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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.
Esse wirken und rechnet die eigentliche Schmelzzeit erst von
da an, wo die Flamme vollständig durchgeschlagen ist.

Beim Anblasen von oben, z. B. bei Eisenproben (S. 56),
füllt man den Ofen mit todten Kohlen, legt glühende auf die
Oberfläche und lässt sich bei unbedecktem Ofenschacht und ge-
öffneter Aschenfallthür, aber geschlossener Esse unter Nachgeben
von Brennstoff (etwa während 1 Stunde) das Feuer allmälig
von oben nach unten verbreiten, macht dann erst den Luftzu-
führungscanal (S. 56) und das Register allmälig auf und lässt
die Esse wirken. Von diesem Zeitpunct ab gilt ebenfalls die
Schmelzdauer. Bei Anwendung von Unterwind (z. B. zu Müsen)
giebt man in den 4 Bleituten fassenden Windgebläseofen oben-
auf glühende Kohlen und lässt den Wind durch eine 20 Mm. weite
Form an, wenn das Prasseln und Zischen des Kochsalzes im
Tiegel aufhört; dann folgt ein 15--20 Min. dauerndes Schmelzen.
Holzkohlenstücke haben zweckmässig 5--7 Cm., Koksstücke
3--5 Cm. Dicke. Bei Anwendung der letzteren zündet man
sie durch eine Unterlage von glühenden Holzkohlen an.

3) Regulirung der Temperatur. Diese kann geschehen
durch Stellung der Register in der Esse, im Fuchs oder in der
Aschenfallthür, durch mehr oder weniger weites Oeffnen des
Deckels über der Schachtmündung oder durch Verringerung des
Fuchsquerschnittes mittelst eines eingelegten Steines. Man kann
auf diese Weise in Oefen mit bis 19 Met. hohen Schornsteinen
bald dunkle Rothgluth, bald die allerstärkste Weisglühhitze her-
vorbringen.

4) Herausnehmen der Probirgefässe. Nachdem das
Brennmaterial so weit niedergegangen, dass man die Tiegel be-
quem fassen kann, werden sie mit geeigneten Tiegelzangen
(Taf. VII. Fig. 130.) entweder durch die Schachtmündung oder
durch die zum Roste führende Seitenöffnung systematisch (S. 27)
herausgenommen, vorsichtig zur bessern Scheidung des Metal-
lischen von der Schlacke einige Male lose aufgestossen, dann
zum Erkalten hingestellt.

Auch lässt man wohl die Proben im Ofen vollständig er-
kalten, wo sie sich dann aber bei Anwendung von Koks wegen
Anhäufung von Asche oft nur schwierig vom Roste ablösen
lassen.

5) Reparaturen am Rost, an den Ofenwänden etc. Zur
möglichsten Schonung des Ofens nimmt man das Reinigen der
Wände, des Rostes etc. in noch glühendem Zustande vor.


§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.
Esse wirken und rechnet die eigentliche Schmelzzeit erst von
da an, wo die Flamme vollständig durchgeschlagen ist.

Beim Anblasen von oben, z. B. bei Eisenproben (S. 56),
füllt man den Ofen mit todten Kohlen, legt glühende auf die
Oberfläche und lässt sich bei unbedecktem Ofenschacht und ge-
öffneter Aschenfallthür, aber geschlossener Esse unter Nachgeben
von Brennstoff (etwa während 1 Stunde) das Feuer allmälig
von oben nach unten verbreiten, macht dann erst den Luftzu-
führungscanal (S. 56) und das Register allmälig auf und lässt
die Esse wirken. Von diesem Zeitpunct ab gilt ebenfalls die
Schmelzdauer. Bei Anwendung von Unterwind (z. B. zu Müsen)
giebt man in den 4 Bleituten fassenden Windgebläseofen oben-
auf glühende Kohlen und lässt den Wind durch eine 20 Mm. weite
Form an, wenn das Prasseln und Zischen des Kochsalzes im
Tiegel aufhört; dann folgt ein 15—20 Min. dauerndes Schmelzen.
Holzkohlenstücke haben zweckmässig 5—7 Cm., Koksstücke
3—5 Cm. Dicke. Bei Anwendung der letzteren zündet man
sie durch eine Unterlage von glühenden Holzkohlen an.

3) Regulirung der Temperatur. Diese kann geschehen
durch Stellung der Register in der Esse, im Fuchs oder in der
Aschenfallthür, durch mehr oder weniger weites Oeffnen des
Deckels über der Schachtmündung oder durch Verringerung des
Fuchsquerschnittes mittelst eines eingelegten Steines. Man kann
auf diese Weise in Oefen mit bis 19 Met. hohen Schornsteinen
bald dunkle Rothgluth, bald die allerstärkste Weisglühhitze her-
vorbringen.

4) Herausnehmen der Probirgefässe. Nachdem das
Brennmaterial so weit niedergegangen, dass man die Tiegel be-
quem fassen kann, werden sie mit geeigneten Tiegelzangen
(Taf. VII. Fig. 130.) entweder durch die Schachtmündung oder
durch die zum Roste führende Seitenöffnung systematisch (S. 27)
herausgenommen, vorsichtig zur bessern Scheidung des Metal-
lischen von der Schlacke einige Male lose aufgestossen, dann
zum Erkalten hingestellt.

Auch lässt man wohl die Proben im Ofen vollständig er-
kalten, wo sie sich dann aber bei Anwendung von Koks wegen
Anhäufung von Asche oft nur schwierig vom Roste ablösen
lassen.

5) Reparaturen am Rost, an den Ofenwänden etc. Zur
möglichsten Schonung des Ofens nimmt man das Reinigen der
Wände, des Rostes etc. in noch glühendem Zustande vor.


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[59/0097] §. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial. Esse wirken und rechnet die eigentliche Schmelzzeit erst von da an, wo die Flamme vollständig durchgeschlagen ist. Beim Anblasen von oben, z. B. bei Eisenproben (S. 56), füllt man den Ofen mit todten Kohlen, legt glühende auf die Oberfläche und lässt sich bei unbedecktem Ofenschacht und ge- öffneter Aschenfallthür, aber geschlossener Esse unter Nachgeben von Brennstoff (etwa während 1 Stunde) das Feuer allmälig von oben nach unten verbreiten, macht dann erst den Luftzu- führungscanal (S. 56) und das Register allmälig auf und lässt die Esse wirken. Von diesem Zeitpunct ab gilt ebenfalls die Schmelzdauer. Bei Anwendung von Unterwind (z. B. zu Müsen) giebt man in den 4 Bleituten fassenden Windgebläseofen oben- auf glühende Kohlen und lässt den Wind durch eine 20 Mm. weite Form an, wenn das Prasseln und Zischen des Kochsalzes im Tiegel aufhört; dann folgt ein 15—20 Min. dauerndes Schmelzen. Holzkohlenstücke haben zweckmässig 5—7 Cm., Koksstücke 3—5 Cm. Dicke. Bei Anwendung der letzteren zündet man sie durch eine Unterlage von glühenden Holzkohlen an. 3) Regulirung der Temperatur. Diese kann geschehen durch Stellung der Register in der Esse, im Fuchs oder in der Aschenfallthür, durch mehr oder weniger weites Oeffnen des Deckels über der Schachtmündung oder durch Verringerung des Fuchsquerschnittes mittelst eines eingelegten Steines. Man kann auf diese Weise in Oefen mit bis 19 Met. hohen Schornsteinen bald dunkle Rothgluth, bald die allerstärkste Weisglühhitze her- vorbringen. 4) Herausnehmen der Probirgefässe. Nachdem das Brennmaterial so weit niedergegangen, dass man die Tiegel be- quem fassen kann, werden sie mit geeigneten Tiegelzangen (Taf. VII. Fig. 130.) entweder durch die Schachtmündung oder durch die zum Roste führende Seitenöffnung systematisch (S. 27) herausgenommen, vorsichtig zur bessern Scheidung des Metal- lischen von der Schlacke einige Male lose aufgestossen, dann zum Erkalten hingestellt. Auch lässt man wohl die Proben im Ofen vollständig er- kalten, wo sie sich dann aber bei Anwendung von Koks wegen Anhäufung von Asche oft nur schwierig vom Roste ablösen lassen. 5) Reparaturen am Rost, an den Ofenwänden etc. Zur möglichsten Schonung des Ofens nimmt man das Reinigen der Wände, des Rostes etc. in noch glühendem Zustande vor.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/97>, abgerufen am 29.03.2024.