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Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.

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II. Cap. Recht der Unabhängigkeit.
Versuch des europ. VR. III. 71. 101. Ebendess. Beyträge zu
dem europ. Gesandschaftsrecht, S. 36 f. v. Martens a. a. O.
§. 70. Selbst gegenseitig in Krieg begriffene Souveraine, beob-
achten bisweilen diese Höflichkeit. Der Papst erwartete ehe-
hin, von den katholischen Regenten, nach ihrer Thronbestei-
gung eine ObedienzGesandschaft (legatio obedientiae), welche
diese in neuern Zeiten ReverenzGesandschaft zu nennen pfleg-
ten. Buder's Opusc. p. 331. Rossmann in den Erlang. gel.
Anz. v. 1746, Num. VII. Klüber's neue Lit. des t. Staatsr.,
S. 722.
b) Diese Exterritorialität wird von einigen als dem natürlichen
Völkerrecht gemäss behauptet, z. B. von Pufendorf, Bar-
beyrac, Bynkershoek, Cassius, Pfeffinger, Ludolf, Strube

u. a. Mit Recht widersprechen es andere, z. B. Stryk, Coc-
ceji, Fleischer, Helmershausen
, Caesarinus Fürstenerius
(Leibnitz) de jure suprematus ac legationis principum Ger-
maniae (1677. 8.), c. VII. p. 21. Man vergl. Strube's rechtl.
Bedenken, Th. III, Num. 3, §. 1, S. 48.
c) Besondere Fälle sind: 1) die Person eines Regenten, der in
dem Dienste desjenigen Staates steht, in dessen Gebiet er sich
aufhält; 2) wenn ein Souverain incognito in fremdem Staats-
gebiet sich befindet; 3) wenn er TitulärSouverain ist, etwa
nach erfolgter Abdankung, oder als Prätendent; 4) wenn ein
wirklicher Souverain in fremdem Staatsgebiet Verbrechen ge-
gen die öffentliche Sicherheit begeht, oder daselbst feindliche
Handlungen gegen denselben Staat oder andere Mächte un-
ternimmt.
d) Anders Caesarinus Fürstenerius l. c.
e) Fremdem Staats- und Fürstengut wird, zumal auf erfolgte
Requisition, die Zollfreiheit nicht leicht versagt. Moser's
Staatsr. Th. XXXVI, S. 317 ff. Pfeffinger in Vitriar. illustr.
T. III. p. 1043. J. G. Neureuter diss. de eo q. j. e. circa exem-
tionem rerum principum a vectigalibus. Mogunt. 1748, und in
Hartleben's Thesauro Dissert. Moguntin., Vol. I. P. 1. n. 6.
Zollfreiheit in Schlesien, für alles Fürstengut, welches der
König von Polen, Kurfürst von Sachsen, aus Polen nach
Sachsen, oder von daher dorthin senden würde, bewilligte
Preussen in dem dresdner Fr. v. 1745, Art. 10. Wenck cod.
jur. gent. II. 214. -- Von der Zollfreiheit des Gesandtenguts
s. unten §. 205 f.
II. Cap. Recht der Unabhängigkeit.
Versuch des europ. VR. III. 71. 101. Ebendess. Beyträge zu
dem europ. Gesandschaftsrecht, S. 36 f. v. Martens a. a. O.
§. 70. Selbst gegenseitig in Krieg begriffene Souveraine, beob-
achten bisweilen diese Höflichkeit. Der Papst erwartete ehe-
hin, von den katholischen Regenten, nach ihrer Thronbestei-
gung eine ObedienzGesandschaft (legatio obedientiae), welche
diese in neuern Zeiten ReverenzGesandschaft zu nennen pfleg-
ten. Buder’s Opusc. p. 331. Rossmann in den Erlang. gel.
Anz. v. 1746, Num. VII. Klüber’s neue Lit. des t. Staatsr.,
S. 722.
b) Diese Exterritorialität wird von einigen als dem natürlichen
Völkerrecht gemäſs behauptet, z. B. von Pufendorf, Bar-
beyrac, Bynkershoek, Cassius, Pfeffinger, Ludolf, Strube

u. a. Mit Recht widersprechen es andere, z. B. Stryk, Coc-
ceji, Fleischer, Helmershausen
, Caesarinus Fürstenerius
(Leibnitz) de jure suprematus ac legationis principum Ger-
maniae (1677. 8.), c. VII. p. 21. Man vergl. Strube’s rechtl.
Bedenken, Th. III, Num. 3, §. 1, S. 48.
c) Besondere Fälle sind: 1) die Person eines Regenten, der in
dem Dienste desjenigen Staates steht, in dessen Gebiet er sich
aufhält; 2) wenn ein Souverain incognito in fremdem Staats-
gebiet sich befindet; 3) wenn er TitulärSouverain ist, etwa
nach erfolgter Abdankung, oder als Prätendent; 4) wenn ein
wirklicher Souverain in fremdem Staatsgebiet Verbrechen ge-
gen die öffentliche Sicherheit begeht, oder daselbst feindliche
Handlungen gegen denselben Staat oder andere Mächte un-
ternimmt.
d) Anders Caesarinus Fürstenerius l. c.
e) Fremdem Staats- und Fürstengut wird, zumal auf erfolgte
Requisition, die Zollfreiheit nicht leicht versagt. Moser’s
Staatsr. Th. XXXVI, S. 317 ff. Pfeffinger in Vitriar. illustr.
T. III. p. 1043. J. G. Neureuter diss. de eo q. j. e. circa exem-
tionem rerum principum a vectigalibus. Mogunt. 1748, und in
Hartleben’s Thesauro Dissert. Moguntin., Vol. I. P. 1. n. 6.
Zollfreiheit in Schlesien, für alles Fürstengut, welches der
König von Polen, Kurfürst von Sachsen, aus Polen nach
Sachsen, oder von daher dorthin senden würde, bewilligte
Preussen in dem dresdner Fr. v. 1745, Art. 10. Wenck cod.
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s. unten §. 205 f.
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[91/0097] II. Cap. Recht der Unabhängigkeit. a⁾ Versuch des europ. VR. III. 71. 101. Ebendess. Beyträge zu dem europ. Gesandschaftsrecht, S. 36 f. v. Martens a. a. O. §. 70. Selbst gegenseitig in Krieg begriffene Souveraine, beob- achten bisweilen diese Höflichkeit. Der Papst erwartete ehe- hin, von den katholischen Regenten, nach ihrer Thronbestei- gung eine ObedienzGesandschaft (legatio obedientiae), welche diese in neuern Zeiten ReverenzGesandschaft zu nennen pfleg- ten. Buder’s Opusc. p. 331. Rossmann in den Erlang. gel. Anz. v. 1746, Num. VII. Klüber’s neue Lit. des t. Staatsr., S. 722. b⁾ Diese Exterritorialität wird von einigen als dem natürlichen Völkerrecht gemäſs behauptet, z. B. von Pufendorf, Bar- beyrac, Bynkershoek, Cassius, Pfeffinger, Ludolf, Strube u. a. Mit Recht widersprechen es andere, z. B. Stryk, Coc- ceji, Fleischer, Helmershausen, Caesarinus Fürstenerius (Leibnitz) de jure suprematus ac legationis principum Ger- maniae (1677. 8.), c. VII. p. 21. Man vergl. Strube’s rechtl. Bedenken, Th. III, Num. 3, §. 1, S. 48. c⁾ Besondere Fälle sind: 1) die Person eines Regenten, der in dem Dienste desjenigen Staates steht, in dessen Gebiet er sich aufhält; 2) wenn ein Souverain incognito in fremdem Staats- gebiet sich befindet; 3) wenn er TitulärSouverain ist, etwa nach erfolgter Abdankung, oder als Prätendent; 4) wenn ein wirklicher Souverain in fremdem Staatsgebiet Verbrechen ge- gen die öffentliche Sicherheit begeht, oder daselbst feindliche Handlungen gegen denselben Staat oder andere Mächte un- ternimmt. d⁾ Anders Caesarinus Fürstenerius l. c. e⁾ Fremdem Staats- und Fürstengut wird, zumal auf erfolgte Requisition, die Zollfreiheit nicht leicht versagt. Moser’s Staatsr. Th. XXXVI, S. 317 ff. Pfeffinger in Vitriar. illustr. T. III. p. 1043. J. G. Neureuter diss. de eo q. j. e. circa exem- tionem rerum principum a vectigalibus. Mogunt. 1748, und in Hartleben’s Thesauro Dissert. Moguntin., Vol. I. P. 1. n. 6. Zollfreiheit in Schlesien, für alles Fürstengut, welches der König von Polen, Kurfürst von Sachsen, aus Polen nach Sachsen, oder von daher dorthin senden würde, bewilligte Preussen in dem dresdner Fr. v. 1745, Art. 10. Wenck cod. jur. gent. II. 214. — Von der Zollfreiheit des Gesandtenguts s. unten §. 205 f.

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Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/97>, abgerufen am 19.04.2024.