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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

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Gewahret der glühenden Wangen,
Gewahret des funkelnden Auges,
Sieht Fehde ihn der Erd und selbst dem Him-
mel bieten.

Er wandelt schnell die Weise
Und hemmt des Jünglings Stolz,
Er schmelzt mit Trauerlauten
In süsses Leid das Herz.
"Darius, singt er, gross und gut,
"Verfolgt von Heimarmenens Wuth,
"Darius ist gefallen!
"Gefallen! gefallen! gefallen!
"Vom höchsten Punkt des Erdenglücks
"Ist er im Huy des Augenblicks
"In Schmach und Noth gefallen!
"Es liegt der König gross und gut
"Und wälzet sich in seinem Blut,
"Verlassen ach von allen;
"Verlassen selbst vom treusten Freund,
"Den er am redlichsten gemeint,
"Liegt er auf nackter Erde bloss.
"Ist keiner, der auf liebem Schooss
"Das Haupt ihm stützet, keiner?
"Ist keiner, der das Aug' ihm schliesst?
"Ein' arme Thrän' um ihn vergiesst?
"Ach keiner! auch nicht Einer!"
Gesunknen Blickes sass der schnellerweichte Sieger,
Den ringsumwölkten Geist durchzuckten Ernstgedanken.

Gewahret der glühenden Wangen,
Gewahret des funkelnden Auges,
Sieht Fehde ihn der Erd und selbst dem Him-
mel bieten.

Er wandelt schnell die Weise
Und hemmt des Jünglings Stolz,
Er schmelzt mit Trauerlauten
In süſses Leid das Herz.
„Darius, singt er, groſs und gut,
„Verfolgt von Heimarmenens Wuth,
„Darius ist gefallen!
„Gefallen! gefallen! gefallen!
„Vom höchsten Punkt des Erdenglücks
„Ist er im Huy des Augenblicks
„In Schmach und Noth gefallen!
„Es liegt der König groſs und gut
„Und wälzet sich in seinem Blut,
„Verlassen ach von allen;
„Verlassen selbst vom treusten Freund,
„Den er am redlichsten gemeint,
„Liegt er auf nackter Erde bloſs.
„Ist keiner, der auf liebem Schooſs
„Das Haupt ihm stützet, keiner?
„Ist keiner, der das Aug' ihm schlieſst?
„Ein' arme Thrän' um ihn vergieſst?
„Ach keiner! auch nicht Einer!“
Gesunknen Blickes saſs der schnellerweichte Sieger,
Den ringsumwölkten Geist durchzuckten Ernstgedanken.

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[30/0050] Gewahret der glühenden Wangen, Gewahret des funkelnden Auges, Sieht Fehde ihn der Erd und selbst dem Him- mel bieten. Er wandelt schnell die Weise Und hemmt des Jünglings Stolz, Er schmelzt mit Trauerlauten In süſses Leid das Herz. „Darius, singt er, groſs und gut, „Verfolgt von Heimarmenens Wuth, „Darius ist gefallen! „Gefallen! gefallen! gefallen! „Vom höchsten Punkt des Erdenglücks „Ist er im Huy des Augenblicks „In Schmach und Noth gefallen! „Es liegt der König groſs und gut „Und wälzet sich in seinem Blut, „Verlassen ach von allen; „Verlassen selbst vom treusten Freund, „Den er am redlichsten gemeint, „Liegt er auf nackter Erde bloſs. „Ist keiner, der auf liebem Schooſs „Das Haupt ihm stützet, keiner? „Ist keiner, der das Aug' ihm schlieſst? „Ein' arme Thrän' um ihn vergieſst? „Ach keiner! auch nicht Einer!“ Gesunknen Blickes saſs der schnellerweichte Sieger, Den ringsumwölkten Geist durchzuckten Ernstgedanken.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/50>, abgerufen am 28.03.2024.