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Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645.

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der Teutschen Poeterey.
alten Reime samlen lassen/ der Winde und Monaten Namen wieder
hervorgesucht/ und also denen Teutschen einen Weg gebahnet/ ihre
Geschichte vor dem Vntergange zu sichern.

Wie dann damaln drey gelehrte Männer die H. Schrifft in die
Teutsche Sprache versetzet/ welches doch lange Zeit zuvor auch ein
Bischof sol gethan haben.

Zu seines Sohnes Zeiten/ Käiser Ludwigs/ hat der Mönch
Otfried die Evangelia in Teutsche Reimen gebracht/ so annoch vor-
handen/ nebenst der Schrifft/ so er an den Ertzbischof zu Maintz abge-
hen lassen.

Solte und wolte einer in den alten Klöstern nachsuchen/ würde
man lehrreiche Gedichte der Wittodien und Gravionen/ die noch vor
Karln den Grossen gelebet/ finden/ welche an Zier aht und Kunst man-
chen Lateinischen Poeten beschämeten/ massen damals sowol Adels-
als höhere Standspersonen/ ja manchmals Fürsten/ Könige und
Käiser selbst/ offt Poetische Kämpf zu halten gepflegt/ bey welchen
nicht weniger/ als bey den Thurnieren/ auch das Adeliche Frauenzim-
mer den Dank unter den Obsiegern ausgetheilet. Doch hat der ge-
lehrte und der Teutschen Händel wolerfahrne Goldast ein gutes
Theil solcher Gesänge der mottenfressigen Zeit beraubet/ und aus
der Churpfälzischen Cantzeley an Tag gegeben.

Darinnen ehrenermeldter Eiferer der Teutschen unter andern
mit Namen Albrechts Grafen von Heigerlohe/ Kunrads Grafen
von Kirchberg/ Eberhards und Heinrichs Freyherrn von Sax/
Friederichs Grafen von Leiningen/ Krafften Grafens von Toggen-
burg/ Rudolfs Grafen von Neuenburg/ Rudolfs Freyherrn
von Rotenburg/ Vlrichs Freyherrn von Gutenberg/ Werners
Freyherrn von Tüfen/ Heinrichs Hertzogen von Breslau/ Ottens
Margrafen von Brandenburg/ Heinrichs Marggrafen von Meis-
sen/ eines Hertzogen von Ascanien/ und Margrafens von Hoch-
burg/ ja Käisers Heinrichs und Kunrads Römischen Königs Ge-

dichte
C

der Teutſchen Poeterey.
alten Reime ſamlen laſſen/ der Winde und Monaten Namen wieder
hervorgeſucht/ und alſo denen Teutſchen einen Weg gebahnet/ ihre
Geſchichte vor dem Vntergange zu ſichern.

Wie dann damaln drey gelehrte Maͤnner die H. Schrifft in die
Teutſche Sprache verſetzet/ welches doch lange Zeit zuvor auch ein
Biſchof ſol gethan haben.

Zu ſeines Sohnes Zeiten/ Kaͤiſer Ludwigs/ hat der Moͤnch
Otfried die Evangelia in Teutſche Reimen gebracht/ ſo annoch vor-
handen/ nebenſt der Schrifft/ ſo er an den Ertzbiſchof zu Maintz abge-
hen laſſen.

Solte und wolte einer in den alten Kloͤſtern nachſuchen/ wuͤrde
man lehrreiche Gedichte der Wittodien und Gravionẽ/ die noch vor
Karln den Groſſen gelebet/ finden/ welche an Zier aht und Kunſt man-
chen Lateiniſchen Poeten beſchaͤmeten/ maſſen damals ſowol Adels-
als hoͤhere Standsperſonen/ ja manchmals Fuͤrſten/ Koͤnige und
Kaͤiſer ſelbſt/ offt Poetiſche Kaͤmpf zu halten gepflegt/ bey welchen
nicht weniger/ als bey den Thurnieren/ auch das Adeliche Frauenzim-
mer den Dank unter den Obſiegern ausgetheilet. Doch hat der ge-
lehrte und der Teutſchen Haͤndel wolerfahrne Goldaſt ein gutes
Theil ſolcher Geſaͤnge der mottenfreſſigen Zeit beraubet/ und aus
der Churpfaͤlziſchen Cantzeley an Tag gegeben.

Darinnen ehrenermeldter Eiferer der Teutſchen unter andern
mit Namen Albrechts Grafen von Heigerlohe/ Kunrads Grafen
von Kirchberg/ Eberhards und Heinrichs Freyherrn von Sax/
Friederichs Grafen von Leiningen/ Krafftẽ Grafens von Toggen-
burg/ Rudolfs Grafen von Neuenburg/ Rudolfs Freyherrn
von Rotenburg/ Vlrichs Freyherrn von Gutenberg/ Werners
Freyherrn von Tuͤfen/ Heinrichs Hertzogen von Breslau/ Ottens
Margrafen von Brandenburg/ Heinrichs Marggrafẽ von Meiſ-
ſen/ eines Hertzogen von Aſcanien/ und Margrafens von Hoch-
burg/ ja Kaͤiſers Heinrichs und Kunrads Roͤmiſchen Koͤnigs Ge-

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[9/0023] der Teutſchen Poeterey. alten Reime ſamlen laſſen/ der Winde und Monaten Namen wieder hervorgeſucht/ und alſo denen Teutſchen einen Weg gebahnet/ ihre Geſchichte vor dem Vntergange zu ſichern. Wie dann damaln drey gelehrte Maͤnner die H. Schrifft in die Teutſche Sprache verſetzet/ welches doch lange Zeit zuvor auch ein Biſchof ſol gethan haben. Zu ſeines Sohnes Zeiten/ Kaͤiſer Ludwigs/ hat der Moͤnch Otfried die Evangelia in Teutſche Reimen gebracht/ ſo annoch vor- handen/ nebenſt der Schrifft/ ſo er an den Ertzbiſchof zu Maintz abge- hen laſſen. Solte und wolte einer in den alten Kloͤſtern nachſuchen/ wuͤrde man lehrreiche Gedichte der Wittodien und Gravionẽ/ die noch vor Karln den Groſſen gelebet/ finden/ welche an Zier aht und Kunſt man- chen Lateiniſchen Poeten beſchaͤmeten/ maſſen damals ſowol Adels- als hoͤhere Standsperſonen/ ja manchmals Fuͤrſten/ Koͤnige und Kaͤiſer ſelbſt/ offt Poetiſche Kaͤmpf zu halten gepflegt/ bey welchen nicht weniger/ als bey den Thurnieren/ auch das Adeliche Frauenzim- mer den Dank unter den Obſiegern ausgetheilet. Doch hat der ge- lehrte und der Teutſchen Haͤndel wolerfahrne Goldaſt ein gutes Theil ſolcher Geſaͤnge der mottenfreſſigen Zeit beraubet/ und aus der Churpfaͤlziſchen Cantzeley an Tag gegeben. Darinnen ehrenermeldter Eiferer der Teutſchen unter andern mit Namen Albrechts Grafen von Heigerlohe/ Kunrads Grafen von Kirchberg/ Eberhards und Heinrichs Freyherrn von Sax/ Friederichs Grafen von Leiningen/ Krafftẽ Grafens von Toggen- burg/ Rudolfs Grafen von Neuenburg/ Rudolfs Freyherrn von Rotenburg/ Vlrichs Freyherrn von Gutenberg/ Werners Freyherrn von Tuͤfen/ Heinrichs Hertzogen von Breslau/ Ottens Margrafen von Brandenburg/ Heinrichs Marggrafẽ von Meiſ- ſen/ eines Hertzogen von Aſcanien/ und Margrafens von Hoch- burg/ ja Kaͤiſers Heinrichs und Kunrads Roͤmiſchen Koͤnigs Ge- dichte C

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Zitationshilfe: Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klaj_lobrede_1645/23>, abgerufen am 23.04.2024.