährige „ „ 2600—3470 „

Der Preis der Krappwurzeln beträgt 36—60 Mark (18—30 fl.) per 100
Kilogramm. Aus 500 Kilogramm gut getrocknetem Krapp erhält man 100 Kilo-
gramm Krappmehl. Letzteres wird ſowohl zur Krapp- oder Türkiſchroth-Färberei,
als auch zur Bereitung des Krapplackes, welcher als Oel- und Waſſerfarbe dient,
und zur Bereitung der Alizarintinte verwendet.


1) Wiener landw. Zeitung. 1871. S. 3.
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[111/0125] Die Farbepflanzen. Die Setzlinge werden im Mai entweder auf 1.25—2.5 Meter breite Beete, zwi- ſchen welchen jederſeits ein 40—60 Ctm. breiter Weg belaſſen wird, in 30 Ctm. entfernten Reihen auf je 8—10 Ctm. mit einem Pflanzmeſſer oder der Handhacke in den Boden gelegt oder nach dem Pfluge in jede zweite Furche in den Boden ge- bracht, oder ſchließlich in 45—60 Ctm. breite Kämme gelegt. Im erſten Sommer wird das Krappland durch Jäten rein gehalten, mit der Handhacke, ſpäter auch mit der Pferdehacke ſorgfältig bearbeitet und nach Thunlich- keit in trockenen Zeiten begoſſen. Im Herbſte wird die Erde in den Wegen zwi- ſchen den Beeten oder in den Zwiſchenräumen der Kämme aufgegraben und die Krapppflanzen mit Erde bedeckt. Im zweiten Jahre wird die Lockerung des Bodens durch Hacken wiederholt, ebenſo nach Erforderniß im dritten Jahre. Das Blattwerk kann im Herbſte abgeſchnitten und zur Fütterung verwendet werden. Für die Vornahme der Ernte gibt A. L. Günther 1) die folgenden Anhalts- punkte: „Die Ernte tritt gewöhnlich ſchon im Herbſte des zweiten oder dritten Jahres ein. Im Allgemeinen iſt die zweijährige Nutzung die vortheilhaftere, weil im dritten Jahre der Zuwachs ſelten dem Opfer einer ganzjährigen Verwendung des Feldes entſpricht. Noch vortheilhafter ſcheint uns die Ernte im Frühjahre, da um dieſe Zeit gewöhnlich die zur Ernte nöthige Handarbeitskraft billig zu haben iſt. Wird im Herbſte geerntet, ſo iſt die Zeit von Mitte September bis Mitte October die günſtigſte. Das Kraut wird abgeſchnitten und hierauf das Land möglichſt tief um- gegraben oder auch tief geackert, die Wurzeln geſammelt und auf Haufen gegeben, welche durch Bedecken mit Stroh vor Nachtfröſten geſchützt werden. Gute Krapp- wurzeln müſſen gelblichroth ausſehen, geringere ſind lichtroth, ſchlechte gelb. Der Verkauf derſelben im friſchen Zuſtande wäre wohl der günſtigſte, gewöhnlich muß der Landwirth die Wurzeln vorher dörren und kann ſie dann erſt in dieſem Zuſtande verkaufen. 100 Kilogramm friſche Krappwurzeln geben 20 Kilogramm trockenen Krapp. Weiterhin wird der gewaſchene und bei 40°C. getrocknete Krapp durch Dreſchen oder Vermahlen zwiſchen Mühlſteinen von der braunen Rinde (die als mindeſte Sorte unter dem Namen „Müllkrapp“ in den Handel kommt) befreit und gemahlen. Der Ertrag wechſelt zwiſchen 1050—3470 Kilogramm trockener Wurzel per Hektar. Einjährige Krapppflanzen geben 1050—1300 Kilogramm. Zweijährige „ „ 1800—2200 „ Dreijährige „ „ 2600—3470 „ Der Preis der Krappwurzeln beträgt 36—60 Mark (18—30 fl.) per 100 Kilogramm. Aus 500 Kilogramm gut getrocknetem Krapp erhält man 100 Kilo- gramm Krappmehl. Letzteres wird ſowohl zur Krapp- oder Türkiſchroth-Färberei, als auch zur Bereitung des Krapplackes, welcher als Oel- und Waſſerfarbe dient, und zur Bereitung der Alizarintinte verwendet. 1) Wiener landw. Zeitung. 1871. S. 3.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/125>, abgerufen am 28.03.2024.