Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
Spannt deine Muskel nicht noch ungeschwäch-
te Kraft?

Schwellt deine Adern nicht die Woge Leiden-
schaft?

Giebt dem Begeisterten der Schönheit Genius
Nicht manchen Liebeskuss?
Liegt offen nicht vor dir des Wissens Blumen-
flur?

Drückt an ihr Herz dich nicht erbarmend die
Natur?
Nimmt dich die Freundschaft nicht in jedem Le-
bensharm

Sanfttröstend in den Arm?
Ward nicht zur Letze dir das süsse Lied ver-
liehn?

Braust nicht dein Hochgesang daher gewitterkühn?
Schmelzt nicht dein leisres Lied, das warm vom
Herzen kam,
Das Herz in süssen Gram?
Gelang im Dunkeln dir nicht manche bessre
That,
Die keine Zeugen hier, die Zeugen droben hat?
Hast du der ernsten Pflicht, die kalt der Neigung
lacht,
Nicht Opfer gnug gebracht?
Spannt deine Muskel nicht noch ungeschwäch-
te Kraft?

Schwellt deine Adern nicht die Woge Leiden-
schaft?

Giebt dem Begeisterten der Schönheit Genius
Nicht manchen Liebeskuſs?
Liegt offen nicht vor dir des Wissens Blumen-
flur?

Drückt an ihr Herz dich nicht erbarmend die
Natur?
Nimmt dich die Freundschaft nicht in jedem Le-
bensharm

Sanfttröstend in den Arm?
Ward nicht zur Letze dir das süſse Lied ver-
liehn?

Braust nicht dein Hochgesang daher gewitterkühn?
Schmelzt nicht dein leisres Lied, das warm vom
Herzen kam,
Das Herz in süſsen Gram?
Gelang im Dunkeln dir nicht manche beſsre
That,
Die keine Zeugen hier, die Zeugen droben hat?
Hast du der ernsten Pflicht, die kalt der Neigung
lacht,
Nicht Opfer gnug gebracht?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0311" n="285"/>
            <lg n="3">
              <l>Spannt deine Muskel nicht noch ungeschwäch-<lb/>
te Kraft?</l><lb/>
              <l>Schwellt deine Adern nicht die Woge Leiden-<lb/>
schaft?</l><lb/>
              <l>Giebt dem Begeisterten der Schönheit Genius</l><lb/>
              <l>Nicht manchen Liebesku&#x017F;s?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Liegt offen nicht vor dir des Wissens Blumen-<lb/>
flur?</l><lb/>
              <l>Drückt an ihr Herz dich nicht erbarmend die</l><lb/>
              <l>Natur?</l><lb/>
              <l>Nimmt dich die Freundschaft nicht in jedem Le-<lb/>
bensharm</l><lb/>
              <l>Sanfttröstend in den Arm?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Ward nicht zur Letze dir das sü&#x017F;se Lied ver-<lb/>
liehn?</l><lb/>
              <l>Braust nicht dein Hochgesang daher gewitterkühn?</l><lb/>
              <l>Schmelzt nicht dein leisres Lied, das warm vom</l><lb/>
              <l>Herzen kam,</l><lb/>
              <l>Das Herz in sü&#x017F;sen Gram?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Gelang im Dunkeln dir nicht manche be&#x017F;sre</l><lb/>
              <l>That,</l><lb/>
              <l>Die keine Zeugen hier, die Zeugen droben hat?</l><lb/>
              <l>Hast du der ernsten Pflicht, die kalt der Neigung</l><lb/>
              <l>lacht,</l><lb/>
              <l>Nicht Opfer gnug gebracht?</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0311] Spannt deine Muskel nicht noch ungeschwäch- te Kraft? Schwellt deine Adern nicht die Woge Leiden- schaft? Giebt dem Begeisterten der Schönheit Genius Nicht manchen Liebeskuſs? Liegt offen nicht vor dir des Wissens Blumen- flur? Drückt an ihr Herz dich nicht erbarmend die Natur? Nimmt dich die Freundschaft nicht in jedem Le- bensharm Sanfttröstend in den Arm? Ward nicht zur Letze dir das süſse Lied ver- liehn? Braust nicht dein Hochgesang daher gewitterkühn? Schmelzt nicht dein leisres Lied, das warm vom Herzen kam, Das Herz in süſsen Gram? Gelang im Dunkeln dir nicht manche beſsre That, Die keine Zeugen hier, die Zeugen droben hat? Hast du der ernsten Pflicht, die kalt der Neigung lacht, Nicht Opfer gnug gebracht?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/311
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/311>, abgerufen am 28.03.2024.