Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Geschichte des geistigen Eigenthumes.


§. 6. Aeltere Zeit.

Aelteste Verlagsverträge. -- Die Römischen Juristen. -- Industrie des
Alterthumes. -- Buchhandel des Mittelalters. -- Zünfte. -- Erfindung
der Buchdruckerkunst. -- Die Zeit der Privilegien.

Die ersten Keime der Anerkennung eines geistigen Eigen-
thumes finden sich in den Verträgen, welche von Schriftstellern
über die Vervielfältigung ihrer Werke mit Buchhändlern (Ver-
legern) abgeschlossen wurden, und in der Sitte, welche einen
Eingriff in das so übertragene Verlagsrecht als unstatthaft be-
zeichnete. Solche Verträge scheinen lange vor der Erfindung
der Buchdruckerkunst schon im klassischen Alterthume häufig
geschlossen zu sein. Die Buchhändler jener Zeit liessen mit
Hülfe von Sclaven Abschriften ihrer Verlagsartikel fabrik-
mässig in so grosser Zahl und zu einem so billigen Preise fer-
tigen, dass ihre Leistungen kaum von den ersten Resultaten
der Buchdruckerkunst erreicht wurden. Martial erwähnt in
einem Epigramme, dass die Ausgabe seiner Xenien für vier
Sesterze (nach heutiger Währung etwa fünf Silbergroschen)
beim Buchhändler Tryphon zu kaufen sei. Er bezeichnet die-
sen Preis als zu hoch und meint, dass der Verleger noch
bei einem Preise von zwei Sesterzen einen Gewinn machen
könnte.1).

Derselbe Dichter hat uns die Namen von vier Verlegern
seiner Werke aufbehalten, von denen Tryphon die Xenien,

1) Valerii Martialis Epigrammata Lib. XIII ep. 3:
Omnis in hoc gracili xeniorum turba libello
Constabit nummis quatuor emta tibi.
Quatuor est nimium, poterit constare duobus
Et faciet lucrum bibliopola Tryphon.
II. Geschichte des geistigen Eigenthumes.


§. 6. Aeltere Zeit.

Aelteste Verlagsverträge. — Die Römischen Juristen. — Industrie des
Alterthumes. — Buchhandel des Mittelalters. — Zünfte. — Erfindung
der Buchdruckerkunst. — Die Zeit der Privilegien.

Die ersten Keime der Anerkennung eines geistigen Eigen-
thumes finden sich in den Verträgen, welche von Schriftstellern
über die Vervielfältigung ihrer Werke mit Buchhändlern (Ver-
legern) abgeschlossen wurden, und in der Sitte, welche einen
Eingriff in das so übertragene Verlagsrecht als unstatthaft be-
zeichnete. Solche Verträge scheinen lange vor der Erfindung
der Buchdruckerkunst schon im klassischen Alterthume häufig
geschlossen zu sein. Die Buchhändler jener Zeit liessen mit
Hülfe von Sclaven Abschriften ihrer Verlagsartikel fabrik-
mässig in so grosser Zahl und zu einem so billigen Preise fer-
tigen, dass ihre Leistungen kaum von den ersten Resultaten
der Buchdruckerkunst erreicht wurden. Martial erwähnt in
einem Epigramme, dass die Ausgabe seiner Xenien für vier
Sesterze (nach heutiger Währung etwa fünf Silbergroschen)
beim Buchhändler Tryphon zu kaufen sei. Er bezeichnet die-
sen Preis als zu hoch und meint, dass der Verleger noch
bei einem Preise von zwei Sesterzen einen Gewinn machen
könnte.1).

Derselbe Dichter hat uns die Namen von vier Verlegern
seiner Werke aufbehalten, von denen Tryphon die Xenien,

1) Valerii Martialis Epigrammata Lib. XIII ep. 3:
Omnis in hoc gracili xeniorum turba libello
Constabit nummis quatuor emta tibi.
Quatuor est nimium, poterit constare duobus
Et faciet lucrum bibliopola Tryphon.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0051" n="[35]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">II. Geschichte des geistigen Eigenthumes.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6. <hi rendition="#g">Aeltere Zeit</hi>.</head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c">Aelteste Verlagsverträge. &#x2014; Die Römischen Juristen. &#x2014; Industrie des<lb/>
Alterthumes. &#x2014; Buchhandel des Mittelalters. &#x2014; Zünfte. &#x2014; Erfindung<lb/>
der Buchdruckerkunst. &#x2014; Die Zeit der Privilegien.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p>Die ersten Keime der Anerkennung eines geistigen Eigen-<lb/>
thumes finden sich in den Verträgen, welche von Schriftstellern<lb/>
über die Vervielfältigung ihrer Werke mit Buchhändlern (Ver-<lb/>
legern) abgeschlossen wurden, und in der Sitte, welche einen<lb/>
Eingriff in das so übertragene Verlagsrecht als unstatthaft be-<lb/>
zeichnete. Solche Verträge scheinen lange vor der Erfindung<lb/>
der Buchdruckerkunst schon im klassischen Alterthume häufig<lb/>
geschlossen zu sein. Die Buchhändler jener Zeit liessen mit<lb/>
Hülfe von Sclaven Abschriften ihrer Verlagsartikel fabrik-<lb/>
mässig in so grosser Zahl und zu einem so billigen Preise fer-<lb/>
tigen, dass ihre Leistungen kaum von den ersten Resultaten<lb/>
der Buchdruckerkunst erreicht wurden. Martial erwähnt in<lb/>
einem Epigramme, dass die Ausgabe seiner Xenien für vier<lb/>
Sesterze (nach heutiger Währung etwa fünf Silbergroschen)<lb/>
beim Buchhändler Tryphon zu kaufen sei. Er bezeichnet die-<lb/>
sen Preis als zu hoch und meint, dass der Verleger noch<lb/>
bei einem Preise von zwei Sesterzen einen Gewinn machen<lb/>
könnte.<note place="foot" n="1)">Valerii Martialis Epigrammata Lib. XIII ep. 3:<lb/>
Omnis in hoc gracili xeniorum turba libello<lb/>
Constabit nummis quatuor emta tibi.<lb/>
Quatuor est nimium, poterit constare duobus<lb/>
Et faciet lucrum bibliopola Tryphon.</note>.</p><lb/>
            <p>Derselbe Dichter hat uns die Namen von vier Verlegern<lb/>
seiner Werke aufbehalten, von denen Tryphon die Xenien,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[35]/0051] II. Geschichte des geistigen Eigenthumes. §. 6. Aeltere Zeit. Aelteste Verlagsverträge. — Die Römischen Juristen. — Industrie des Alterthumes. — Buchhandel des Mittelalters. — Zünfte. — Erfindung der Buchdruckerkunst. — Die Zeit der Privilegien. Die ersten Keime der Anerkennung eines geistigen Eigen- thumes finden sich in den Verträgen, welche von Schriftstellern über die Vervielfältigung ihrer Werke mit Buchhändlern (Ver- legern) abgeschlossen wurden, und in der Sitte, welche einen Eingriff in das so übertragene Verlagsrecht als unstatthaft be- zeichnete. Solche Verträge scheinen lange vor der Erfindung der Buchdruckerkunst schon im klassischen Alterthume häufig geschlossen zu sein. Die Buchhändler jener Zeit liessen mit Hülfe von Sclaven Abschriften ihrer Verlagsartikel fabrik- mässig in so grosser Zahl und zu einem so billigen Preise fer- tigen, dass ihre Leistungen kaum von den ersten Resultaten der Buchdruckerkunst erreicht wurden. Martial erwähnt in einem Epigramme, dass die Ausgabe seiner Xenien für vier Sesterze (nach heutiger Währung etwa fünf Silbergroschen) beim Buchhändler Tryphon zu kaufen sei. Er bezeichnet die- sen Preis als zu hoch und meint, dass der Verleger noch bei einem Preise von zwei Sesterzen einen Gewinn machen könnte. 1). Derselbe Dichter hat uns die Namen von vier Verlegern seiner Werke aufbehalten, von denen Tryphon die Xenien, 1) Valerii Martialis Epigrammata Lib. XIII ep. 3: Omnis in hoc gracili xeniorum turba libello Constabit nummis quatuor emta tibi. Quatuor est nimium, poterit constare duobus Et faciet lucrum bibliopola Tryphon.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867/51
Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867/51>, abgerufen am 23.04.2024.