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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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so künstlich aufgestellt, als wollten sie gebraten noch davonlaufen. Alles war mit Blumen und Fruchtkränzen geschmückt und mit vergoldeten Citronen umsteckt. Bei jedem großen Braten war Platz gelassen für die Zerleger, welche von Allem reichlich austheilten; die Diener ermahnten überall mit lustigen Sprüchen zum Essen. Aber den ungeheuren Schwertfisch brachten acht weiß gekleidete kahlgeschorene Köche tanzend und singend hereingetragen: voran kamen die Dudelsackpfeifer und bliesen. Man trug ihn erst bei allen Tafeln umher, damit ihn Jeder sehen möchte, zuletzt aber setzten sie ihn keuchend auf einen Tisch nieder, welcher in der Mitte des großen Saales war. Viele Gäste standen nun auf, um das Ungeheuer in der Nähe zu betrachten, die Schüssel dazu war ein mächtiges Bret, welches man mit einem reinen Tischtuch zierlich umwunden. Hier lag der gewaltige Fisch, der sonst die Tiefen des Meeres durchtobt, auf einem weichen Bett von Lorbeerblättern und grünem Salat und war mit Schuppen von bunten Scheibchen überdeckt, die man aus Citronen, Sellerie und gelben und rothen Rüben zierlich ausgeschnitten. Sein langes grausames Schwert war nun mit blühenden Rosen umwunden, die Flossen aber so viel wie möglich ausgebreitet und mit kleinen Blümchen besteckt. Als der Zerleger Hand an ihn legte, schenkte Don Carlo seinen schönen Pokal von böhmischem Glase voll, stand auf und brachte folgenden Toast aus:

so künstlich aufgestellt, als wollten sie gebraten noch davonlaufen. Alles war mit Blumen und Fruchtkränzen geschmückt und mit vergoldeten Citronen umsteckt. Bei jedem großen Braten war Platz gelassen für die Zerleger, welche von Allem reichlich austheilten; die Diener ermahnten überall mit lustigen Sprüchen zum Essen. Aber den ungeheuren Schwertfisch brachten acht weiß gekleidete kahlgeschorene Köche tanzend und singend hereingetragen: voran kamen die Dudelsackpfeifer und bliesen. Man trug ihn erst bei allen Tafeln umher, damit ihn Jeder sehen möchte, zuletzt aber setzten sie ihn keuchend auf einen Tisch nieder, welcher in der Mitte des großen Saales war. Viele Gäste standen nun auf, um das Ungeheuer in der Nähe zu betrachten, die Schüssel dazu war ein mächtiges Bret, welches man mit einem reinen Tischtuch zierlich umwunden. Hier lag der gewaltige Fisch, der sonst die Tiefen des Meeres durchtobt, auf einem weichen Bett von Lorbeerblättern und grünem Salat und war mit Schuppen von bunten Scheibchen überdeckt, die man aus Citronen, Sellerie und gelben und rothen Rüben zierlich ausgeschnitten. Sein langes grausames Schwert war nun mit blühenden Rosen umwunden, die Flossen aber so viel wie möglich ausgebreitet und mit kleinen Blümchen besteckt. Als der Zerleger Hand an ihn legte, schenkte Don Carlo seinen schönen Pokal von böhmischem Glase voll, stand auf und brachte folgenden Toast aus:

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:47:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/54>, abgerufen am 29.03.2024.