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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.

Construction.

§. 27. Windöfen für flammegebendes Brennmaterial. Oefen
derart sind ähnlich eingerichtet wie die Steinkohlenmuffelöfen
(S. 46), haben nur andere Dimensionen oberhalb des Rostes und
enthalten statt der Muffel Unterlagsplatten für die aufzustellenden
Tiegel. Das Schürloch befindet sich bald vorn (Freiberger Con-
struction), bald hinten (Przibramer Einrichtung) ganz wie bei
den entsprechenden Muffelöfen, auf deren nähere Einrichtung
hier bei Beschreibung der Windöfen verwiesen wird. Solche
Oefen gewähren den Vortheil, dass man sie als Wind- oder
Muffelöfen leicht benutzen kann, sie geben dieselbe Hitze, wie
Holzkohlenwindöfen, lassen aber eine bessere Regulirung der
Hitze zu, man kann jeder Zeit durch Herausnehmen der Probir-
gefässe den Vorgang der Proben verfolgen und nach Entfernung
der fertigen gleich neue Proben einsetzen, wodurch an Brenn-
stoff gespart und schnelleres Arbeiten ermöglicht wird.


Beispiele.

Beim Freiberger Windofen1) (Taf. IV. Fig. 47) liegt eine feuerfeste
Thonplatte b für 14 Bleituten auf 2 thönernen Tragsteinen a 30 Cm. über dem
Rost, so dass rings um dieselbe 5 Cm. frei bleiben. Die Thonplatte b
nimmt die durch die mit Vorsetzstein versehbare Oeffnung d eingetragenen
Tuten auf, von deren Deckel bis zum Gewölbe c ein Zwischenraum von eben-
falls 5 Cm. bleiben muss und welche von der von dem Rost aufsteigenden
Flamme erhitzt werden.

Der Przibramer Ofen2) (Taf. IV. Fig. 48--50) zu Blei-, Lech- und
Kupferproben hat 3 neben einander liegende Platten b für 18 Paar grössere
oder 24 Paar kleinere Tuten, welche auf den beiden Tragziegeln a ruhen.
c Oeffnung, durch einen auf d ruhenden Vorsetzstein zu verschliessen, zum
Eintragen der Tuten. Der aus 8 Stäben bestehende Rost ist gegen die
Schürlochsthür I etwas geneigt. Das Gewölbe ist zum Unterschiede von
dem der Muffelöfen elliptisch. Zu Przibram, wo täglich im Durchschnitt
wenigstens 1 Tiegel- und 1 Muffelofen 2--3 Stunden lang geheizt werden,
hat man jährlich etwa 400 Ctr. Steinkohlen gegen früher 2800 Ton. a 41/4
Cbfss. Holzkohlen verbraucht und 658 Fl. gespart


Arbeiten bei
Steinkohlen-
windöfen.

Man heizt den Ofen mit Holz oder Torf an, schürt Stein-
kohlen nach, bis die Thonplatten und die Mauerwände nach
etwa 1--11/4 stündigem Feuern mässig rothglühend geworden
sind. Dann setzt man, wenn die zuletzt eingeschürte Steinkoh-
lenlage keine oder nur eine kurze Flamme giebt, welche nicht
über die Thonplatten schlägt, die Tuten in passenden Zwischen-
räumen auf die Unterlagsplatten b, verschliesst die Eintrageöff-
nung, unterlässt das Schüren noch etwa 10 Minuten, während
welcher Zeit die Tuten schwach rothglühend werden, und giebt

1) Freiberger Jahrb. 1842. S. 31.
2) Rittinger's Erfahr. Jahrg. 1857. S. 31.
Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.

Construction.

§. 27. Windöfen für flammegebendes Brennmaterial. Oefen
derart sind ähnlich eingerichtet wie die Steinkohlenmuffelöfen
(S. 46), haben nur andere Dimensionen oberhalb des Rostes und
enthalten statt der Muffel Unterlagsplatten für die aufzustellenden
Tiegel. Das Schürloch befindet sich bald vorn (Freiberger Con-
struction), bald hinten (Przibramer Einrichtung) ganz wie bei
den entsprechenden Muffelöfen, auf deren nähere Einrichtung
hier bei Beschreibung der Windöfen verwiesen wird. Solche
Oefen gewähren den Vortheil, dass man sie als Wind- oder
Muffelöfen leicht benutzen kann, sie geben dieselbe Hitze, wie
Holzkohlenwindöfen, lassen aber eine bessere Regulirung der
Hitze zu, man kann jeder Zeit durch Herausnehmen der Probir-
gefässe den Vorgang der Proben verfolgen und nach Entfernung
der fertigen gleich neue Proben einsetzen, wodurch an Brenn-
stoff gespart und schnelleres Arbeiten ermöglicht wird.


Beispiele.

Beim Freiberger Windofen1) (Taf. IV. Fig. 47) liegt eine feuerfeste
Thonplatte b für 14 Bleituten auf 2 thönernen Tragsteinen a 30 Cm. über dem
Rost, so dass rings um dieselbe 5 Cm. frei bleiben. Die Thonplatte b
nimmt die durch die mit Vorsetzstein versehbare Oeffnung d eingetragenen
Tuten auf, von deren Deckel bis zum Gewölbe c ein Zwischenraum von eben-
falls 5 Cm. bleiben muss und welche von der von dem Rost aufsteigenden
Flamme erhitzt werden.

Der Przibramer Ofen2) (Taf. IV. Fig. 48—50) zu Blei-, Lech- und
Kupferproben hat 3 neben einander liegende Platten b für 18 Paar grössere
oder 24 Paar kleinere Tuten, welche auf den beiden Tragziegeln a ruhen.
c Oeffnung, durch einen auf d ruhenden Vorsetzstein zu verschliessen, zum
Eintragen der Tuten. Der aus 8 Stäben bestehende Rost ist gegen die
Schürlochsthür I etwas geneigt. Das Gewölbe ist zum Unterschiede von
dem der Muffelöfen elliptisch. Zu Przibram, wo täglich im Durchschnitt
wenigstens 1 Tiegel- und 1 Muffelofen 2—3 Stunden lang geheizt werden,
hat man jährlich etwa 400 Ctr. Steinkohlen gegen früher 2800 Ton. à 4¼
Cbfss. Holzkohlen verbraucht und 658 Fl. gespart


Arbeiten bei
Steinkohlen-
windöfen.

Man heizt den Ofen mit Holz oder Torf an, schürt Stein-
kohlen nach, bis die Thonplatten und die Mauerwände nach
etwa 1—1¼ stündigem Feuern mässig rothglühend geworden
sind. Dann setzt man, wenn die zuletzt eingeschürte Steinkoh-
lenlage keine oder nur eine kurze Flamme giebt, welche nicht
über die Thonplatten schlägt, die Tuten in passenden Zwischen-
räumen auf die Unterlagsplatten b, verschliesst die Eintrageöff-
nung, unterlässt das Schüren noch etwa 10 Minuten, während
welcher Zeit die Tuten schwach rothglühend werden, und giebt

1) Freiberger Jahrb. 1842. S. 31.
2) Rittinger’s Erfahr. Jahrg. 1857. S. 31.
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[60/0098] Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen. §. 27. Windöfen für flammegebendes Brennmaterial. Oefen derart sind ähnlich eingerichtet wie die Steinkohlenmuffelöfen (S. 46), haben nur andere Dimensionen oberhalb des Rostes und enthalten statt der Muffel Unterlagsplatten für die aufzustellenden Tiegel. Das Schürloch befindet sich bald vorn (Freiberger Con- struction), bald hinten (Przibramer Einrichtung) ganz wie bei den entsprechenden Muffelöfen, auf deren nähere Einrichtung hier bei Beschreibung der Windöfen verwiesen wird. Solche Oefen gewähren den Vortheil, dass man sie als Wind- oder Muffelöfen leicht benutzen kann, sie geben dieselbe Hitze, wie Holzkohlenwindöfen, lassen aber eine bessere Regulirung der Hitze zu, man kann jeder Zeit durch Herausnehmen der Probir- gefässe den Vorgang der Proben verfolgen und nach Entfernung der fertigen gleich neue Proben einsetzen, wodurch an Brenn- stoff gespart und schnelleres Arbeiten ermöglicht wird. Beim Freiberger Windofen 1) (Taf. IV. Fig. 47) liegt eine feuerfeste Thonplatte b für 14 Bleituten auf 2 thönernen Tragsteinen a 30 Cm. über dem Rost, so dass rings um dieselbe 5 Cm. frei bleiben. Die Thonplatte b nimmt die durch die mit Vorsetzstein versehbare Oeffnung d eingetragenen Tuten auf, von deren Deckel bis zum Gewölbe c ein Zwischenraum von eben- falls 5 Cm. bleiben muss und welche von der von dem Rost aufsteigenden Flamme erhitzt werden. Der Przibramer Ofen 2) (Taf. IV. Fig. 48—50) zu Blei-, Lech- und Kupferproben hat 3 neben einander liegende Platten b für 18 Paar grössere oder 24 Paar kleinere Tuten, welche auf den beiden Tragziegeln a ruhen. c Oeffnung, durch einen auf d ruhenden Vorsetzstein zu verschliessen, zum Eintragen der Tuten. Der aus 8 Stäben bestehende Rost ist gegen die Schürlochsthür I etwas geneigt. Das Gewölbe ist zum Unterschiede von dem der Muffelöfen elliptisch. Zu Przibram, wo täglich im Durchschnitt wenigstens 1 Tiegel- und 1 Muffelofen 2—3 Stunden lang geheizt werden, hat man jährlich etwa 400 Ctr. Steinkohlen gegen früher 2800 Ton. à 4¼ Cbfss. Holzkohlen verbraucht und 658 Fl. gespart Man heizt den Ofen mit Holz oder Torf an, schürt Stein- kohlen nach, bis die Thonplatten und die Mauerwände nach etwa 1—1¼ stündigem Feuern mässig rothglühend geworden sind. Dann setzt man, wenn die zuletzt eingeschürte Steinkoh- lenlage keine oder nur eine kurze Flamme giebt, welche nicht über die Thonplatten schlägt, die Tuten in passenden Zwischen- räumen auf die Unterlagsplatten b, verschliesst die Eintrageöff- nung, unterlässt das Schüren noch etwa 10 Minuten, während welcher Zeit die Tuten schwach rothglühend werden, und giebt 1) Freiberger Jahrb. 1842. S. 31. 2) Rittinger’s Erfahr. Jahrg. 1857. S. 31.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/98>, abgerufen am 19.04.2024.