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Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645.

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der Teutschen Poeterey.
und/ die darinnen andere übertroffen/ mit dem Lorbeerkrantze und
höchstem Ehrenstande begnadet. Wie auch Cunrad Celtes vom Fride-
rich dem Dritten selbsten gekrönet worden/ und hat Ferdinand der
Erste solche Befreyungen erneuert.

Lange Zeit zuvor sind die Heydnischen Gesetz- und Grabreimen
in Christliche Gedichte versetzet worden/ daher die Meistergesänge/
Thurnier- und Heldenlieder
ihren Anfang genommen/ welcher unaus-
gearbeitete/ schläfrige und harte Bindungen dem damals ungnädi-
gen Verhängniß des Himmels zuzumessen. So schreibet Tertullia-
nus/ daß zu seiner Zeit die Eheleute daheim in Häusern sich geübet und
beflissen immer eines besser zu singen/ und einen bessern Psalmen zu
dichten/ als das andere. Vnd dieses könte die andere Denkzeit der
Teutschen Poeterey seyn.

Mit hereinbrechendem Liechte des heiligen Evangelii hat-Lu-
therus S. G. alle Lieblichkeit/ Würde und Beweglichkeit in unsere
Sprache gepflantzet/ alle rauhe knarrende Wörter ausgemustert/
hingegen dero Vermögen mit allerhand anmutigen Gesängen und
geistreichen Liedern bereichert/ viel fromme Hertzen dadurch erreget
und beweget/ daß sie dem aberglaubischen Papstthum gute Nacht ge-
geben/ und sich zu der Evangelischen Warheit bekennet/ massen unsere
Widersacher solches/ wider einigen ihren Dank/ nicht in Abrede seyn
können.

Welchem rühmliche Folge geleistet Jobst Jonas/ Paulus E-
ber/ Spangenberg/ D. Bekker/ D. Nicolai/ H. Saubert/ H. Dilherr/
und viel andere.

Offt und vielmal hat auch der üm die Kirche Gottes wolver-
diente Gottsgelehrte D. Gerhard gewünschet/ daß auf der hohen
Schule zu Jena die teutsche Sprache und Poeterey getrieben wür-
de. Dieses könte also die dritte Denkzeit der Teutschen Poeterey heis-
sen.

Vornemlich aber ist unser hochherrlichste/ allerreichste/ voll-

kom-
C ij

der Teutſchen Poeterey.
und/ die darinnen andere uͤbertroffen/ mit dem Lorbeerkrantze und
hoͤchſtem Ehrenſtande begnadet. Wie auch Cunrad Celtes vom Fride-
rich dem Dritten ſelbſten gekroͤnet worden/ und hat Ferdinand der
Erſte ſolche Befreyungen erneuert.

Lange Zeit zuvor ſind die Heydniſchen Geſetz- und Grabreimen
in Chriſtliche Gedichte verſetzet worden/ daher die Meiſtergeſaͤnge/
Thurnier- und Heldenlieder
ihren Anfang genommen/ welcher unaus-
gearbeitete/ ſchlaͤfrige und harte Bindungen dem damals ungnaͤdi-
gen Verhaͤngniß des Himmels zuzumeſſen. So ſchreibet Tertullia-
nus/ daß zu ſeiner Zeit die Eheleute daheim in Haͤuſern ſich geuͤbet und
befliſſen immer eines beſſer zu ſingen/ und einen beſſern Pſalmen zu
dichten/ als das andere. Vnd dieſes koͤnte die andere Denkzeit der
Teutſchen Poeterey ſeyn.

Mit hereinbrechendem Liechte des heiligen Evangelii hat-Lu-
therus S. G. alle Lieblichkeit/ Wuͤrde und Beweglichkeit in unſere
Sprache gepflantzet/ alle rauhe knarrende Woͤrter ausgemuſtert/
hingegen dero Vermoͤgen mit allerhand anmutigen Geſaͤngen und
geiſtreichen Liedern bereichert/ viel fromme Hertzen dadurch erreget
und beweget/ daß ſie dem aberglaubiſchen Papſtthum gute Nacht ge-
geben/ und ſich zu der Evangeliſchen Warheit bekennet/ maſſen unſere
Widerſacher ſolches/ wider einigen ihren Dank/ nicht in Abrede ſeyn
koͤnnen.

Welchem ruͤhmliche Folge geleiſtet Jobſt Jonas/ Paulus E-
ber/ Spangenberg/ D. Bekker/ D. Nicolai/ H. Saubert/ H. Dilherꝛ/
und viel andere.

Offt und vielmal hat auch der uͤm die Kirche Gottes wolver-
diente Gottsgelehrte D. Gerhard gewuͤnſchet/ daß auf der hohen
Schule zu Jena die teutſche Sprache und Poeterey getrieben wuͤr-
de. Dieſes koͤnte alſo die dritte Denkzeit der Teutſchen Poeterey heiſ-
ſen.

Vornemlich aber iſt unſer hochherrlichſte/ allerreichſte/ voll-

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[11/0025] der Teutſchen Poeterey. und/ die darinnen andere uͤbertroffen/ mit dem Lorbeerkrantze und hoͤchſtem Ehrenſtande begnadet. Wie auch Cunrad Celtes vom Fride- rich dem Dritten ſelbſten gekroͤnet worden/ und hat Ferdinand der Erſte ſolche Befreyungen erneuert. Lange Zeit zuvor ſind die Heydniſchen Geſetz- und Grabreimen in Chriſtliche Gedichte verſetzet worden/ daher die Meiſtergeſaͤnge/ Thurnier- und Heldenlieder ihren Anfang genommen/ welcher unaus- gearbeitete/ ſchlaͤfrige und harte Bindungen dem damals ungnaͤdi- gen Verhaͤngniß des Himmels zuzumeſſen. So ſchreibet Tertullia- nus/ daß zu ſeiner Zeit die Eheleute daheim in Haͤuſern ſich geuͤbet und befliſſen immer eines beſſer zu ſingen/ und einen beſſern Pſalmen zu dichten/ als das andere. Vnd dieſes koͤnte die andere Denkzeit der Teutſchen Poeterey ſeyn. Mit hereinbrechendem Liechte des heiligen Evangelii hat-Lu- therus S. G. alle Lieblichkeit/ Wuͤrde und Beweglichkeit in unſere Sprache gepflantzet/ alle rauhe knarrende Woͤrter ausgemuſtert/ hingegen dero Vermoͤgen mit allerhand anmutigen Geſaͤngen und geiſtreichen Liedern bereichert/ viel fromme Hertzen dadurch erreget und beweget/ daß ſie dem aberglaubiſchen Papſtthum gute Nacht ge- geben/ und ſich zu der Evangeliſchen Warheit bekennet/ maſſen unſere Widerſacher ſolches/ wider einigen ihren Dank/ nicht in Abrede ſeyn koͤnnen. Welchem ruͤhmliche Folge geleiſtet Jobſt Jonas/ Paulus E- ber/ Spangenberg/ D. Bekker/ D. Nicolai/ H. Saubert/ H. Dilherꝛ/ und viel andere. Offt und vielmal hat auch der uͤm die Kirche Gottes wolver- diente Gottsgelehrte D. Gerhard gewuͤnſchet/ daß auf der hohen Schule zu Jena die teutſche Sprache und Poeterey getrieben wuͤr- de. Dieſes koͤnte alſo die dritte Denkzeit der Teutſchen Poeterey heiſ- ſen. Vornemlich aber iſt unſer hochherrlichſte/ allerreichſte/ voll- kom- C ij

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Zitationshilfe: Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klaj_lobrede_1645/25>, abgerufen am 24.04.2024.