Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite

Tabelle XXVIII.

[Tabelle]
ihm im Allgemeinen festgehaltene normale Sprechgeschwindig-
keit
. Freilich hat die Uebung auf dieselbe einen sehr deutlichen
Einfluss; wir recitiren sowol am Ende des einzelnen Versuches, wie
namentlich bei Wiederholung desselben, erheblich schneller, als am
Anfange und beim ersten Male. Zu der Grösse der Arbeitsleistung
steht die Schnelligkeit des Hersagens anscheinend in keinem bestimm-
ten Verhältniss. Allerdings wiederholen O. und K., die am meisten
lernen, so ziemlich am schnellsten, M., Da., He. mit ihrer geringeren
Leistung am langsamsten, aber De. lernt langsam und spricht schnell,
Ha. recitirt langsam und überwältigt trotzdem ein relativ grosses
Pensum. Zudem lässt sich auch beim Vergleiche der Tabellen XXVI
und XXVIII im Einzelnen zeigen, dass die Zahl der Wiederholungen
durchaus nicht immer der Grösse der Arbeitsleistung parallel geht.

Demnach muss die hier hervortretende individuelle Differenz eine
andere Bedeutung haben. Man könnte z. B. an ähnliche Unterschiede
denken, wie sie bei den einfachen Reactionsversuchen als sensorische
und musculäre Reactionsform beschrieben worden sind. Es wäre mög-
lich, dass jene Personen, welche langsam wiederholen, mehr durch
Einprägung der Schriftbilder die Zahlenreihe lernen, während die
schnell Recitirenden vor Allem die sprachliche Bewegungsvorstellung
zu Hülfe nehmen und somit rein mechanisch reproduciren. Dass der
letztere Vorgang bei mir selbst hauptsächlich in Betracht kommt, ist
mir nach meiner subjectiven Erfahrung zweifellos. Leider habe ich es
versäumt, die übrigen Versuchspersonen in dieser Hinsicht zu befragen.
Vielleicht würde sich hier ein gewisser Parallelismus mit der Gewohn-
heit sensorischer oder musculärer Reaction herausstellen, doch besitze
ich nur von K. und De. vergleichbare Zahlen. Ich selbst pflege ge-
mässigt sensoriell zu reagiren (R. für Schalleindrücke ungefähr
180 s); De. mit seinen zahlreicheren und durch die Uebung rasch

Kraepelin, Beeinflussung. 6

Tabelle XXVIII.

[Tabelle]
ihm im Allgemeinen festgehaltene normale Sprechgeschwindig-
keit
. Freilich hat die Uebung auf dieselbe einen sehr deutlichen
Einfluss; wir recitiren sowol am Ende des einzelnen Versuches, wie
namentlich bei Wiederholung desselben, erheblich schneller, als am
Anfange und beim ersten Male. Zu der Grösse der Arbeitsleistung
steht die Schnelligkeit des Hersagens anscheinend in keinem bestimm-
ten Verhältniss. Allerdings wiederholen O. und K., die am meisten
lernen, so ziemlich am schnellsten, M., Da., He. mit ihrer geringeren
Leistung am langsamsten, aber De. lernt langsam und spricht schnell,
Ha. recitirt langsam und überwältigt trotzdem ein relativ grosses
Pensum. Zudem lässt sich auch beim Vergleiche der Tabellen XXVI
und XXVIII im Einzelnen zeigen, dass die Zahl der Wiederholungen
durchaus nicht immer der Grösse der Arbeitsleistung parallel geht.

Demnach muss die hier hervortretende individuelle Differenz eine
andere Bedeutung haben. Man könnte z. B. an ähnliche Unterschiede
denken, wie sie bei den einfachen Reactionsversuchen als sensorische
und musculäre Reactionsform beschrieben worden sind. Es wäre mög-
lich, dass jene Personen, welche langsam wiederholen, mehr durch
Einprägung der Schriftbilder die Zahlenreihe lernen, während die
schnell Recitirenden vor Allem die sprachliche Bewegungsvorstellung
zu Hülfe nehmen und somit rein mechanisch reproduciren. Dass der
letztere Vorgang bei mir selbst hauptsächlich in Betracht kommt, ist
mir nach meiner subjectiven Erfahrung zweifellos. Leider habe ich es
versäumt, die übrigen Versuchspersonen in dieser Hinsicht zu befragen.
Vielleicht würde sich hier ein gewisser Parallelismus mit der Gewohn-
heit sensorischer oder musculärer Reaction herausstellen, doch besitze
ich nur von K. und De. vergleichbare Zahlen. Ich selbst pflege ge-
mässigt sensoriell zu reagiren (R. für Schalleindrücke ungefähr
180 σ); De. mit seinen zahlreicheren und durch die Uebung rasch

Kraepelin, Beeinflussung. 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0097" n="81"/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Tabelle</hi> XXVIII.</hi><lb/><table><row><cell/></row></table> ihm im Allgemeinen festgehaltene <hi rendition="#g">normale Sprechgeschwindig-<lb/>
keit</hi>. Freilich hat die Uebung auf dieselbe einen sehr deutlichen<lb/>
Einfluss; wir recitiren sowol am Ende des einzelnen Versuches, wie<lb/>
namentlich bei Wiederholung desselben, erheblich schneller, als am<lb/>
Anfange und beim ersten Male. Zu der Grösse der Arbeitsleistung<lb/>
steht die Schnelligkeit des Hersagens anscheinend in keinem bestimm-<lb/>
ten Verhältniss. Allerdings wiederholen O. und K., die am meisten<lb/>
lernen, so ziemlich am schnellsten, M., Da., He. mit ihrer geringeren<lb/>
Leistung am langsamsten, aber De. lernt langsam und spricht schnell,<lb/>
Ha. recitirt langsam und überwältigt trotzdem ein relativ grosses<lb/>
Pensum. Zudem lässt sich auch beim Vergleiche der Tabellen XXVI<lb/>
und XXVIII im Einzelnen zeigen, dass die Zahl der Wiederholungen<lb/>
durchaus nicht immer der Grösse der Arbeitsleistung parallel geht.</p><lb/>
          <p>Demnach muss die hier hervortretende individuelle Differenz eine<lb/>
andere Bedeutung haben. Man könnte z. B. an ähnliche Unterschiede<lb/>
denken, wie sie bei den einfachen Reactionsversuchen als sensorische<lb/>
und musculäre Reactionsform beschrieben worden sind. Es wäre mög-<lb/>
lich, dass jene Personen, welche langsam wiederholen, mehr durch<lb/>
Einprägung der Schriftbilder die Zahlenreihe lernen, während die<lb/>
schnell Recitirenden vor Allem die sprachliche Bewegungsvorstellung<lb/>
zu Hülfe nehmen und somit rein mechanisch reproduciren. Dass der<lb/>
letztere Vorgang bei mir selbst hauptsächlich in Betracht kommt, ist<lb/>
mir nach meiner subjectiven Erfahrung zweifellos. Leider habe ich es<lb/>
versäumt, die übrigen Versuchspersonen in dieser Hinsicht zu befragen.<lb/>
Vielleicht würde sich hier ein gewisser Parallelismus mit der Gewohn-<lb/>
heit sensorischer oder musculärer Reaction herausstellen, doch besitze<lb/>
ich nur von K. und De. vergleichbare Zahlen. Ich selbst pflege ge-<lb/>
mässigt sensoriell zu reagiren (R. für Schalleindrücke ungefähr<lb/>
180 &#x03C3;); De. mit seinen zahlreicheren und durch die Uebung rasch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Kraepelin</hi>, Beeinflussung. 6</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0097] Tabelle XXVIII. ihm im Allgemeinen festgehaltene normale Sprechgeschwindig- keit. Freilich hat die Uebung auf dieselbe einen sehr deutlichen Einfluss; wir recitiren sowol am Ende des einzelnen Versuches, wie namentlich bei Wiederholung desselben, erheblich schneller, als am Anfange und beim ersten Male. Zu der Grösse der Arbeitsleistung steht die Schnelligkeit des Hersagens anscheinend in keinem bestimm- ten Verhältniss. Allerdings wiederholen O. und K., die am meisten lernen, so ziemlich am schnellsten, M., Da., He. mit ihrer geringeren Leistung am langsamsten, aber De. lernt langsam und spricht schnell, Ha. recitirt langsam und überwältigt trotzdem ein relativ grosses Pensum. Zudem lässt sich auch beim Vergleiche der Tabellen XXVI und XXVIII im Einzelnen zeigen, dass die Zahl der Wiederholungen durchaus nicht immer der Grösse der Arbeitsleistung parallel geht. Demnach muss die hier hervortretende individuelle Differenz eine andere Bedeutung haben. Man könnte z. B. an ähnliche Unterschiede denken, wie sie bei den einfachen Reactionsversuchen als sensorische und musculäre Reactionsform beschrieben worden sind. Es wäre mög- lich, dass jene Personen, welche langsam wiederholen, mehr durch Einprägung der Schriftbilder die Zahlenreihe lernen, während die schnell Recitirenden vor Allem die sprachliche Bewegungsvorstellung zu Hülfe nehmen und somit rein mechanisch reproduciren. Dass der letztere Vorgang bei mir selbst hauptsächlich in Betracht kommt, ist mir nach meiner subjectiven Erfahrung zweifellos. Leider habe ich es versäumt, die übrigen Versuchspersonen in dieser Hinsicht zu befragen. Vielleicht würde sich hier ein gewisser Parallelismus mit der Gewohn- heit sensorischer oder musculärer Reaction herausstellen, doch besitze ich nur von K. und De. vergleichbare Zahlen. Ich selbst pflege ge- mässigt sensoriell zu reagiren (R. für Schalleindrücke ungefähr 180 σ); De. mit seinen zahlreicheren und durch die Uebung rasch Kraepelin, Beeinflussung. 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/97
Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/97>, abgerufen am 25.04.2024.