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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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eilfertigen Diener mit fremden Stimmen, schickten sie rechts, wo sie links gehen sollten; dazwischen tobte der Haushofmeister hin und her; so wurden die tollen Verwirrungen immer drolliger; bis endlich Don Carlo wieder zum Vorschein kam. Er mußte selber über die wilde Wirthschaft und das entsetzliche Hin-und-her-gespringe lachen, hatte jedoch seine Plage, bis er Alles wieder ins rechte Gleis brachte. Die Sitzung der neun Weisen fortzusetzen und Bias' Rede von dem Throne zu hören war nun nicht mehr Zeit; denn die Throne mußten gerückt werden, weil die erhöhte Bühne, worauf man sie errichtet, die eigentliche Haupttafel aufnehmen sollte, woran Don Carlo mit seinem Antonio und dessen nächsten Freunden Platz zu nehmen gedachte. Man konnte von dort aus Alles am gemächlichsten übersehen. Die Gäste wurden deßhalb einstweilen in andern Zimmern mit allerhand Erfrischungen bewirthet und wußten sich mit allerlei kleinen Späßen sehr angenehm die Zeit zu vertreiben, wozu die vielerlei Masken reichlich Veranlassung gaben. Bias begann, trotz allen Verhinderungen immer wieder von Neuem seine Rede zu halten, wurde jedoch jedesmal wieder von einem neuen Tumulte unterbrochen, der aus irgend einer drolligen Scene bestand, welche bald diese bald jene Masken mit großem Lärm dazwischen schoben. Aber als er nun zum sechstenmal begann und wieder unterbrochen wurde, verschwor er alles und jedes Redenhalten, schlug sich auf den Mund und blieb den ganzen Abend stumm wie ein Fisch. Von

eilfertigen Diener mit fremden Stimmen, schickten sie rechts, wo sie links gehen sollten; dazwischen tobte der Haushofmeister hin und her; so wurden die tollen Verwirrungen immer drolliger; bis endlich Don Carlo wieder zum Vorschein kam. Er mußte selber über die wilde Wirthschaft und das entsetzliche Hin-und-her-gespringe lachen, hatte jedoch seine Plage, bis er Alles wieder ins rechte Gleis brachte. Die Sitzung der neun Weisen fortzusetzen und Bias' Rede von dem Throne zu hören war nun nicht mehr Zeit; denn die Throne mußten gerückt werden, weil die erhöhte Bühne, worauf man sie errichtet, die eigentliche Haupttafel aufnehmen sollte, woran Don Carlo mit seinem Antonio und dessen nächsten Freunden Platz zu nehmen gedachte. Man konnte von dort aus Alles am gemächlichsten übersehen. Die Gäste wurden deßhalb einstweilen in andern Zimmern mit allerhand Erfrischungen bewirthet und wußten sich mit allerlei kleinen Späßen sehr angenehm die Zeit zu vertreiben, wozu die vielerlei Masken reichlich Veranlassung gaben. Bias begann, trotz allen Verhinderungen immer wieder von Neuem seine Rede zu halten, wurde jedoch jedesmal wieder von einem neuen Tumulte unterbrochen, der aus irgend einer drolligen Scene bestand, welche bald diese bald jene Masken mit großem Lärm dazwischen schoben. Aber als er nun zum sechstenmal begann und wieder unterbrochen wurde, verschwor er alles und jedes Redenhalten, schlug sich auf den Mund und blieb den ganzen Abend stumm wie ein Fisch. Von

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[0051] eilfertigen Diener mit fremden Stimmen, schickten sie rechts, wo sie links gehen sollten; dazwischen tobte der Haushofmeister hin und her; so wurden die tollen Verwirrungen immer drolliger; bis endlich Don Carlo wieder zum Vorschein kam. Er mußte selber über die wilde Wirthschaft und das entsetzliche Hin-und-her-gespringe lachen, hatte jedoch seine Plage, bis er Alles wieder ins rechte Gleis brachte. Die Sitzung der neun Weisen fortzusetzen und Bias' Rede von dem Throne zu hören war nun nicht mehr Zeit; denn die Throne mußten gerückt werden, weil die erhöhte Bühne, worauf man sie errichtet, die eigentliche Haupttafel aufnehmen sollte, woran Don Carlo mit seinem Antonio und dessen nächsten Freunden Platz zu nehmen gedachte. Man konnte von dort aus Alles am gemächlichsten übersehen. Die Gäste wurden deßhalb einstweilen in andern Zimmern mit allerhand Erfrischungen bewirthet und wußten sich mit allerlei kleinen Späßen sehr angenehm die Zeit zu vertreiben, wozu die vielerlei Masken reichlich Veranlassung gaben. Bias begann, trotz allen Verhinderungen immer wieder von Neuem seine Rede zu halten, wurde jedoch jedesmal wieder von einem neuen Tumulte unterbrochen, der aus irgend einer drolligen Scene bestand, welche bald diese bald jene Masken mit großem Lärm dazwischen schoben. Aber als er nun zum sechstenmal begann und wieder unterbrochen wurde, verschwor er alles und jedes Redenhalten, schlug sich auf den Mund und blieb den ganzen Abend stumm wie ein Fisch. Von

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:47:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:47:01Z)

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/51>, abgerufen am 29.03.2024.