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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Die Oelfrüchte.
Rhöadin etc. Er kommt in allen Theilen der
Pflanze vor. Am leichtesten kann er durch spiral-
förmige Einschnitte in die noch grüne Fruchtkapsel
erhalten werden. Am ergiebigsten für die
Opiumgewinnung ist der blaublühende Riesenkopf-
mohn.

Von Bedeutung ist die Unterscheidung der
Varietäten in offenen oder Schüttmohn und in
Dresch- oder Schließmohn. Bei Ersterem fallen
die Samen beim Schütteln durch Löcher heraus,
welche bei der Reife unter der Narbe in der Kapsel-
wand aufspringen. Bei dem Schließmohne bleiben
die Köpfe geschlossen, es tritt daher kein Verlust
durch Samenausfall ein; dagegen ist der Körner-
ertrag bei dem Schüttelmohne ergiebiger, weshalb
dieser häufiger zum Anbaue kommt. Außerdem
werden die Varietäten nach der Farbe der Blüthen
und der Farbe und Größe der Samen unter-
schieden in: Grausamigen Schütt- oder Schließ-
mohn mit weißen, rothen, braunen Blumenblättern,
Blausamigen Mohn mit stahlblauen Samen,
fleischrothen am Grunde dunkelrothen Blumen-
blättern und Weißsamigen Mohn mit weißen
Samen und Blüthen, welche am Grunde rothe
Flecken zeigen.

Der Mohn, welcher eine Vegetationsdauer
von 120--150 Tagen besitzt, wird fast aus-
schließlich als Sommerfrucht gebaut.

[Abbildung] Fig. 66.

Mohn (Papaver somni-
ferum L.
) Sun.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Der Mohn kann überall gebaut werden, wo noch das Wintergetreide fortkommt.
In gutem Culturzustande befindlicher Sand- oder Lehmboden in frischer Lage sagt
ihm am besten zu. Gleich gut gedeiht er auf fruchtbarem Kalkboden. Auf bindigen
Bodenarten geht er zu unsicher auf. Nasse Böden sind für die Mohncultur aus-
geschlossen.

Die Vorbereitung des Feldes soll möglichst sorgfältig, gartenmäßig ausgeführt
werden. Eine tiefe Furche im Herbste lohnt er reichlich. Je reiner das Feld vor-
bereitet, um so leichter wird es sein, die anfänglich langsamer wachsende Mohnpflanze
vor dem Unkraute zu schützen.

Als Vorfrucht eignet sich gedüngte Hackfrucht oder, wenn auch weniger,
Getreide. Außerdem gedeiht er im Neubruche.


Die Oelfrüchte.
Rhöadin ꝛc. Er kommt in allen Theilen der
Pflanze vor. Am leichteſten kann er durch ſpiral-
förmige Einſchnitte in die noch grüne Fruchtkapſel
erhalten werden. Am ergiebigſten für die
Opiumgewinnung iſt der blaublühende Rieſenkopf-
mohn.

Von Bedeutung iſt die Unterſcheidung der
Varietäten in offenen oder Schüttmohn und in
Dreſch- oder Schließmohn. Bei Erſterem fallen
die Samen beim Schütteln durch Löcher heraus,
welche bei der Reife unter der Narbe in der Kapſel-
wand aufſpringen. Bei dem Schließmohne bleiben
die Köpfe geſchloſſen, es tritt daher kein Verluſt
durch Samenausfall ein; dagegen iſt der Körner-
ertrag bei dem Schüttelmohne ergiebiger, weshalb
dieſer häufiger zum Anbaue kommt. Außerdem
werden die Varietäten nach der Farbe der Blüthen
und der Farbe und Größe der Samen unter-
ſchieden in: Grauſamigen Schütt- oder Schließ-
mohn mit weißen, rothen, braunen Blumenblättern,
Blauſamigen Mohn mit ſtahlblauen Samen,
fleiſchrothen am Grunde dunkelrothen Blumen-
blättern und Weißſamigen Mohn mit weißen
Samen und Blüthen, welche am Grunde rothe
Flecken zeigen.

Der Mohn, welcher eine Vegetationsdauer
von 120—150 Tagen beſitzt, wird faſt aus-
ſchließlich als Sommerfrucht gebaut.

[Abbildung] Fig. 66.

Mohn (Papaver somni-
ferum L.
) ☉.

1. Die Wachsthumsbedingungen.

Der Mohn kann überall gebaut werden, wo noch das Wintergetreide fortkommt.
In gutem Culturzuſtande befindlicher Sand- oder Lehmboden in friſcher Lage ſagt
ihm am beſten zu. Gleich gut gedeiht er auf fruchtbarem Kalkboden. Auf bindigen
Bodenarten geht er zu unſicher auf. Naſſe Böden ſind für die Mohncultur aus-
geſchloſſen.

Die Vorbereitung des Feldes ſoll möglichſt ſorgfältig, gartenmäßig ausgeführt
werden. Eine tiefe Furche im Herbſte lohnt er reichlich. Je reiner das Feld vor-
bereitet, um ſo leichter wird es ſein, die anfänglich langſamer wachſende Mohnpflanze
vor dem Unkraute zu ſchützen.

Als Vorfrucht eignet ſich gedüngte Hackfrucht oder, wenn auch weniger,
Getreide. Außerdem gedeiht er im Neubruche.


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[89/0103] Die Oelfrüchte. Rhöadin ꝛc. Er kommt in allen Theilen der Pflanze vor. Am leichteſten kann er durch ſpiral- förmige Einſchnitte in die noch grüne Fruchtkapſel erhalten werden. Am ergiebigſten für die Opiumgewinnung iſt der blaublühende Rieſenkopf- mohn. Von Bedeutung iſt die Unterſcheidung der Varietäten in offenen oder Schüttmohn und in Dreſch- oder Schließmohn. Bei Erſterem fallen die Samen beim Schütteln durch Löcher heraus, welche bei der Reife unter der Narbe in der Kapſel- wand aufſpringen. Bei dem Schließmohne bleiben die Köpfe geſchloſſen, es tritt daher kein Verluſt durch Samenausfall ein; dagegen iſt der Körner- ertrag bei dem Schüttelmohne ergiebiger, weshalb dieſer häufiger zum Anbaue kommt. Außerdem werden die Varietäten nach der Farbe der Blüthen und der Farbe und Größe der Samen unter- ſchieden in: Grauſamigen Schütt- oder Schließ- mohn mit weißen, rothen, braunen Blumenblättern, Blauſamigen Mohn mit ſtahlblauen Samen, fleiſchrothen am Grunde dunkelrothen Blumen- blättern und Weißſamigen Mohn mit weißen Samen und Blüthen, welche am Grunde rothe Flecken zeigen. Der Mohn, welcher eine Vegetationsdauer von 120—150 Tagen beſitzt, wird faſt aus- ſchließlich als Sommerfrucht gebaut. [Abbildung Fig. 66. Mohn (Papaver somni- ferum L.) ☉. ] 1. Die Wachsthumsbedingungen. Der Mohn kann überall gebaut werden, wo noch das Wintergetreide fortkommt. In gutem Culturzuſtande befindlicher Sand- oder Lehmboden in friſcher Lage ſagt ihm am beſten zu. Gleich gut gedeiht er auf fruchtbarem Kalkboden. Auf bindigen Bodenarten geht er zu unſicher auf. Naſſe Böden ſind für die Mohncultur aus- geſchloſſen. Die Vorbereitung des Feldes ſoll möglichſt ſorgfältig, gartenmäßig ausgeführt werden. Eine tiefe Furche im Herbſte lohnt er reichlich. Je reiner das Feld vor- bereitet, um ſo leichter wird es ſein, die anfänglich langſamer wachſende Mohnpflanze vor dem Unkraute zu ſchützen. Als Vorfrucht eignet ſich gedüngte Hackfrucht oder, wenn auch weniger, Getreide. Außerdem gedeiht er im Neubruche.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/103>, abgerufen am 28.03.2024.