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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.
hauptsächlich nach der Anzahl der aufzunehmenden Schmelz-
gefässe, die Höhe nach der zu erzeugenden Temperatur und
der Qualität (besonders Dichtigkeit) des Brennmaterials. Je
schwerer entzündlich das letztere und je höher die Temperatur
zu steigern, um so höher nimmt man den Ofenschacht. Höhere
Oefen haben oberhalb des Rostes in der Seitenwand eine mit
Steinen verloren zu vermauernde Oeffnung a zum Ein- und Aus-
tragen der Gefässe, bei kleineren Oefen findet solches meist
durch die Gichtöffnung statt. Zuweilen dienen die Canäle a
auch zur Zuführung von Luft zum Brennmaterial behuf Stei-
gerung der Temperatur (Clausthaler Silberschmelzofen Taf. VIII.
Fig. 151--154).

b) Rost B, meist aus horizontalen guss- oder schmiedeeisernen
Traillen bestehend, deren Stärke mit der Weite des Feuerungs-
raumes und der Höhe der zu erzielenden Temperatur zunimmt,
und die bei grosser Weite des Ofens auch wohl durch einen
quer unter dem Rost liegenden Träger unterstützt werden. Zu-
weilen findet man Roste mit radialer Stellung der Traillen, gleich
in einem Stück gegossen (Taf. VIII. Fig. 154). Die Zwischen-
räume zwischen den einzelnen, am besten beweglichen Traillen
müssen, ohne dass zu viel unverbrannter Brennstoff durchfällt,
mit der schwereren Entzündlichkeit des Brennmaterials, sowie
der Quantität und der Schmelzbarkeit der Asche zunehmen, so
dass sie bei Koks weiter sind, als bei Holzkohlen. Die Traillen
müssen hinreichend Spielraum bei ihrer Ausdehnung haben, am
besten so eingerichtet sein, dass man jeden Roststab für sich
herausziehen kann. Zum gleichmässigen Erhitzen solcher Tiegel
versieht man die Windöfen wohl mit seitlichen Rosten.1)

c) Aschenfall D unter dem Roste, mit Schieber oder
Thür b zur Regulirung des Zuges mehr oder weniger verschliess-
bar und, von dem Querschnitt des Heizraumes, aus ordinairen
Ziegeln aufgemauert. Zur Erzeugung höherer Temperaturen
empfiehlt es sich, den Aschenfall völlig zu schliessen und durch
einen nach der Richtung des herrschenden Windes ins Freie
führenden, tiefer liegenden Canal c (Fig. 37, 41) Luft in den-
selben einzuleiten. Auch kann man, um von atmosphärischen
Einflüssen unabhängig zu sein, die Schmelzzeit abzukürzen und
eine höhere Esse zu sparen, schwach gepressten Wind aus einem
Ventilator etc. unter den Rost blasen.


1) Berthier-Kersten's Probirkunst. I, 111, 133.

§. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial.
hauptsächlich nach der Anzahl der aufzunehmenden Schmelz-
gefässe, die Höhe nach der zu erzeugenden Temperatur und
der Qualität (besonders Dichtigkeit) des Brennmaterials. Je
schwerer entzündlich das letztere und je höher die Temperatur
zu steigern, um so höher nimmt man den Ofenschacht. Höhere
Oefen haben oberhalb des Rostes in der Seitenwand eine mit
Steinen verloren zu vermauernde Oeffnung a zum Ein- und Aus-
tragen der Gefässe, bei kleineren Oefen findet solches meist
durch die Gichtöffnung statt. Zuweilen dienen die Canäle a
auch zur Zuführung von Luft zum Brennmaterial behuf Stei-
gerung der Temperatur (Clausthaler Silberschmelzofen Taf. VIII.
Fig. 151—154).

b) Rost B, meist aus horizontalen guss- oder schmiedeeisernen
Traillen bestehend, deren Stärke mit der Weite des Feuerungs-
raumes und der Höhe der zu erzielenden Temperatur zunimmt,
und die bei grosser Weite des Ofens auch wohl durch einen
quer unter dem Rost liegenden Träger unterstützt werden. Zu-
weilen findet man Roste mit radialer Stellung der Traillen, gleich
in einem Stück gegossen (Taf. VIII. Fig. 154). Die Zwischen-
räume zwischen den einzelnen, am besten beweglichen Traillen
müssen, ohne dass zu viel unverbrannter Brennstoff durchfällt,
mit der schwereren Entzündlichkeit des Brennmaterials, sowie
der Quantität und der Schmelzbarkeit der Asche zunehmen, so
dass sie bei Koks weiter sind, als bei Holzkohlen. Die Traillen
müssen hinreichend Spielraum bei ihrer Ausdehnung haben, am
besten so eingerichtet sein, dass man jeden Roststab für sich
herausziehen kann. Zum gleichmässigen Erhitzen solcher Tiegel
versieht man die Windöfen wohl mit seitlichen Rosten.1)

c) Aschenfall D unter dem Roste, mit Schieber oder
Thür b zur Regulirung des Zuges mehr oder weniger verschliess-
bar und, von dem Querschnitt des Heizraumes, aus ordinairen
Ziegeln aufgemauert. Zur Erzeugung höherer Temperaturen
empfiehlt es sich, den Aschenfall völlig zu schliessen und durch
einen nach der Richtung des herrschenden Windes ins Freie
führenden, tiefer liegenden Canal c (Fig. 37, 41) Luft in den-
selben einzuleiten. Auch kann man, um von atmosphärischen
Einflüssen unabhängig zu sein, die Schmelzzeit abzukürzen und
eine höhere Esse zu sparen, schwach gepressten Wind aus einem
Ventilator etc. unter den Rost blasen.


1) Berthier-Kersten’s Probirkunst. I, 111, 133.
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[53/0091] §. 26. Windöfen f. verkohltes Brennmaterial. hauptsächlich nach der Anzahl der aufzunehmenden Schmelz- gefässe, die Höhe nach der zu erzeugenden Temperatur und der Qualität (besonders Dichtigkeit) des Brennmaterials. Je schwerer entzündlich das letztere und je höher die Temperatur zu steigern, um so höher nimmt man den Ofenschacht. Höhere Oefen haben oberhalb des Rostes in der Seitenwand eine mit Steinen verloren zu vermauernde Oeffnung a zum Ein- und Aus- tragen der Gefässe, bei kleineren Oefen findet solches meist durch die Gichtöffnung statt. Zuweilen dienen die Canäle a auch zur Zuführung von Luft zum Brennmaterial behuf Stei- gerung der Temperatur (Clausthaler Silberschmelzofen Taf. VIII. Fig. 151—154). b) Rost B, meist aus horizontalen guss- oder schmiedeeisernen Traillen bestehend, deren Stärke mit der Weite des Feuerungs- raumes und der Höhe der zu erzielenden Temperatur zunimmt, und die bei grosser Weite des Ofens auch wohl durch einen quer unter dem Rost liegenden Träger unterstützt werden. Zu- weilen findet man Roste mit radialer Stellung der Traillen, gleich in einem Stück gegossen (Taf. VIII. Fig. 154). Die Zwischen- räume zwischen den einzelnen, am besten beweglichen Traillen müssen, ohne dass zu viel unverbrannter Brennstoff durchfällt, mit der schwereren Entzündlichkeit des Brennmaterials, sowie der Quantität und der Schmelzbarkeit der Asche zunehmen, so dass sie bei Koks weiter sind, als bei Holzkohlen. Die Traillen müssen hinreichend Spielraum bei ihrer Ausdehnung haben, am besten so eingerichtet sein, dass man jeden Roststab für sich herausziehen kann. Zum gleichmässigen Erhitzen solcher Tiegel versieht man die Windöfen wohl mit seitlichen Rosten. 1) c) Aschenfall D unter dem Roste, mit Schieber oder Thür b zur Regulirung des Zuges mehr oder weniger verschliess- bar und, von dem Querschnitt des Heizraumes, aus ordinairen Ziegeln aufgemauert. Zur Erzeugung höherer Temperaturen empfiehlt es sich, den Aschenfall völlig zu schliessen und durch einen nach der Richtung des herrschenden Windes ins Freie führenden, tiefer liegenden Canal c (Fig. 37, 41) Luft in den- selben einzuleiten. Auch kann man, um von atmosphärischen Einflüssen unabhängig zu sein, die Schmelzzeit abzukürzen und eine höhere Esse zu sparen, schwach gepressten Wind aus einem Ventilator etc. unter den Rost blasen. 1) Berthier-Kersten’s Probirkunst. I, 111, 133.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/91>, abgerufen am 25.04.2024.