Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
justificae a suasoriis), insonderheit von Beweggründen des In-
teresse und der Convenienz, so wie von blossem Vorwand.
De Felice lecons du droit des gens, P. II. T. II. p. 140. sqq.
e) Also kein Krieg, bloss wegen Atheismus, Abgötterei, Heiden-
thums, Aenderung der bisherigen Religion, oder der Staats-
Grundverfassung, Unsittlichkeit, Barbarei, u. d., kein Moral-
oder Religionskrieg (Schriften in v. Ompteda's Lit., §. 298, u.
in v. Kamptz neuer Lit., §. 280), kein so genannter Strafkrieg
(bellum punitivum), da unter unabhängigen Staaten ein Straf-
recht nicht statt hat. A. F. Reinhard von dem Strafkrieg,
in s. Samml. jurist., philos. u. krit. Aufsätze, Bd. I, S.
281 -- 289. Bignon du congres de Troppau (Paris 1821),
ch. IV et V. v. Ompteda's Lit. II. 632 f. u. v. Kamptz n.
Lit., §. 299. Vergl. Günther's Völkerrecht, II. 9 f. -- Ge-
heime Ursache des Kriegs, welchen Frankreich 1688 anfieng.
Büsch Welthändel, S. 233. Es giebt Fälle, wo Krieg ge-
führt ward, weil man eine moralische Invasion, eine intel-
lectuelle Seuche, eine politische Epidemie fürchtete, oder zu
fürchten vorgab, und weil man ein gewisses Land für einen
pestilenzialischen Feuerheerd hielt, dessen Glut zu löschen
sey. Eine StaatsRevolution, selbst Aufruhr, wenn sie bloss
national, wenn sie nicht begleitet sind von Anzeigen einer
directen Gefahr für andere Staaten, würden eine Einmischung
dieser Staaten nicht rechtfertigen. -- Von Einmischungs-
kriegen
, betr. die innern Angelegenheiten eines fremden
Staates (§. 51 u. f.), oder dessen Verhältnisse zu einem drit-
ten Staat, s. man die CircularNote des brittischen Cabinets
v. 19. Jan. 1821, und die englischen ParlamentsDebatten vom
19. u. 21. Febr., vom 2. u. 20. März 1821, bei Gelegenheit der
neapolitanischen ConstitutionsSache, in dem londner Tagblatt
the Courier vom 2., 20. u. 22. Febr., vom 3. u. 21. März, und in
dem pariser Moniteur universel v. 6. Febr. 1821. Auch
Bignon a. a. O.
§. 238.
Kriegsankündigung.

Zu der Rechtmäsigkeit eines Kriegs, bedarf
es nicht einer Ankündigung desselben (indictio
s. denunciatio belli, declaration de guerre), das

II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
justificae a suasoriis), insonderheit von Beweggründen des In-
teresse und der Convenienz, so wie von blossem Vorwand.
De Felice leçons du droit des gens, P. II. T. II. p. 140. sqq.
e) Also kein Krieg, bloſs wegen Atheismus, Abgötterei, Heiden-
thums, Aenderung der bisherigen Religion, oder der Staats-
Grundverfassung, Unsittlichkeit, Barbarei, u. d., kein Moral-
oder Religionskrieg (Schriften in v. Ompteda’s Lit., §. 298, u.
in v. Kamptz neuer Lit., §. 280), kein so genannter Strafkrieg
(bellum punitivum), da unter unabhängigen Staaten ein Straf-
recht nicht statt hat. A. F. Reinhard von dem Strafkrieg,
in s. Samml. jurist., philos. u. krit. Aufsätze, Bd. I, S.
281 — 289. Bignon du congrès de Troppau (Paris 1821),
ch. IV et V. v. Ompteda’s Lit. II. 632 f. u. v. Kamptz n.
Lit., §. 299. Vergl. Günther’s Völkerrecht, II. 9 f. — Ge-
heime Ursache des Kriegs, welchen Frankreich 1688 anfieng.
Büsch Welthändel, S. 233. Es giebt Fälle, wo Krieg ge-
führt ward, weil man eine moralische Invasion, eine intel-
lectuelle Seuche, eine politische Epidemie fürchtete, oder zu
fürchten vorgab, und weil man ein gewisses Land für einen
pestilenzialischen Feuerheerd hielt, dessen Glut zu löschen
sey. Eine StaatsRevolution, selbst Aufruhr, wenn sie bloſs
national, wenn sie nicht begleitet sind von Anzeigen einer
directen Gefahr für andere Staaten, würden eine Einmischung
dieser Staaten nicht rechtfertigen. — Von Einmischungs-
kriegen
, betr. die innern Angelegenheiten eines fremden
Staates (§. 51 u. f.), oder dessen Verhältnisse zu einem drit-
ten Staat, s. man die CircularNote des brittischen Cabinets
v. 19. Jan. 1821, und die englischen ParlamentsDebatten vom
19. u. 21. Febr., vom 2. u. 20. März 1821, bei Gelegenheit der
neapolitanischen ConstitutionsSache, in dem londner Tagblatt
the Courier vom 2., 20. u. 22. Febr., vom 3. u. 21. März, und in
dem pariser Moniteur universel v. 6. Febr. 1821. Auch
Bignon a. a. O.
§. 238.
Kriegsankündigung.

Zu der Rechtmäsigkeit eines Kriegs, bedarf
es nicht einer Ankündigung desselben (indictio
s. denunciatio belli, déclaration de guerre), das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <note place="end" n="d)"><pb facs="#f0020" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.</hi></fw><lb/>
justificae a suasoriis), insonderheit von Beweggründen des In-<lb/>
teresse und der Convenienz, so wie von blossem <hi rendition="#i">Vorwand</hi>.<lb/>
De <hi rendition="#k">Felice</hi> leçons du droit des gens, P. II. T. II. p. 140. sqq.</note><lb/>
                <note place="end" n="e)">Also kein Krieg, blo&#x017F;s wegen Atheismus, Abgötterei, Heiden-<lb/>
thums, Aenderung der bisherigen Religion, oder der Staats-<lb/>
Grundverfassung, Unsittlichkeit, Barbarei, u. d., kein <hi rendition="#i">Moral-</hi><lb/>
oder <hi rendition="#i">Religionskrieg</hi> (Schriften in v. <hi rendition="#k">Ompteda</hi>&#x2019;s Lit., §. 298, u.<lb/>
in v. <hi rendition="#k">Kamptz</hi> neuer Lit., §. 280), kein so genannter <hi rendition="#i">Strafkrieg</hi><lb/>
(bellum punitivum), da unter unabhängigen Staaten ein Straf-<lb/>
recht nicht statt hat. A. F. <hi rendition="#k">Reinhard</hi> von dem Strafkrieg,<lb/>
in s. Samml. jurist., philos. u. krit. Aufsätze, Bd. I, S.<lb/>
281 &#x2014; 289. <hi rendition="#k">Bignon</hi> du congrès de Troppau (Paris 1821),<lb/>
ch. IV et V. v. <hi rendition="#k">Ompteda</hi>&#x2019;s Lit. II. 632 f. u. v. <hi rendition="#k">Kamptz</hi> n.<lb/>
Lit., §. 299. Vergl. <hi rendition="#k">Günther</hi>&#x2019;s Völkerrecht, II. 9 f. &#x2014; Ge-<lb/>
heime Ursache des Kriegs, welchen Frankreich 1688 anfieng.<lb/><hi rendition="#k">Büsch</hi> Welthändel, S. 233. Es giebt Fälle, wo Krieg ge-<lb/>
führt ward, weil man eine moralische Invasion, eine intel-<lb/>
lectuelle Seuche, eine politische Epidemie fürchtete, oder zu<lb/>
fürchten vorgab, und weil man ein gewisses Land für einen<lb/>
pestilenzialischen Feuerheerd hielt, dessen Glut zu löschen<lb/>
sey. Eine StaatsRevolution, selbst Aufruhr, wenn sie blo&#x017F;s<lb/>
national, wenn sie nicht begleitet sind von Anzeigen einer<lb/>
directen Gefahr für andere Staaten, würden eine Einmischung<lb/>
dieser Staaten nicht rechtfertigen. &#x2014; Von <hi rendition="#i">Einmischungs-<lb/>
kriegen</hi>, betr. die innern Angelegenheiten eines fremden<lb/>
Staates (§. 51 u. f.), oder dessen Verhältnisse zu einem drit-<lb/>
ten Staat, s. man die CircularNote des brittischen Cabinets<lb/>
v. 19. Jan. 1821, und die englischen ParlamentsDebatten vom<lb/>
19. u. 21. Febr., vom 2. u. 20. März 1821, bei Gelegenheit der<lb/>
neapolitanischen ConstitutionsSache, in dem londner Tagblatt<lb/>
the Courier vom 2., 20. u. 22. Febr., vom 3. u. 21. März, und in<lb/>
dem pariser Moniteur universel v. 6. Febr. 1821. Auch<lb/><hi rendition="#k">Bignon</hi> a. a. O.</note>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 238.<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Kriegsankündigung</hi></hi>.</head><lb/>
                <p>Zu der Rechtmäsigkeit eines Kriegs, bedarf<lb/>
es nicht einer <hi rendition="#i">Ankündigung</hi> desselben (indictio<lb/>
s. denunciatio belli, déclaration de guerre), das<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0020] II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn. d⁾ justificae a suasoriis), insonderheit von Beweggründen des In- teresse und der Convenienz, so wie von blossem Vorwand. De Felice leçons du droit des gens, P. II. T. II. p. 140. sqq. e⁾ Also kein Krieg, bloſs wegen Atheismus, Abgötterei, Heiden- thums, Aenderung der bisherigen Religion, oder der Staats- Grundverfassung, Unsittlichkeit, Barbarei, u. d., kein Moral- oder Religionskrieg (Schriften in v. Ompteda’s Lit., §. 298, u. in v. Kamptz neuer Lit., §. 280), kein so genannter Strafkrieg (bellum punitivum), da unter unabhängigen Staaten ein Straf- recht nicht statt hat. A. F. Reinhard von dem Strafkrieg, in s. Samml. jurist., philos. u. krit. Aufsätze, Bd. I, S. 281 — 289. Bignon du congrès de Troppau (Paris 1821), ch. IV et V. v. Ompteda’s Lit. II. 632 f. u. v. Kamptz n. Lit., §. 299. Vergl. Günther’s Völkerrecht, II. 9 f. — Ge- heime Ursache des Kriegs, welchen Frankreich 1688 anfieng. Büsch Welthändel, S. 233. Es giebt Fälle, wo Krieg ge- führt ward, weil man eine moralische Invasion, eine intel- lectuelle Seuche, eine politische Epidemie fürchtete, oder zu fürchten vorgab, und weil man ein gewisses Land für einen pestilenzialischen Feuerheerd hielt, dessen Glut zu löschen sey. Eine StaatsRevolution, selbst Aufruhr, wenn sie bloſs national, wenn sie nicht begleitet sind von Anzeigen einer directen Gefahr für andere Staaten, würden eine Einmischung dieser Staaten nicht rechtfertigen. — Von Einmischungs- kriegen, betr. die innern Angelegenheiten eines fremden Staates (§. 51 u. f.), oder dessen Verhältnisse zu einem drit- ten Staat, s. man die CircularNote des brittischen Cabinets v. 19. Jan. 1821, und die englischen ParlamentsDebatten vom 19. u. 21. Febr., vom 2. u. 20. März 1821, bei Gelegenheit der neapolitanischen ConstitutionsSache, in dem londner Tagblatt the Courier vom 2., 20. u. 22. Febr., vom 3. u. 21. März, und in dem pariser Moniteur universel v. 6. Febr. 1821. Auch Bignon a. a. O. §. 238. Kriegsankündigung. Zu der Rechtmäsigkeit eines Kriegs, bedarf es nicht einer Ankündigung desselben (indictio s. denunciatio belli, déclaration de guerre), das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/20
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/20>, abgerufen am 29.03.2024.