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Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645.

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Lobrede

Jn Ansehen dessen hat unlängst etliche hohe aufgewekte
Geister/ aus natürlicher angeborner Teutscher Liebe/ eine re-
gende Lust angefrischet/ daß nunmehr durch ihre Lehrschriff-
ten das röchlende Teutschland täglich lernet.

Ob nun zwar bisanhero/ auf jüngstaufgerichtetem
Lehrstule/ die hochheilige Sprachmutter die Ebraeische/ de-
ro Tochter die Syrische/ die versüssete Griechische/ und die
Dolmetscherin der Welt/ die Lateinische Sprache/ der Ju-
gend treueiferigst eingetreufelt worden/ so habe ich der we-
nigste/ unter den Teuschen Muttersöhnen/ je und je unsere
Wunderkräfftige/ Wortmächtige und Qwelreiche
Sprache geliebet. Hat Vlysses sein armes/ rauhes und
gleichsam wie ein Schwalbennest an die Steinklippen ange-
hängtes Vaterland/ Jthaca/ derer jhm angebotenen Vnsterb-
lichkeit vorgezogen: Wieviel mehr sollen wir Teutschen ent-
brennen und uns eusserst bemühen unsere Muttersprache zu
erheben/ in Ansehen dessen habe ich jüngsthin etzliche heilige
Gedichte darinnen abgefasset/ mehr verständiger Besserung
und Schätzung wolmeinend untergeben.

Anjetzo aber bin ich auf Gutachten dessen/ dem ich zu
gehorsamen verpflichtet/ und ein grosses Theil meiner weni-
gen Wissenschafft zu danken/ aufgetretten/ etwas von der
Liebwürdigsten Poeterey der Teutschen abzuhandeln.

Werthe Zuhörer: Dieses verhoffentlich fruchtendes
Vnternemen wollen sie anjetzo/ wie vormals/ an- und abzu-
hören vielgünstig geruhen.

Ja/
Lobrede

Jn Anſehen deſſen hat unlaͤngſt etliche hohe aufgewekte
Geiſter/ aus natuͤrlicher angeborner Teutſcher Liebe/ eine re-
gende Luſt angefriſchet/ daß nunmehr durch ihre Lehrſchriff-
ten das roͤchlende Teutſchland taͤglich lernet.

Ob nun zwar bisanhero/ auf juͤngſtaufgerichtetem
Lehrſtule/ die hochheilige Sprachmutter die Ebraeiſche/ de-
ro Tochter die Syriſche/ die verſuͤſſete Griechiſche/ und die
Dolmetſcherin der Welt/ die Lateiniſche Sprache/ der Ju-
gend treueiferigſt eingetreufelt worden/ ſo habe ich der we-
nigſte/ unter den Teuſchen Mutterſoͤhnen/ je und je unſere
Wunderkraͤfftige/ Wortmaͤchtige und Qwelreiche
Sprache geliebet. Hat Vlyſſes ſein armes/ rauhes und
gleichſam wie ein Schwalbenneſt an die Steinklippen ange-
haͤngtes Vaterland/ Jthaca/ derer jhm angebotenẽ Vnſterb-
lichkeit vorgezogen: Wieviel mehr ſollen wir Teutſchen ent-
brennen und uns euſſerſt bemuͤhen unſere Mutterſprache zu
erheben/ in Anſehen deſſen habe ich juͤngſthin etzliche heilige
Gedichte darinnen abgefaſſet/ mehr verſtaͤndiger Beſſerung
und Schaͤtzung wolmeinend untergeben.

Anjetzo aber bin ich auf Gutachten deſſen/ dem ich zu
gehorſamen verpflichtet/ und ein groſſes Theil meiner weni-
gen Wiſſenſchafft zu danken/ aufgetretten/ etwas von der
Liebwuͤrdigſten Poeterey der Teutſchen abzuhandeln.

Werthe Zuhoͤrer: Dieſes verhoffentlich fruchtendes
Vnternemen wollen ſie anjetzo/ wie vormals/ an- und abzu-
hoͤren vielguͤnſtig geruhen.

Ja/
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[2/0016] Lobrede Jn Anſehen deſſen hat unlaͤngſt etliche hohe aufgewekte Geiſter/ aus natuͤrlicher angeborner Teutſcher Liebe/ eine re- gende Luſt angefriſchet/ daß nunmehr durch ihre Lehrſchriff- ten das roͤchlende Teutſchland taͤglich lernet. Ob nun zwar bisanhero/ auf juͤngſtaufgerichtetem Lehrſtule/ die hochheilige Sprachmutter die Ebraeiſche/ de- ro Tochter die Syriſche/ die verſuͤſſete Griechiſche/ und die Dolmetſcherin der Welt/ die Lateiniſche Sprache/ der Ju- gend treueiferigſt eingetreufelt worden/ ſo habe ich der we- nigſte/ unter den Teuſchen Mutterſoͤhnen/ je und je unſere Wunderkraͤfftige/ Wortmaͤchtige und Qwelreiche Sprache geliebet. Hat Vlyſſes ſein armes/ rauhes und gleichſam wie ein Schwalbenneſt an die Steinklippen ange- haͤngtes Vaterland/ Jthaca/ derer jhm angebotenẽ Vnſterb- lichkeit vorgezogen: Wieviel mehr ſollen wir Teutſchen ent- brennen und uns euſſerſt bemuͤhen unſere Mutterſprache zu erheben/ in Anſehen deſſen habe ich juͤngſthin etzliche heilige Gedichte darinnen abgefaſſet/ mehr verſtaͤndiger Beſſerung und Schaͤtzung wolmeinend untergeben. Anjetzo aber bin ich auf Gutachten deſſen/ dem ich zu gehorſamen verpflichtet/ und ein groſſes Theil meiner weni- gen Wiſſenſchafft zu danken/ aufgetretten/ etwas von der Liebwuͤrdigſten Poeterey der Teutſchen abzuhandeln. Werthe Zuhoͤrer: Dieſes verhoffentlich fruchtendes Vnternemen wollen ſie anjetzo/ wie vormals/ an- und abzu- hoͤren vielguͤnſtig geruhen. Ja/

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Zitationshilfe: Klaj, Johann: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg, 1645, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klaj_lobrede_1645/16>, abgerufen am 28.03.2024.