Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Oder er hohlte Bier aus der Schenke,
Brachte auch manches frische Ey,
Aus dem Hüner- und Gänsstall herbei.

10. War auch sonst ein guter dummer Junge,
Hatte dabei eine starke kräftige Lunge,
Und predigte oft auf der Bank aus Scherz.
Dies alles ging seinen Eltern ans Herz.
11. Denn sie sahen mit innigstem Vergnügen
Solche Talente im Hieronimus liegen,
Und dachten sehr oft in ihrem Sinn
Da stecket gewiß ein Pfarrer in.
12. Besonders die Mutter, wenn sie daran dachte,
Was ihr vormals Frau Schnepperle sagte,
Und an ehmals gehabten Traum,
Wuste sich für Freude zu laßen kaum.
13. Denn alles schien sich zusammen zu schicken
Und die Sache natürlich auszudrücken;
Und wenn sie dieses erwoge, so war
Der künftige Pfarrer hier offenbar.
14. Er wurde also und dergestalten
Fleißig zur Schule angehalten,
Welches doch Hieronimo übel gefiel,
Denn er war viel lieber beim Spiel.
15. Und die Bücher waren ihm zuwider,
Er warf sie oft auf die Erde nieder,
Und bei dem lumpen A, B, C, D,
That ihm immer der Kopf weh.
16. Zwar

Oder er hohlte Bier aus der Schenke,
Brachte auch manches friſche Ey,
Aus dem Huͤner- und Gaͤnsſtall herbei.

10. War auch ſonſt ein guter dummer Junge,
Hatte dabei eine ſtarke kraͤftige Lunge,
Und predigte oft auf der Bank aus Scherz.
Dies alles ging ſeinen Eltern ans Herz.
11. Denn ſie ſahen mit innigſtem Vergnuͤgen
Solche Talente im Hieronimus liegen,
Und dachten ſehr oft in ihrem Sinn
Da ſtecket gewiß ein Pfarrer in.
12. Beſonders die Mutter, wenn ſie daran dachte,
Was ihr vormals Frau Schnepperle ſagte,
Und an ehmals gehabten Traum,
Wuſte ſich fuͤr Freude zu laßen kaum.
13. Denn alles ſchien ſich zuſammen zu ſchicken
Und die Sache natuͤrlich auszudruͤcken;
Und wenn ſie dieſes erwoge, ſo war
Der kuͤnftige Pfarrer hier offenbar.
14. Er wurde alſo und dergeſtalten
Fleißig zur Schule angehalten,
Welches doch Hieronimo uͤbel gefiel,
Denn er war viel lieber beim Spiel.
15. Und die Buͤcher waren ihm zuwider,
Er warf ſie oft auf die Erde nieder,
Und bei dem lumpen A, B, C, D,
That ihm immer der Kopf weh.
16. Zwar
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="9">
            <pb facs="#f0045" n="21"/>
            <l>Oder er hohlte Bier aus der Schenke,</l><lb/>
            <l>Brachte auch manches fri&#x017F;che Ey,</l><lb/>
            <l>Aus dem Hu&#x0364;ner- und Ga&#x0364;ns&#x017F;tall herbei.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>10. War auch &#x017F;on&#x017F;t ein guter dummer Junge,</l><lb/>
            <l>Hatte dabei eine &#x017F;tarke kra&#x0364;ftige Lunge,</l><lb/>
            <l>Und predigte oft auf der Bank aus Scherz.</l><lb/>
            <l>Dies alles ging &#x017F;einen Eltern ans Herz.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>11. Denn &#x017F;ie &#x017F;ahen mit innig&#x017F;tem Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
            <l>Solche Talente im Hieronimus liegen,</l><lb/>
            <l>Und dachten &#x017F;ehr oft in ihrem Sinn</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;tecket gewiß ein Pfarrer in.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. Be&#x017F;onders die Mutter, wenn &#x017F;ie daran dachte,</l><lb/>
            <l>Was ihr vormals Frau Schnepperle &#x017F;agte,</l><lb/>
            <l>Und an ehmals gehabten Traum,</l><lb/>
            <l>Wu&#x017F;te &#x017F;ich fu&#x0364;r Freude zu laßen kaum.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>13. Denn alles &#x017F;chien &#x017F;ich zu&#x017F;ammen zu &#x017F;chicken</l><lb/>
            <l>Und die Sache natu&#x0364;rlich auszudru&#x0364;cken;</l><lb/>
            <l>Und wenn &#x017F;ie die&#x017F;es erwoge, &#x017F;o war</l><lb/>
            <l>Der ku&#x0364;nftige Pfarrer hier offenbar.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>14. Er wurde al&#x017F;o und derge&#x017F;talten</l><lb/>
            <l>Fleißig zur Schule angehalten,</l><lb/>
            <l>Welches doch Hieronimo u&#x0364;bel gefiel,</l><lb/>
            <l>Denn er war viel lieber beim Spiel.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>15. Und die Bu&#x0364;cher waren ihm zuwider,</l><lb/>
            <l>Er warf &#x017F;ie oft auf die Erde nieder,</l><lb/>
            <l>Und bei dem lumpen A, B, C, D,</l><lb/>
            <l>That ihm immer der Kopf weh.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">16. Zwar</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0045] Oder er hohlte Bier aus der Schenke, Brachte auch manches friſche Ey, Aus dem Huͤner- und Gaͤnsſtall herbei. 10. War auch ſonſt ein guter dummer Junge, Hatte dabei eine ſtarke kraͤftige Lunge, Und predigte oft auf der Bank aus Scherz. Dies alles ging ſeinen Eltern ans Herz. 11. Denn ſie ſahen mit innigſtem Vergnuͤgen Solche Talente im Hieronimus liegen, Und dachten ſehr oft in ihrem Sinn Da ſtecket gewiß ein Pfarrer in. 12. Beſonders die Mutter, wenn ſie daran dachte, Was ihr vormals Frau Schnepperle ſagte, Und an ehmals gehabten Traum, Wuſte ſich fuͤr Freude zu laßen kaum. 13. Denn alles ſchien ſich zuſammen zu ſchicken Und die Sache natuͤrlich auszudruͤcken; Und wenn ſie dieſes erwoge, ſo war Der kuͤnftige Pfarrer hier offenbar. 14. Er wurde alſo und dergeſtalten Fleißig zur Schule angehalten, Welches doch Hieronimo uͤbel gefiel, Denn er war viel lieber beim Spiel. 15. Und die Buͤcher waren ihm zuwider, Er warf ſie oft auf die Erde nieder, Und bei dem lumpen A, B, C, D, That ihm immer der Kopf weh. 16. Zwar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/45
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/45>, abgerufen am 18.04.2024.