Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
schung reichte; ich stand nicht dabei, als sie in der
Herberge, Nacht für Nacht, in seinen Ställen schlief.
Wie soll ich wissen, ob er ihr Gift eingeflößt? habt
neun Monate Geduld; alsdann sollt ihr sehen, wies
ihrem jungen Leibe bekommen, ist.
Der Graf vom Strahl.
Der alte Esel, der! Dem entgegn' ich nichts, als
meinen Namen! Ruft sie herein; und wenn sie ein
Wort sagt, auch nur von fern duftend, wie diese
Gedanken, so nennt mich den Grafen von der stin-
kenden Pfütze, oder wie es sonst eurem gerechten Un-
willen beliebt.

Zweiter Auftritt.
Käthchen (mit verbundenen Augen, geführt von) zwei Hä-
schern -- Die Häscher (nehmen ihr das Tuch ab, und
gehen wieder fort). -- Die Vorigen.
Käthchen (sieht sich in der Versammlung um, und beugt,
da sie den Grafen erblickt eine Knie vor ihm).

Mein hoher Herr!
Der Graf vom Strahl.
Was willst du?
Käthchen.
Vor meinen Richter hat man mich gerufen.
ſchung reichte; ich ſtand nicht dabei, als ſie in der
Herberge, Nacht für Nacht, in ſeinen Ställen ſchlief.
Wie ſoll ich wiſſen, ob er ihr Gift eingeflößt? habt
neun Monate Geduld; alsdann ſollt ihr ſehen, wies
ihrem jungen Leibe bekommen, iſt.
Der Graf vom Strahl.
Der alte Eſel, der! Dem entgegn' ich nichts, als
meinen Namen! Ruft ſie herein; und wenn ſie ein
Wort ſagt, auch nur von fern duftend, wie dieſe
Gedanken, ſo nennt mich den Grafen von der ſtin-
kenden Pfütze, oder wie es ſonſt eurem gerechten Un-
willen beliebt.

Zweiter Auftritt.
Käthchen (mit verbundenen Augen, geführt von) zwei Hä-
ſchern — Die Häſcher (nehmen ihr das Tuch ab, und
gehen wieder fort). — Die Vorigen.
Käthchen (ſieht ſich in der Verſammlung um, und beugt,
da ſie den Grafen erblickt eine Knie vor ihm).

Mein hoher Herr!
Der Graf vom Strahl.
Was willſt du?
Käthchen.
Vor meinen Richter hat man mich gerufen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#THE">
            <p><pb facs="#f0029" n="23"/>
&#x017F;chung reichte; ich &#x017F;tand nicht dabei, als &#x017F;ie in der<lb/>
Herberge, Nacht für Nacht, in &#x017F;einen Ställen &#x017F;chlief.<lb/>
Wie &#x017F;oll ich wi&#x017F;&#x017F;en, ob er ihr Gift eingeflößt? habt<lb/>
neun Monate Geduld; alsdann &#x017F;ollt ihr &#x017F;ehen, wies<lb/>
ihrem jungen Leibe bekommen, i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STRA">
            <speaker><hi rendition="#g">Der Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Der alte E&#x017F;el, der! Dem entgegn' ich nichts, als<lb/>
meinen Namen! Ruft &#x017F;ie herein; und wenn &#x017F;ie ein<lb/>
Wort &#x017F;agt, auch nur von fern duftend, wie die&#x017F;e<lb/>
Gedanken, &#x017F;o nennt mich den Grafen von der &#x017F;tin-<lb/>
kenden Pfütze, oder wie es &#x017F;on&#x017F;t eurem gerechten Un-<lb/>
willen beliebt.</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweiter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/>
          <stage>Käthchen (mit verbundenen Augen, geführt von) zwei Hä-<lb/>
&#x017F;chern &#x2014; Die Hä&#x017F;cher (nehmen ihr das Tuch ab, und<lb/>
gehen wieder fort). &#x2014; Die Vorigen.</stage><lb/>
          <sp who="#KAET">
            <speaker> <hi rendition="#g">Käthchen</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;ieht &#x017F;ich in der Ver&#x017F;ammlung um, und beugt,<lb/>
da &#x017F;ie den Grafen erblickt eine Knie vor ihm).</stage><lb/>
            <p>Mein hoher Herr!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STRA">
            <speaker><hi rendition="#g">Der Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Was will&#x017F;t du?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KAET">
            <speaker><hi rendition="#g">Käthchen</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Vor meinen Richter hat man mich gerufen.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0029] ſchung reichte; ich ſtand nicht dabei, als ſie in der Herberge, Nacht für Nacht, in ſeinen Ställen ſchlief. Wie ſoll ich wiſſen, ob er ihr Gift eingeflößt? habt neun Monate Geduld; alsdann ſollt ihr ſehen, wies ihrem jungen Leibe bekommen, iſt. Der Graf vom Strahl. Der alte Eſel, der! Dem entgegn' ich nichts, als meinen Namen! Ruft ſie herein; und wenn ſie ein Wort ſagt, auch nur von fern duftend, wie dieſe Gedanken, ſo nennt mich den Grafen von der ſtin- kenden Pfütze, oder wie es ſonſt eurem gerechten Un- willen beliebt. Zweiter Auftritt. Käthchen (mit verbundenen Augen, geführt von) zwei Hä- ſchern — Die Häſcher (nehmen ihr das Tuch ab, und gehen wieder fort). — Die Vorigen. Käthchen (ſieht ſich in der Verſammlung um, und beugt, da ſie den Grafen erblickt eine Knie vor ihm). Mein hoher Herr! Der Graf vom Strahl. Was willſt du? Käthchen. Vor meinen Richter hat man mich gerufen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/29
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_kaethchen_1810/29>, abgerufen am 25.04.2024.