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Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867.

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Zerstörung der Auflage. -- Untergang des Manuscriptes.
den Verleger durch Zufall unter, so wird der ganze Verlags-
vertrag aufgehoben, weil die Vorleistung des Autors unmöglich
wird. War jedoch mit dem Verlagsvertrage ein Bestellungs-
vertrag (locatio conductio operis) verbunden und das bestellte
Werk erst nach seiner vollständigen Ausführung durch einen
äusseren von der Person des Autors unabhängigen Zufall un-
tergegangen, so hat der Autor Anspruch auf den bedungenen
Preis 1). Tritt der zufällige Untergang nach der Ablieferung
an den Verleger ein, so wird derselbe zwar von der übernom-
menen Verpflichtung zur Vervielfältigung befreit, er muss
aber das etwa stipulirte Honorar auch ausser dem Falle der
Bestellung zahlen. Erfolgt der Untergang des Werkes durch
Verschuldung des einen oder des andern Theiles, so treten die
allgemeinen Regeln vom Schadensersatze ein.

Nach den vorstehenden Grundsätzen ist auch der Fall zu
beurtheilen, wo die Verbreitung des vervielfältigten Werkes
durch gerichtliche Beschlagnahme verhindert wird und dem-

1) Allg. Landrecht Theil I Tit. 11 §. 1010. Wegen der Fälle, wo
die Erfüllung des Verlagsvertrages einem oder dem andern Theile un-
möglich wird, hat es bei den Vorschriften des §. 879 sqq. sein Bewenden.
§. 885. Macht hingegen ein blosser Zufall, dass dem, welcher
die contractmässigen Handlungen schon zum Theil geleistet hat, die
Leistung der übrigen unmöglich wird, so kann er für das Geleistete
von dem andern Contrahenten gewöhnliche Vergütung, nach dem Gut-
achten der Sachverständigen, fordern.
§. 886. Entsteht die Unmöglichkeit der Erfüllung von der Seite
des andern Contrahenten, und zwar durch Zufall: so kann der, welcher
auf Abrechnung des Vertrages schon Handlungen geleistet hat, con-
tractmässige Vergütung dafür, nach Verhältniss des Geleisteten gegen
das Ganze im Contracte Versprochene, fordern.
L. 36 Dig. locati conducti (19. 2): Opus quod aversione locatum
est, donec adprobetur, conductoris periculo est, quod vero ita con-
ductum sit, ut in pedes mensurasve praestetur, eatenus conductoris
periculo est, quatenus admensum non sit; et in utraque causa nocitu-
rum locatori, si per eum steterit, quo minus opus adprobetur vel ad-
metiatur. Si tamen vi maiore opus prius interciderit, quam adproba-
retur, locatoris periculo est, nisi si aliud actum sit; non enim amplius
praestari locatori oporteat, quam quod sua cura atque opera conse-
cutus esset.
L. 37 cod.: Si prius quam locatori opus probaretur, vi aliqua
consumtum est, detrimentum ad locatorem ita pertinet, si tale opus
fuit, ut probari deberet.

Zerstörung der Auflage. — Untergang des Manuscriptes.
den Verleger durch Zufall unter, so wird der ganze Verlags-
vertrag aufgehoben, weil die Vorleistung des Autors unmöglich
wird. War jedoch mit dem Verlagsvertrage ein Bestellungs-
vertrag (locatio conductio operis) verbunden und das bestellte
Werk erst nach seiner vollständigen Ausführung durch einen
äusseren von der Person des Autors unabhängigen Zufall un-
tergegangen, so hat der Autor Anspruch auf den bedungenen
Preis 1). Tritt der zufällige Untergang nach der Ablieferung
an den Verleger ein, so wird derselbe zwar von der übernom-
menen Verpflichtung zur Vervielfältigung befreit, er muss
aber das etwa stipulirte Honorar auch ausser dem Falle der
Bestellung zahlen. Erfolgt der Untergang des Werkes durch
Verschuldung des einen oder des andern Theiles, so treten die
allgemeinen Regeln vom Schadensersatze ein.

Nach den vorstehenden Grundsätzen ist auch der Fall zu
beurtheilen, wo die Verbreitung des vervielfältigten Werkes
durch gerichtliche Beschlagnahme verhindert wird und dem-

1) Allg. Landrecht Theil I Tit. 11 §. 1010. Wegen der Fälle, wo
die Erfüllung des Verlagsvertrages einem oder dem andern Theile un-
möglich wird, hat es bei den Vorschriften des §. 879 sqq. sein Bewenden.
§. 885. Macht hingegen ein blosser Zufall, dass dem, welcher
die contractmässigen Handlungen schon zum Theil geleistet hat, die
Leistung der übrigen unmöglich wird, so kann er für das Geleistete
von dem andern Contrahenten gewöhnliche Vergütung, nach dem Gut-
achten der Sachverständigen, fordern.
§. 886. Entsteht die Unmöglichkeit der Erfüllung von der Seite
des andern Contrahenten, und zwar durch Zufall: so kann der, welcher
auf Abrechnung des Vertrages schon Handlungen geleistet hat, con-
tractmässige Vergütung dafür, nach Verhältniss des Geleisteten gegen
das Ganze im Contracte Versprochene, fordern.
L. 36 Dig. locati conducti (19. 2): Opus quod aversione locatum
est, donec adprobetur, conductoris periculo est, quod vero ita con-
ductum sit, ut in pedes mensurasve praestetur, eatenus conductoris
periculo est, quatenus admensum non sit; et in utraque causa nocitu-
rum locatori, si per eum steterit, quo minus opus adprobetur vel ad-
metiatur. Si tamen vi maiore opus prius interciderit, quam adproba-
retur, locatoris periculo est, nisi si aliud actum sit; non enim amplius
praestari locatori oporteat, quam quod sua cura atque opera conse-
cutus esset.
L. 37 cod.: Si prius quam locatori opus probaretur, vi aliqua
consumtum est, detrimentum ad locatorem ita pertinet, si tale opus
fuit, ut probari deberet.
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[371/0387] Zerstörung der Auflage. — Untergang des Manuscriptes. den Verleger durch Zufall unter, so wird der ganze Verlags- vertrag aufgehoben, weil die Vorleistung des Autors unmöglich wird. War jedoch mit dem Verlagsvertrage ein Bestellungs- vertrag (locatio conductio operis) verbunden und das bestellte Werk erst nach seiner vollständigen Ausführung durch einen äusseren von der Person des Autors unabhängigen Zufall un- tergegangen, so hat der Autor Anspruch auf den bedungenen Preis 1). Tritt der zufällige Untergang nach der Ablieferung an den Verleger ein, so wird derselbe zwar von der übernom- menen Verpflichtung zur Vervielfältigung befreit, er muss aber das etwa stipulirte Honorar auch ausser dem Falle der Bestellung zahlen. Erfolgt der Untergang des Werkes durch Verschuldung des einen oder des andern Theiles, so treten die allgemeinen Regeln vom Schadensersatze ein. Nach den vorstehenden Grundsätzen ist auch der Fall zu beurtheilen, wo die Verbreitung des vervielfältigten Werkes durch gerichtliche Beschlagnahme verhindert wird und dem- 1) Allg. Landrecht Theil I Tit. 11 §. 1010. Wegen der Fälle, wo die Erfüllung des Verlagsvertrages einem oder dem andern Theile un- möglich wird, hat es bei den Vorschriften des §. 879 sqq. sein Bewenden. §. 885. Macht hingegen ein blosser Zufall, dass dem, welcher die contractmässigen Handlungen schon zum Theil geleistet hat, die Leistung der übrigen unmöglich wird, so kann er für das Geleistete von dem andern Contrahenten gewöhnliche Vergütung, nach dem Gut- achten der Sachverständigen, fordern. §. 886. Entsteht die Unmöglichkeit der Erfüllung von der Seite des andern Contrahenten, und zwar durch Zufall: so kann der, welcher auf Abrechnung des Vertrages schon Handlungen geleistet hat, con- tractmässige Vergütung dafür, nach Verhältniss des Geleisteten gegen das Ganze im Contracte Versprochene, fordern. L. 36 Dig. locati conducti (19. 2): Opus quod aversione locatum est, donec adprobetur, conductoris periculo est, quod vero ita con- ductum sit, ut in pedes mensurasve praestetur, eatenus conductoris periculo est, quatenus admensum non sit; et in utraque causa nocitu- rum locatori, si per eum steterit, quo minus opus adprobetur vel ad- metiatur. Si tamen vi maiore opus prius interciderit, quam adproba- retur, locatoris periculo est, nisi si aliud actum sit; non enim amplius praestari locatori oporteat, quam quod sua cura atque opera conse- cutus esset. L. 37 cod.: Si prius quam locatori opus probaretur, vi aliqua consumtum est, detrimentum ad locatorem ita pertinet, si tale opus fuit, ut probari deberet.

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Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867/387>, abgerufen am 25.04.2024.