Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645.

Bild:
<< vorherige Seite

Lobrede
dringet als einig andere/ weil kein Wort in Teutscher Sprache ist/
das nicht das jenige/ was es bedeute/ worvon es handele/ oder was es
begehre/ durch ein sonderliches Geheimniß außdrükke: also daß man
sich über die unausdenkige Kunst/ die Gott unserer Sprachen verlie-
hen/ wundern muß.

Es bemerke einer die Dinge/ so er aussprechen wil/ halte selbe sei-
nen Gedanken mit Nachsinnen vor/ beobachte darneben den Hall und
Schall der Wörter/ ob sie selben nicht artlich auß- und abbilden.

Zum Beweißthum etzliche Exempel aus den fürnemsten heutiges
Tages berühmten Poeten anzuführen.

Der Niderländer unvergleicher Apollo Heinsius stellet uns den
Brennenberg Etna folgends vor:

-- -- -- -- Wie Etna/ wenn er streuet
Die Flammen in die Lufft/ und siedend Hartz ausspeyet/
Vnd durch den holen Schlund bald schwartze Wolken bläst/
Bald gantze Klüfften Stein und Kugeln fliegen läst.

Wer vernimmet hier nicht/ aus den knallenden/ prallenden/ zu-
sammengesetzten Wörtern/ das Rauchen und Schmauchen des Ber-
ges Etnae?

Wollet ihr ein schleiniges Gewitter und Wetterleuchten anhö-
ren/ so singet Opitz im Jonas:

-- -- -- Das bleiche Meer ergrimt/
Es fühlt den scharfen Nord/ der alle Sonne nimt/
Vnd macht den Tag zu Nacht/ die trüben Wellen toben/
Der Wolken Vnmuht geust noch eine See von oben/
Hingegen diese See klimt auf/ und Himmelan/
Des schnellen Blitzes Glantz führt eine liechte Bahn
Durch das gesaltzne Meer/ der Donner holt zusammen/
Sein Schrekken/ Furcht und Angst/ und schmeltzt mit rauen Flammen
Den

Lobrede
dringet als einig andere/ weil kein Wort in Teutſcher Sprache iſt/
das nicht das jenige/ was es bedeute/ worvon es handele/ oder was es
begehre/ durch ein ſonderliches Geheimniß außdruͤkke: alſo daß man
ſich uͤber die unausdenkige Kunſt/ die Gott unſerer Sprachen verlie-
hen/ wundern muß.

Es bemerke einer die Dinge/ ſo er ausſprechen wil/ halte ſelbe ſei-
nen Gedanken mit Nachſinnen vor/ beobachte darneben den Hall und
Schall der Woͤrter/ ob ſie ſelben nicht artlich auß- und abbilden.

Zum Beweißthum etzliche Exempel aus den fuͤrnemſten heutiges
Tages beruͤhmten Poeten anzufuͤhren.

Der Niderlaͤnder unvergleicher Apollo Heinſius ſtellet uns den
Brennenberg Etna folgends vor:

— — — — Wie Etna/ wenn er ſtreuet
Die Flammen in die Lufft/ und ſiedend Hartz ausſpeyet/
Vnd durch den holen Schlund bald ſchwartze Wolken blaͤſt/
Bald gantze Kluͤfften Stein und Kugeln fliegen laͤſt.

Wer vernimmet hier nicht/ aus den knallenden/ prallenden/ zu-
ſammengeſetzten Woͤrtern/ das Rauchen und Schmauchen des Ber-
ges Etnae?

Wollet ihr ein ſchleiniges Gewitter und Wetterleuchten anhoͤ-
ren/ ſo ſinget Opitz im Jonas:

— — — Das bleiche Meer ergrimt/
Es fuͤhlt den ſcharfen Nord/ der alle Sonne nimt/
Vnd macht den Tag zu Nacht/ die truͤben Wellen toben/
Der Wolken Vnmuht geuſt noch eine See von oben/
Hingegen dieſe See klimt auf/ und Himmelan/
Des ſchnellen Blitzes Glantz fuͤhrt eine liechte Bahn
Durch das geſaltzne Meer/ der Donner holt zuſammen/
Sein Schrekken/ Furcht und Angſt/ und ſchmeltzt mit rauen Flam̃en
Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0028" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lobrede</hi></fw><lb/>
dringet als einig andere/ weil kein Wort in Teut&#x017F;cher Sprache i&#x017F;t/<lb/>
das nicht das jenige/ was es bedeute/ worvon es handele/ oder was es<lb/>
begehre/ durch ein &#x017F;onderliches Geheimniß außdru&#x0364;kke: al&#x017F;o daß man<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">unausdenkige Kun&#x017F;t/</hi> die Gott un&#x017F;erer Sprachen verlie-<lb/>
hen/ wundern muß.</p><lb/>
        <p>Es bemerke einer die Dinge/ &#x017F;o er aus&#x017F;prechen wil/ halte &#x017F;elbe &#x017F;ei-<lb/>
nen Gedanken mit Nach&#x017F;innen vor/ beobachte darneben den Hall und<lb/>
Schall der Wo&#x0364;rter/ ob &#x017F;ie &#x017F;elben nicht artlich auß- und abbilden.</p><lb/>
        <p>Zum Beweißthum etzliche Exempel aus den fu&#x0364;rnem&#x017F;ten heutiges<lb/>
Tages beru&#x0364;hmten Poeten anzufu&#x0364;hren.</p><lb/>
        <p>Der Niderla&#x0364;nder unvergleicher Apollo Hein&#x017F;ius &#x017F;tellet uns den<lb/>
Brennenberg Etna folgends vor:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; <hi rendition="#fr">Wie Etna/ wenn er &#x017F;treuet</hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Die Flammen in die Lufft/ und &#x017F;iedend Hartz aus&#x017F;peyet/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Vnd durch den holen Schlund bald &#x017F;chwartze Wolken bla&#x0364;&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Bald gantze Klu&#x0364;fften Stein und Kugeln fliegen la&#x0364;&#x017F;t.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Wer vernimmet hier nicht/ aus den knallenden/ prallenden/ zu-<lb/>
&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Wo&#x0364;rtern/ das Rauchen und Schmauchen des Ber-<lb/>
ges Etnae?</p><lb/>
        <p>Wollet ihr ein &#x017F;chleiniges Gewitter und Wetterleuchten anho&#x0364;-<lb/>
ren/ &#x017F;o &#x017F;inget Opitz im Jonas:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>&#x2014; &#x2014; &#x2014; <hi rendition="#fr">Das bleiche Meer ergrimt/</hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Es fu&#x0364;hlt den &#x017F;charfen Nord/ der alle Sonne nimt/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Vnd macht den Tag zu Nacht/ die tru&#x0364;ben Wellen toben/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Der Wolken Vnmuht geu&#x017F;t noch eine See von oben/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Hingegen die&#x017F;e See klimt auf/ und Himmelan/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Des &#x017F;chnellen Blitzes Glantz fu&#x0364;hrt eine liechte Bahn</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Durch das ge&#x017F;altzne Meer/ der Donner holt zu&#x017F;ammen/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Sein Schrekken/ Furcht und Ang&#x017F;t/ und &#x017F;chmeltzt mit rauen Flam&#x0303;en</hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Den</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0028] Lobrede dringet als einig andere/ weil kein Wort in Teutſcher Sprache iſt/ das nicht das jenige/ was es bedeute/ worvon es handele/ oder was es begehre/ durch ein ſonderliches Geheimniß außdruͤkke: alſo daß man ſich uͤber die unausdenkige Kunſt/ die Gott unſerer Sprachen verlie- hen/ wundern muß. Es bemerke einer die Dinge/ ſo er ausſprechen wil/ halte ſelbe ſei- nen Gedanken mit Nachſinnen vor/ beobachte darneben den Hall und Schall der Woͤrter/ ob ſie ſelben nicht artlich auß- und abbilden. Zum Beweißthum etzliche Exempel aus den fuͤrnemſten heutiges Tages beruͤhmten Poeten anzufuͤhren. Der Niderlaͤnder unvergleicher Apollo Heinſius ſtellet uns den Brennenberg Etna folgends vor: — — — — Wie Etna/ wenn er ſtreuet Die Flammen in die Lufft/ und ſiedend Hartz ausſpeyet/ Vnd durch den holen Schlund bald ſchwartze Wolken blaͤſt/ Bald gantze Kluͤfften Stein und Kugeln fliegen laͤſt. Wer vernimmet hier nicht/ aus den knallenden/ prallenden/ zu- ſammengeſetzten Woͤrtern/ das Rauchen und Schmauchen des Ber- ges Etnae? Wollet ihr ein ſchleiniges Gewitter und Wetterleuchten anhoͤ- ren/ ſo ſinget Opitz im Jonas: — — — Das bleiche Meer ergrimt/ Es fuͤhlt den ſcharfen Nord/ der alle Sonne nimt/ Vnd macht den Tag zu Nacht/ die truͤben Wellen toben/ Der Wolken Vnmuht geuſt noch eine See von oben/ Hingegen dieſe See klimt auf/ und Himmelan/ Des ſchnellen Blitzes Glantz fuͤhrt eine liechte Bahn Durch das geſaltzne Meer/ der Donner holt zuſammen/ Sein Schrekken/ Furcht und Angſt/ und ſchmeltzt mit rauen Flam̃en Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klaj_lobrede_1645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klaj_lobrede_1645/28
Zitationshilfe: Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klaj_lobrede_1645/28>, abgerufen am 23.04.2024.