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Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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des Dinges erkundigten. Diesen gab er nun die Einladung zu besserem Zeugnisse schriftlich mit. Dennoch währte das Hin-und-her-fragen bis zum Abend des andern Tages, bevor man auf der ganzen Insel überzeugt wurde, die Sache sei wirklich außer dem Spaße.

Die sonderbaren Einladungen selbst, so große Fröhlichkeit sie im Allgemeinen auf der ganzen Insel verbreiteten, wurden dennoch von manchem der Geladenen nicht ganz so harmlos aufgenommen, wie sie gemeint waren. Einige wurden zuerst bitterböse; doch ergaben sich zuletzt die Meisten, da es einmal nicht anders war, in den allgemeinen Humor und lachten von Herzen mit.

Am übelsten wurde jedoch der Spaß von den heimlichen Kahlköpfen aufgenommen, welche sich unter künstlichen Locken verbargen; denn überall schwärmten freiwillige Spione herum, welche dergleichen Contrebande ans Licht brachten, und mit der Keckheit, welche die Leute dort zu Lande zur Carnevalszeit allgemein zu befallen siegt, riß man hie und da jenen Dohlen die fremden Federn aus, und ein wahres Treibjagen von tausend Neckereien zwang dieselben wider Willen zur Theilnahme. Bei alle dem gab es immer noch Viele, welche die raffinirte Kunst der Haarkräusler vor aller Entdeckung zu schirmen schien: aber als Don Carlo gar anfing, seidene rosenfarbene Käppchen machen zu lassen, die er, wie es hieß, als falsche Platten Leuten mit vollen Locken schicken wollte, die an dem Feste Theil zu nehmen Lust hätten, da wurde den Meisten in ihrer Verborgenheit

des Dinges erkundigten. Diesen gab er nun die Einladung zu besserem Zeugnisse schriftlich mit. Dennoch währte das Hin-und-her-fragen bis zum Abend des andern Tages, bevor man auf der ganzen Insel überzeugt wurde, die Sache sei wirklich außer dem Spaße.

Die sonderbaren Einladungen selbst, so große Fröhlichkeit sie im Allgemeinen auf der ganzen Insel verbreiteten, wurden dennoch von manchem der Geladenen nicht ganz so harmlos aufgenommen, wie sie gemeint waren. Einige wurden zuerst bitterböse; doch ergaben sich zuletzt die Meisten, da es einmal nicht anders war, in den allgemeinen Humor und lachten von Herzen mit.

Am übelsten wurde jedoch der Spaß von den heimlichen Kahlköpfen aufgenommen, welche sich unter künstlichen Locken verbargen; denn überall schwärmten freiwillige Spione herum, welche dergleichen Contrebande ans Licht brachten, und mit der Keckheit, welche die Leute dort zu Lande zur Carnevalszeit allgemein zu befallen siegt, riß man hie und da jenen Dohlen die fremden Federn aus, und ein wahres Treibjagen von tausend Neckereien zwang dieselben wider Willen zur Theilnahme. Bei alle dem gab es immer noch Viele, welche die raffinirte Kunst der Haarkräusler vor aller Entdeckung zu schirmen schien: aber als Don Carlo gar anfing, seidene rosenfarbene Käppchen machen zu lassen, die er, wie es hieß, als falsche Platten Leuten mit vollen Locken schicken wollte, die an dem Feste Theil zu nehmen Lust hätten, da wurde den Meisten in ihrer Verborgenheit

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[0025] des Dinges erkundigten. Diesen gab er nun die Einladung zu besserem Zeugnisse schriftlich mit. Dennoch währte das Hin-und-her-fragen bis zum Abend des andern Tages, bevor man auf der ganzen Insel überzeugt wurde, die Sache sei wirklich außer dem Spaße. Die sonderbaren Einladungen selbst, so große Fröhlichkeit sie im Allgemeinen auf der ganzen Insel verbreiteten, wurden dennoch von manchem der Geladenen nicht ganz so harmlos aufgenommen, wie sie gemeint waren. Einige wurden zuerst bitterböse; doch ergaben sich zuletzt die Meisten, da es einmal nicht anders war, in den allgemeinen Humor und lachten von Herzen mit. Am übelsten wurde jedoch der Spaß von den heimlichen Kahlköpfen aufgenommen, welche sich unter künstlichen Locken verbargen; denn überall schwärmten freiwillige Spione herum, welche dergleichen Contrebande ans Licht brachten, und mit der Keckheit, welche die Leute dort zu Lande zur Carnevalszeit allgemein zu befallen siegt, riß man hie und da jenen Dohlen die fremden Federn aus, und ein wahres Treibjagen von tausend Neckereien zwang dieselben wider Willen zur Theilnahme. Bei alle dem gab es immer noch Viele, welche die raffinirte Kunst der Haarkräusler vor aller Entdeckung zu schirmen schien: aber als Don Carlo gar anfing, seidene rosenfarbene Käppchen machen zu lassen, die er, wie es hieß, als falsche Platten Leuten mit vollen Locken schicken wollte, die an dem Feste Theil zu nehmen Lust hätten, da wurde den Meisten in ihrer Verborgenheit

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:47:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/25>, abgerufen am 24.04.2024.