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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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weiß von Schäumen, und Alle bemerkten nur im Scheine der vielen Fackeln, welche der Wind nicht verlöschte, weil man mehrere zusammenband, daß nicht allzu fern vom Ufer an einem Riff eine große Barke gestrandet.

Zündet ein mächtiges Feuer an, daß man besser sehen könne, rief Don Antonio; ich will in dieses Boot steigen, wer folgt mir?

Da sprang der alte Fischer Jakob hervor und sprach: Herr, laßt mir das Ruder!

Auch Pythagoras trat heran und rief: Wo mein Antonio ist, bin ich auch!

Laßt mich zu meinem Herrn! schrie Pietro, und drängte sich mit einem Pack von Seilen durch das gaffende Volk, welches die Kühnen vergeblich aufzuhalten strebte. Sie rissen sich von den haltenden Armen los und stießen ein kleines Boot vom Ufer, in welches sie geschickt hineinsprangen. Antonio und Carlo hatten Fackeln in den Händen, Jakob und Pietro ruderten. Ein Feuer am Ufer, von Bränden aus der Küche zusammengetragen, loderte schnell hoch empor und erleuchtete das Meer, so daß man die Barke, welche nicht fünfzig Schritt vom Ufer lag, sogleich für eine von Ischia erkannte. Mit Erstaunen sah man nun, wie ruhig der alte Jakob sein Ruder in den entsetzlichen Brandungen handhabte. Pietro richtete das seine genau nach dessen Bewegungen, die er scharf beobachtete; denn wie Jener war Niemand geschickt im Beurtheilen der daherrollenden Wogen; er wußte von den wildesten,

weiß von Schäumen, und Alle bemerkten nur im Scheine der vielen Fackeln, welche der Wind nicht verlöschte, weil man mehrere zusammenband, daß nicht allzu fern vom Ufer an einem Riff eine große Barke gestrandet.

Zündet ein mächtiges Feuer an, daß man besser sehen könne, rief Don Antonio; ich will in dieses Boot steigen, wer folgt mir?

Da sprang der alte Fischer Jakob hervor und sprach: Herr, laßt mir das Ruder!

Auch Pythagoras trat heran und rief: Wo mein Antonio ist, bin ich auch!

Laßt mich zu meinem Herrn! schrie Pietro, und drängte sich mit einem Pack von Seilen durch das gaffende Volk, welches die Kühnen vergeblich aufzuhalten strebte. Sie rissen sich von den haltenden Armen los und stießen ein kleines Boot vom Ufer, in welches sie geschickt hineinsprangen. Antonio und Carlo hatten Fackeln in den Händen, Jakob und Pietro ruderten. Ein Feuer am Ufer, von Bränden aus der Küche zusammengetragen, loderte schnell hoch empor und erleuchtete das Meer, so daß man die Barke, welche nicht fünfzig Schritt vom Ufer lag, sogleich für eine von Ischia erkannte. Mit Erstaunen sah man nun, wie ruhig der alte Jakob sein Ruder in den entsetzlichen Brandungen handhabte. Pietro richtete das seine genau nach dessen Bewegungen, die er scharf beobachtete; denn wie Jener war Niemand geschickt im Beurtheilen der daherrollenden Wogen; er wußte von den wildesten,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:47:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/43>, abgerufen am 24.04.2024.