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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 28. Gebläseöfen.
dann durch stärkeres Feuern die erforderliche höhere Tempera-
tur, so dass etwa nach einer Stunde die Schmelzung vollendet
ist. Man setzt an die Stelle der herausgenommenen neue Tiegel
ein, wo dann die folgenden Schmelzungen weniger lang dauern.

Alle übrigen Arbeiten sind denen bei Steinkohlenmuffelöfen
(S. 50) ähnlich.

C. Gebläseöfen.

§. 28. Allgemeines. Die Gebläseöfen, kleine SchachtöfenAnwendbar-
keit.

mit Windzuführung durch eine oder mehrere Düsen von der
Seite oder von unten und in denselben Fällen wie die Windöfen
angewandt, liefern in kürzerer Zeit und mit einem geringeren
Brennstoffaufwand die höchsten Temperaturen, erfordern aber
zum Umtrieb des bei Windöfen zu entbehrenden Gebläses und
zum öfteren Nachgeben des rascher verbrennenden Brennma-
terials mehr Arbeit, weshalb man in Probirlaboratorien seltener
Gebläse- als Windöfen findet.

In einem Gebläseofen lässt sich durch schnellen Umgang
des Gebläses und passende Beschwerung des Regulators die Tem-
peratur rasch auf das Maximum bringen, während dieselbe in
Windöfen in dem Verhältniss gradatim steigt, als mit der zu-
nehmenden Hitze im Ofen der Zug in der Esse wächst. Man
darf indess auch in Gebläseöfen die Hitze nicht zu plötzlich ver-
stärken, weil sonst das Schmelzgefäss eher erweichen kann, als
die darin enthaltenen Substanzen von der Wärme hinreichend
durchdrungen und geschmolzen sind oder Schmelzung vor der
Reduction etc. eintritt.

Die Temperaturen lassen sich durch Anwendung von er-
hitzter, hinreichend gepresster und passend vertheilter Luft und
dichter aschenarmer Brennstoffe (Koks, Steinkohleneinder) so weit
steigern, dass Platin und die feuerfestesten Thontiegel schmelzen.

Beim Verbrennen eines dichteren Brennmaterials wird die
anfänglich erzeugte Kohlensäure weniger leicht durch Kohlen-
stoff zu Kohlenoxydgas reducirt und dadurch eine höhere Tem-
peratur erhalten, als bei weniger dichten Brennstoffen.

Kleinere Tiegel werden rascher durchgeheizt, so dass man
dabei an Schmelzzeit und Brennmaterial spart.

Damit sämmtliche Proben einer gleichmässigen Temperatur
ausgesetzt werden und die in dem Ofen überall zu erzeugende
Hitze eine möglichst hohe ist, muss jeder Tiegel vor dem Focus
einer Düse, also (je nach Kraft und Temperatur der Gebläse-

§. 28. Gebläseöfen.
dann durch stärkeres Feuern die erforderliche höhere Tempera-
tur, so dass etwa nach einer Stunde die Schmelzung vollendet
ist. Man setzt an die Stelle der herausgenommenen neue Tiegel
ein, wo dann die folgenden Schmelzungen weniger lang dauern.

Alle übrigen Arbeiten sind denen bei Steinkohlenmuffelöfen
(S. 50) ähnlich.

C. Gebläseöfen.

§. 28. Allgemeines. Die Gebläseöfen, kleine SchachtöfenAnwendbar-
keit.

mit Windzuführung durch eine oder mehrere Düsen von der
Seite oder von unten und in denselben Fällen wie die Windöfen
angewandt, liefern in kürzerer Zeit und mit einem geringeren
Brennstoffaufwand die höchsten Temperaturen, erfordern aber
zum Umtrieb des bei Windöfen zu entbehrenden Gebläses und
zum öfteren Nachgeben des rascher verbrennenden Brennma-
terials mehr Arbeit, weshalb man in Probirlaboratorien seltener
Gebläse- als Windöfen findet.

In einem Gebläseofen lässt sich durch schnellen Umgang
des Gebläses und passende Beschwerung des Regulators die Tem-
peratur rasch auf das Maximum bringen, während dieselbe in
Windöfen in dem Verhältniss gradatim steigt, als mit der zu-
nehmenden Hitze im Ofen der Zug in der Esse wächst. Man
darf indess auch in Gebläseöfen die Hitze nicht zu plötzlich ver-
stärken, weil sonst das Schmelzgefäss eher erweichen kann, als
die darin enthaltenen Substanzen von der Wärme hinreichend
durchdrungen und geschmolzen sind oder Schmelzung vor der
Reduction etc. eintritt.

Die Temperaturen lassen sich durch Anwendung von er-
hitzter, hinreichend gepresster und passend vertheilter Luft und
dichter aschenarmer Brennstoffe (Koks, Steinkohleneinder) so weit
steigern, dass Platin und die feuerfestesten Thontiegel schmelzen.

Beim Verbrennen eines dichteren Brennmaterials wird die
anfänglich erzeugte Kohlensäure weniger leicht durch Kohlen-
stoff zu Kohlenoxydgas reducirt und dadurch eine höhere Tem-
peratur erhalten, als bei weniger dichten Brennstoffen.

Kleinere Tiegel werden rascher durchgeheizt, so dass man
dabei an Schmelzzeit und Brennmaterial spart.

Damit sämmtliche Proben einer gleichmässigen Temperatur
ausgesetzt werden und die in dem Ofen überall zu erzeugende
Hitze eine möglichst hohe ist, muss jeder Tiegel vor dem Focus
einer Düse, also (je nach Kraft und Temperatur der Gebläse-

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[61/0099] §. 28. Gebläseöfen. dann durch stärkeres Feuern die erforderliche höhere Tempera- tur, so dass etwa nach einer Stunde die Schmelzung vollendet ist. Man setzt an die Stelle der herausgenommenen neue Tiegel ein, wo dann die folgenden Schmelzungen weniger lang dauern. Alle übrigen Arbeiten sind denen bei Steinkohlenmuffelöfen (S. 50) ähnlich. C. Gebläseöfen. §. 28. Allgemeines. Die Gebläseöfen, kleine Schachtöfen mit Windzuführung durch eine oder mehrere Düsen von der Seite oder von unten und in denselben Fällen wie die Windöfen angewandt, liefern in kürzerer Zeit und mit einem geringeren Brennstoffaufwand die höchsten Temperaturen, erfordern aber zum Umtrieb des bei Windöfen zu entbehrenden Gebläses und zum öfteren Nachgeben des rascher verbrennenden Brennma- terials mehr Arbeit, weshalb man in Probirlaboratorien seltener Gebläse- als Windöfen findet. Anwendbar- keit. In einem Gebläseofen lässt sich durch schnellen Umgang des Gebläses und passende Beschwerung des Regulators die Tem- peratur rasch auf das Maximum bringen, während dieselbe in Windöfen in dem Verhältniss gradatim steigt, als mit der zu- nehmenden Hitze im Ofen der Zug in der Esse wächst. Man darf indess auch in Gebläseöfen die Hitze nicht zu plötzlich ver- stärken, weil sonst das Schmelzgefäss eher erweichen kann, als die darin enthaltenen Substanzen von der Wärme hinreichend durchdrungen und geschmolzen sind oder Schmelzung vor der Reduction etc. eintritt. Die Temperaturen lassen sich durch Anwendung von er- hitzter, hinreichend gepresster und passend vertheilter Luft und dichter aschenarmer Brennstoffe (Koks, Steinkohleneinder) so weit steigern, dass Platin und die feuerfestesten Thontiegel schmelzen. Beim Verbrennen eines dichteren Brennmaterials wird die anfänglich erzeugte Kohlensäure weniger leicht durch Kohlen- stoff zu Kohlenoxydgas reducirt und dadurch eine höhere Tem- peratur erhalten, als bei weniger dichten Brennstoffen. Kleinere Tiegel werden rascher durchgeheizt, so dass man dabei an Schmelzzeit und Brennmaterial spart. Damit sämmtliche Proben einer gleichmässigen Temperatur ausgesetzt werden und die in dem Ofen überall zu erzeugende Hitze eine möglichst hohe ist, muss jeder Tiegel vor dem Focus einer Düse, also (je nach Kraft und Temperatur der Gebläse-

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/99>, abgerufen am 24.04.2024.