"Die Wahrheit lächelt durch der Dichtung Schleyer, "Wie durch ein Thaugewölk der Sonne Flam- menstrahl. "Mit kaltem Graun, mit leisem Schmerz, "Mit süssem Gram, der sich zu trösten zau- dert, "Mit starrer athemloser Angst durchschaudert "Des Avoniden Lied das Herz. "Horch, es schwimmen "Cherubstimmen "Aus Edens Blüthenschatten säuselnd her. "Fernhin schwirrend, "Leiser girrend "Verliert der Töne Fluth sich in der Zukunft Meer -- -- "Verruchter, wähntest du des Tages Strahlen- quelle "Durch deinen Drachenhauch auf ewig ausge- löscht? "Sie, die ihr leuchtend Haupt itzt in den Fluthen wäscht, "Hebt morgen es empor in glorievoller Helle. "Triumph! Triumph! "Dein Pfeil ist stumpf. "Tyrann! Geschliffen sind der Rache Waffen. "Verzweiflung dir! "Und Ruhe mir!
„Die Wahrheit lächelt durch der Dichtung Schleyer, „Wie durch ein Thaugewölk der Sonne Flam- menstrahl. „Mit kaltem Graun, mit leisem Schmerz, „Mit süſsem Gram, der sich zu trösten zau- dert, „Mit starrer athemloser Angst durchschaudert „Des Avoniden Lied das Herz. „Horch, es schwimmen „Cherubstimmen „Aus Edens Blüthenschatten säuselnd her. „Fernhin schwirrend, „Leiser girrend „Verliert der Töne Fluth sich in der Zukunft Meer — — „Verruchter, wähntest du des Tages Strahlen- quelle „Durch deinen Drachenhauch auf ewig ausge- löscht? „Sie, die ihr leuchtend Haupt itzt in den Fluthen wäscht, „Hebt morgen es empor in glorievoller Helle. „Triumph! Triumph! „Dein Pfeil ist stumpf. „Tyrann! Geschliffen sind der Rache Waffen. „Verzweiflung dir! „Und Ruhe mir!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lg><lgn="9"><pbfacs="#f0066"n="46"/><l>„Die Wahrheit lächelt durch der Dichtung<lb/>
Schleyer,</l><lb/><l>„Wie durch ein Thaugewölk der Sonne Flam-<lb/>
menstrahl.</l><lb/><l>„Mit kaltem Graun, mit leisem Schmerz,</l><lb/><l>„Mit süſsem Gram, der sich zu trösten zau-<lb/>
dert,</l><lb/><l>„Mit starrer athemloser Angst durchschaudert</l><lb/><l>„Des Avoniden Lied das Herz.</l><lb/><l>„Horch, es schwimmen</l><lb/><l>„Cherubstimmen</l><lb/><l>„Aus Edens Blüthenschatten säuselnd her.</l><lb/><l>„Fernhin schwirrend,</l><lb/><l>„Leiser girrend</l><lb/><l>„Verliert der Töne Fluth sich in der Zukunft<lb/>
Meer ——</l><lb/><l>„Verruchter, wähntest du des Tages Strahlen-<lb/>
quelle</l><lb/><l>„Durch deinen Drachenhauch auf ewig ausge-<lb/>
löscht?</l><lb/><l>„Sie, die ihr leuchtend Haupt itzt in den Fluthen<lb/>
wäscht,</l><lb/><l>„Hebt morgen es empor in glorievoller Helle.</l><lb/><l>„Triumph! Triumph!</l><lb/><l>„Dein Pfeil ist stumpf.</l><lb/><l>„Tyrann! Geschliffen sind der Rache Waffen.</l><lb/><l>„Verzweiflung dir!</l><lb/><l>„Und Ruhe mir!</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[46/0066]
„Die Wahrheit lächelt durch der Dichtung
Schleyer,
„Wie durch ein Thaugewölk der Sonne Flam-
menstrahl.
„Mit kaltem Graun, mit leisem Schmerz,
„Mit süſsem Gram, der sich zu trösten zau-
dert,
„Mit starrer athemloser Angst durchschaudert
„Des Avoniden Lied das Herz.
„Horch, es schwimmen
„Cherubstimmen
„Aus Edens Blüthenschatten säuselnd her.
„Fernhin schwirrend,
„Leiser girrend
„Verliert der Töne Fluth sich in der Zukunft
Meer — —
„Verruchter, wähntest du des Tages Strahlen-
quelle
„Durch deinen Drachenhauch auf ewig ausge-
löscht?
„Sie, die ihr leuchtend Haupt itzt in den Fluthen
wäscht,
„Hebt morgen es empor in glorievoller Helle.
„Triumph! Triumph!
„Dein Pfeil ist stumpf.
„Tyrann! Geschliffen sind der Rache Waffen.
„Verzweiflung dir!
„Und Ruhe mir!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/66>, abgerufen am 29.03.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.