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Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

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Eugenia.
Und heute nur eine kalte Hülle,
Erstarrt in ewgem Todesfrost!
Astulf.
Du wirst nicht mehr die Stirn mir kühlen
Am heißen Tag auf lechzender Flur!
Eugenia.
Wirst nicht mehr um die Mutter spielen,
Du Kind der Unschuld und Natur!
Astulf.
Genug! -- wir segnen den schlummernden
Knaben,
Wir scheiden von ihm mit nassem Blick --
Laß unsern Todten uns begraben --
Dem Staube geben wir Staub zurück.
Eugenia.
O laß, eh mich die Thränen ersticken,
Nur Einmal noch der Trennung Kuß
Auf die erblaßten Lippen drücken!
O gönne mir den letzten Genuß!
(sie wirft sich auf den Leichnam.)
Astulf.
Eugenia.
Und heute nur eine kalte Huͤlle,
Erstarrt in ewgem Todesfrost!
Astulf.
Du wirst nicht mehr die Stirn mir kuͤhlen
Am heißen Tag auf lechzender Flur!
Eugenia.
Wirst nicht mehr um die Mutter spielen,
Du Kind der Unschuld und Natur!
Astulf.
Genug! — wir segnen den schlummernden
Knaben,
Wir scheiden von ihm mit nassem Blick —
Laß unsern Todten uns begraben —
Dem Staube geben wir Staub zuruͤck.
Eugenia.
O laß, eh mich die Thraͤnen ersticken,
Nur Einmal noch der Trennung Kuß
Auf die erblaßten Lippen druͤcken!
O goͤnne mir den letzten Genuß!
(sie wirft sich auf den Leichnam.)
Astulf.
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[6/0012] Eugenia. Und heute nur eine kalte Huͤlle, Erstarrt in ewgem Todesfrost! Astulf. Du wirst nicht mehr die Stirn mir kuͤhlen Am heißen Tag auf lechzender Flur! Eugenia. Wirst nicht mehr um die Mutter spielen, Du Kind der Unschuld und Natur! Astulf. Genug! — wir segnen den schlummernden Knaben, Wir scheiden von ihm mit nassem Blick — Laß unsern Todten uns begraben — Dem Staube geben wir Staub zuruͤck. Eugenia. O laß, eh mich die Thraͤnen ersticken, Nur Einmal noch der Trennung Kuß Auf die erblaßten Lippen druͤcken! O goͤnne mir den letzten Genuß! (sie wirft sich auf den Leichnam.) Astulf.

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/12>, abgerufen am 28.03.2024.