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Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

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werden sich daraus mit Vorsicht einige Schlüsse ziehen lassen. Sehen
wir dabei von He. wegen der differenten Bedingungen ab, unter denen
er sich befand, so ergeben sich zunächst für das Addiren folgende
Werthe, welche die Zahl der in je 5 Minuten der ersten halben Ver-
suchsstunde mehr als im vorangehenden Versuche ausgeführten Ad-
ditionen bedeuten. Nur für M. und Da. müssen wir uns auf die erste
Viertelstunde beschränken.

Tabelle LXXXII.

[Tabelle]

Die Zahlen von M. und O. sind hier wahrscheinlich aus früher
bereits erörterten Gründen nicht ganz vergleichbar. Bei O. deutet
der ganz ungewöhnliche Uebungszuwachs darauf hin, dass zwischen
den Normalreihen und denen vom 7. III wol weitere, hier nicht auf-
geführte Versuche lagen, da er auf meinen Rath noch allein über Er-
müdungserscheinungen experimentirte. M. dagegen war am 14. III.
offenbar schlecht disponirt, da seine Anfangsgeschwindigkeit geringer
war, als selbst in der Normalreihe. Dazu kommt, dass beide Per-
sonen an und für sich schon mit einer Schnelligkeit addirten, die
einer erheblichen Steigerung kaum fähig erschien. Berücksichtigen wir
diese Verhältnisse, so ergiebt sich, dass der Einfluss der Uebung bei
De. und Ha. relativ bedeutend, bei K. und Da. dagegen ziemlich
gering war. Bei allen Personen fiel der Zuwachs an Rechen-
geschwindigkeit vom ersten zum zweiten Versuche trotz der viel
längeren Zwischenpause weit grösser aus, als bei der dritten Reihe, die
der zweiten nach nur 8 Tagen folgte. In diesem Verhalten prägt sich
das allgemeine Gesetz der Uebung aus, welches ein anfänglich sehr
rasches, dann aber immer langsameres Anwachsen ihrer Wirkung fest-
stellt. Nach der langen Zwischenzeit bis zum vierten Versuche hat
sich bei K. noch ein erheblicher Uebungseffect erhalten, während De.
denselben bereits vollständig wieder eingebüsst hat und sogar etwas
langsamer rechnet, als in der Normalreihe. Es kann sich hier natür-
lich um einen Zufall handeln, aber wir werden später eine weitere,
ganz ähnliche Beobachtung kennen lernen, die darauf hindeutet, dass
K. zwar weniger übungsfähig ist, als De., aber auch weniger leicht
das einmal Erreichte verliert.


werden sich daraus mit Vorsicht einige Schlüsse ziehen lassen. Sehen
wir dabei von He. wegen der differenten Bedingungen ab, unter denen
er sich befand, so ergeben sich zunächst für das Addiren folgende
Werthe, welche die Zahl der in je 5 Minuten der ersten halben Ver-
suchsstunde mehr als im vorangehenden Versuche ausgeführten Ad-
ditionen bedeuten. Nur für M. und Da. müssen wir uns auf die erste
Viertelstunde beschränken.

Tabelle LXXXII.

[Tabelle]

Die Zahlen von M. und O. sind hier wahrscheinlich aus früher
bereits erörterten Gründen nicht ganz vergleichbar. Bei O. deutet
der ganz ungewöhnliche Uebungszuwachs darauf hin, dass zwischen
den Normalreihen und denen vom 7. III wol weitere, hier nicht auf-
geführte Versuche lagen, da er auf meinen Rath noch allein über Er-
müdungserscheinungen experimentirte. M. dagegen war am 14. III.
offenbar schlecht disponirt, da seine Anfangsgeschwindigkeit geringer
war, als selbst in der Normalreihe. Dazu kommt, dass beide Per-
sonen an und für sich schon mit einer Schnelligkeit addirten, die
einer erheblichen Steigerung kaum fähig erschien. Berücksichtigen wir
diese Verhältnisse, so ergiebt sich, dass der Einfluss der Uebung bei
De. und Ha. relativ bedeutend, bei K. und Da. dagegen ziemlich
gering war. Bei allen Personen fiel der Zuwachs an Rechen-
geschwindigkeit vom ersten zum zweiten Versuche trotz der viel
längeren Zwischenpause weit grösser aus, als bei der dritten Reihe, die
der zweiten nach nur 8 Tagen folgte. In diesem Verhalten prägt sich
das allgemeine Gesetz der Uebung aus, welches ein anfänglich sehr
rasches, dann aber immer langsameres Anwachsen ihrer Wirkung fest-
stellt. Nach der langen Zwischenzeit bis zum vierten Versuche hat
sich bei K. noch ein erheblicher Uebungseffect erhalten, während De.
denselben bereits vollständig wieder eingebüsst hat und sogar etwas
langsamer rechnet, als in der Normalreihe. Es kann sich hier natür-
lich um einen Zufall handeln, aber wir werden später eine weitere,
ganz ähnliche Beobachtung kennen lernen, die darauf hindeutet, dass
K. zwar weniger übungsfähig ist, als De., aber auch weniger leicht
das einmal Erreichte verliert.


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[244/0260] werden sich daraus mit Vorsicht einige Schlüsse ziehen lassen. Sehen wir dabei von He. wegen der differenten Bedingungen ab, unter denen er sich befand, so ergeben sich zunächst für das Addiren folgende Werthe, welche die Zahl der in je 5 Minuten der ersten halben Ver- suchsstunde mehr als im vorangehenden Versuche ausgeführten Ad- ditionen bedeuten. Nur für M. und Da. müssen wir uns auf die erste Viertelstunde beschränken. Tabelle LXXXII. Die Zahlen von M. und O. sind hier wahrscheinlich aus früher bereits erörterten Gründen nicht ganz vergleichbar. Bei O. deutet der ganz ungewöhnliche Uebungszuwachs darauf hin, dass zwischen den Normalreihen und denen vom 7. III wol weitere, hier nicht auf- geführte Versuche lagen, da er auf meinen Rath noch allein über Er- müdungserscheinungen experimentirte. M. dagegen war am 14. III. offenbar schlecht disponirt, da seine Anfangsgeschwindigkeit geringer war, als selbst in der Normalreihe. Dazu kommt, dass beide Per- sonen an und für sich schon mit einer Schnelligkeit addirten, die einer erheblichen Steigerung kaum fähig erschien. Berücksichtigen wir diese Verhältnisse, so ergiebt sich, dass der Einfluss der Uebung bei De. und Ha. relativ bedeutend, bei K. und Da. dagegen ziemlich gering war. Bei allen Personen fiel der Zuwachs an Rechen- geschwindigkeit vom ersten zum zweiten Versuche trotz der viel längeren Zwischenpause weit grösser aus, als bei der dritten Reihe, die der zweiten nach nur 8 Tagen folgte. In diesem Verhalten prägt sich das allgemeine Gesetz der Uebung aus, welches ein anfänglich sehr rasches, dann aber immer langsameres Anwachsen ihrer Wirkung fest- stellt. Nach der langen Zwischenzeit bis zum vierten Versuche hat sich bei K. noch ein erheblicher Uebungseffect erhalten, während De. denselben bereits vollständig wieder eingebüsst hat und sogar etwas langsamer rechnet, als in der Normalreihe. Es kann sich hier natür- lich um einen Zufall handeln, aber wir werden später eine weitere, ganz ähnliche Beobachtung kennen lernen, die darauf hindeutet, dass K. zwar weniger übungsfähig ist, als De., aber auch weniger leicht das einmal Erreichte verliert.

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Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/260>, abgerufen am 23.04.2024.