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Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.

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II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
seyn. -- Wird der Krieg bloss auf dem festen
Lande geführt, so heisst er Landkrieg: See-
krieg, wenn er nur auf dem Meer geführt wird;
Land- und Seekrieg, wenn auf beiden c).

a) Bynkershoek definitio belli ejusque explicatio; in s. Quaest.
juris publ. lib. I. c. 1. -- Schriften von dem Krieg, in
v. Ompteda's Lit. II. 615 ff. C. O. Graebe orat. de jure belli
et pacis, praesertim imperii. Rintelii 1795. 8. J. G. Fichte
über den Begriff des wahren Kriegs. 1813. 8. J. N. Tetens
considerations sur les droits reciproques des puissances bel-
ligerantes et des puissances neutres sur mer, avec les prin-
cipes de guerre en general. a Copenhague 1805. 8. -- Krieg
im engern Sinn kann vorkommen, unter einzelnen Menschen
(PrivatKrieg; in Staatsgebieten unerlaubt), und unter Staaten
(öffentlicher oder Völkerkrieg, bellum inter gentes); aber
auch zwischen einem Staat und einzelnen Menschen (ver-
mischter Krieg). Vom Privatkrieg der Souveraine, oben
§. 50 b. -- Der inländische Krieg (bellum intestinum),
ist Privatkrieg, wenn er unter Parteien oder Factionen der
Mitbürger eines Staates geführt wird, und während dessel-
ben die Staatsverbindung suspendirt ist (Bürgerkrieg, bellum
civile); vermischter Krieg hingegen, wenn er zwischen der
Regierung des Staates und einem Theil seiner Bürger ge-
führt wird, es sey nun dass diese Empörer oder Rebellen
sind, und also das Recht auf Seite der Regierung sich be-
findet (ExecutionsKrieg), oder umgekehrt. -- Schriften vom
Krieg überhaupt, in v. Ompteda's Lit. §. 290 f. u. in v. Kamptz
neuer Lit, §. 271 f.
b) In diesem Sinn, wird der Eintheilungsgrund hergenommen
von der Rechtmäsigkeit oder Unrechtmäsigkeit des Kriegs. --
Andere gebrauchen beide Ausdrücke von dem gerechten Krieg.
DefensivKrieg sey der, wodurch ein Staat gegen Beleidigun-
gen eines andern Widerstand leiste: OffensivKrieg der, wo-
durch ein Staat sich zu demjenigen zu verhelfen trachte, was
er von dem ungerechten Inhaber nicht erlangen könne, oder
wodurch er sich Sicherheit wider drohende Gefahr zu ver-
schaffen suche. C. L. Scheid diss. de ratione belli, §. 19.
Burlamaqui principes du droit politique, P. IV, ch. 3, §. 1
et suiv., p. 322. -- Dagegen schreibt man, in dem gemei-

II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
seyn. — Wird der Krieg bloſs auf dem festen
Lande geführt, so heiſst er Landkrieg: See-
krieg, wenn er nur auf dem Meer geführt wird;
Land- und Seekrieg, wenn auf beiden c).

a) Bynkershoek definitio belli ejusque explicatio; in s. Quaest.
juris publ. lib. I. c. 1. — Schriften von dem Krieg, in
v. Ompteda’s Lit. II. 615 ff. C. O. Graebe orat. de jure belli
et pacis, praesertim imperii. Rintelii 1795. 8. J. G. Fichte
über den Begriff des wahren Kriegs. 1813. 8. J. N. Tetens
considérations sur les droits réciproques des puissances bel-
ligérantes et des puissances neutres sur mer, avec les prin-
cipes de guerre en général. à Copenhague 1805. 8. — Krieg
im engern Sinn kann vorkommen, unter einzelnen Menschen
(PrivatKrieg; in Staatsgebieten unerlaubt), und unter Staaten
(öffentlicher oder Völkerkrieg, bellum inter gentes); aber
auch zwischen einem Staat und einzelnen Menschen (ver-
mischter Krieg). Vom Privatkrieg der Souveraine, oben
§. 50 b. — Der inländische Krieg (bellum intestinum),
ist Privatkrieg, wenn er unter Parteien oder Factionen der
Mitbürger eines Staates geführt wird, und während dessel-
ben die Staatsverbindung suspendirt ist (Bürgerkrieg, bellum
civile); vermischter Krieg hingegen, wenn er zwischen der
Regierung des Staates und einem Theil seiner Bürger ge-
führt wird, es sey nun daſs diese Empörer oder Rebellen
sind, und also das Recht auf Seite der Regierung sich be-
findet (ExecutionsKrieg), oder umgekehrt. — Schriften vom
Krieg überhaupt, in v. Ompteda’s Lit. §. 290 f. u. in v. Kamptz
neuer Lit, §. 271 f.
b) In diesem Sinn, wird der Eintheilungsgrund hergenommen
von der Rechtmäsigkeit oder Unrechtmäsigkeit des Kriegs. —
Andere gebrauchen beide Ausdrücke von dem gerechten Krieg.
DefensivKrieg sey der, wodurch ein Staat gegen Beleidigun-
gen eines andern Widerstand leiste: OffensivKrieg der, wo-
durch ein Staat sich zu demjenigen zu verhelfen trachte, was
er von dem ungerechten Inhaber nicht erlangen könne, oder
wodurch er sich Sicherheit wider drohende Gefahr zu ver-
schaffen suche. C. L. Scheid diss. de ratione belli, §. 19.
Burlamaqui principes du droit politique, P. IV, ch. 3, §. 1
et suiv., p. 322. — Dagegen schreibt man, in dem gemei-
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[384/0016] II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn. seyn. — Wird der Krieg bloſs auf dem festen Lande geführt, so heiſst er Landkrieg: See- krieg, wenn er nur auf dem Meer geführt wird; Land- und Seekrieg, wenn auf beiden c). a⁾ Bynkershoek definitio belli ejusque explicatio; in s. Quaest. juris publ. lib. I. c. 1. — Schriften von dem Krieg, in v. Ompteda’s Lit. II. 615 ff. C. O. Graebe orat. de jure belli et pacis, praesertim imperii. Rintelii 1795. 8. J. G. Fichte über den Begriff des wahren Kriegs. 1813. 8. J. N. Tetens considérations sur les droits réciproques des puissances bel- ligérantes et des puissances neutres sur mer, avec les prin- cipes de guerre en général. à Copenhague 1805. 8. — Krieg im engern Sinn kann vorkommen, unter einzelnen Menschen (PrivatKrieg; in Staatsgebieten unerlaubt), und unter Staaten (öffentlicher oder Völkerkrieg, bellum inter gentes); aber auch zwischen einem Staat und einzelnen Menschen (ver- mischter Krieg). Vom Privatkrieg der Souveraine, oben §. 50 b. — Der inländische Krieg (bellum intestinum), ist Privatkrieg, wenn er unter Parteien oder Factionen der Mitbürger eines Staates geführt wird, und während dessel- ben die Staatsverbindung suspendirt ist (Bürgerkrieg, bellum civile); vermischter Krieg hingegen, wenn er zwischen der Regierung des Staates und einem Theil seiner Bürger ge- führt wird, es sey nun daſs diese Empörer oder Rebellen sind, und also das Recht auf Seite der Regierung sich be- findet (ExecutionsKrieg), oder umgekehrt. — Schriften vom Krieg überhaupt, in v. Ompteda’s Lit. §. 290 f. u. in v. Kamptz neuer Lit, §. 271 f. b⁾ In diesem Sinn, wird der Eintheilungsgrund hergenommen von der Rechtmäsigkeit oder Unrechtmäsigkeit des Kriegs. — Andere gebrauchen beide Ausdrücke von dem gerechten Krieg. DefensivKrieg sey der, wodurch ein Staat gegen Beleidigun- gen eines andern Widerstand leiste: OffensivKrieg der, wo- durch ein Staat sich zu demjenigen zu verhelfen trachte, was er von dem ungerechten Inhaber nicht erlangen könne, oder wodurch er sich Sicherheit wider drohende Gefahr zu ver- schaffen suche. C. L. Scheid diss. de ratione belli, §. 19. Burlamaqui principes du droit politique, P. IV, ch. 3, §. 1 et suiv., p. 322. — Dagegen schreibt man, in dem gemei-

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Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/16>, abgerufen am 20.04.2024.