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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
die mit Probirgut versehenen Schmelzgefässe (Tiegel, Tuten)
durch dieselben umgebendes verkohltes Brennmaterial (Holzkohlen,
Koks) oder durch die Flamme von rohem Brennmaterial (Stein-
kohlen) erhitzt werden. Eine Esse saugt die zur Verbrennung
erforderliche Luft durch den Rost an; zuweilen wird Gebläseluft
(Unterwind) unter letzteren geleitet. Je nach der Anzahl der
anzustellenden Proben erhält der Ofenschacht eine verschiedene
Weite und auf die darin hervorzubringende Temperatur hat
besonders die Höhe der Esse und des Ofenschachtes Einfluss.
Eine etwas abweichende Construction der Rostvorrichtung er-
heischt die Anwendung von verkohltem oder flammegebendem
Brennmaterial. Meist werden Windöfen zu solchen Prozessen
angewandt, bei welchen der Luftzutritt zum Probirgut nicht
erforderlich ist, seltener, wo Luft zutreten muss (z. B. beim
Rösten von Kupferproben nach dem englischen Probirverfahren).


Brennmaterial.

§. 26. Windöfen für verkohltes Brennmaterial. (Taf. III. Fig.
35--40, Taf. IV. Fig. 41--43.) Man wendet entweder Holzkohlen,
am liebsten Buchenholzkohlen, oder zur besseren Hervorbringung
höherer Temperaturen auch Koks in gleichmässigen, nicht zu gros-
sen Stücken (von Wallnuss- bis Eigrösse), aber auch nicht in so kleinen
Stücken an, dass der Zug gehemmt wird. Anthracit verhält
sich ähnlich wie Koks. Bei Holzkohlen arbeitet man am rein-
lichsten, weil die Koksasche die Schmelztiegel angreift und leichter
auf dem Roste anhaften macht. Die Temperaturen fallen bei
gehörigem Luftzutritt um so höher aus, je aschenärmer und
dichter die Koks sind. Man kann bei entsprechender Essenhöhe
selbst mit fichtenen Kohlen die zu Roheisenproben erforderlichen
hohen Temperaturen hervorbringen.


Ofenconstruc-
tionen.

Solche Oefen sind entweder transportabel oder fest gemauert,
je nach localen Verhältnissen.


Festgemauerte
Oefen.

1) Festgemauerte Windöfen. Dieselben enthalten nach-
stehende Theile:

a) Heizraum A, nach unten vom Roste, nach oben von
der Gichtmündung begrenzt und wegen leichterer Herstellung
meist quadratisch oder oblong, wohl nur bei Oefen für höhere
Temperaturen kreisrund. Derselbe enthält ein Futter (Kern-
schacht) aus feuerfesten Steinen, dahinter das mit Eisenplatten
umkleidete oder gut verankerte Rauhgemäuer, bei Oefen für
höhere Temperaturen zwischen beiden wohl eine Füllung aus
schlechten Wärmeleitern (Asche, Sand, Barnstein- oder Schlacken-
stückchen etc.). Die Weite des Feuerungsraumes richtet sich

Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
die mit Probirgut versehenen Schmelzgefässe (Tiegel, Tuten)
durch dieselben umgebendes verkohltes Brennmaterial (Holzkohlen,
Koks) oder durch die Flamme von rohem Brennmaterial (Stein-
kohlen) erhitzt werden. Eine Esse saugt die zur Verbrennung
erforderliche Luft durch den Rost an; zuweilen wird Gebläseluft
(Unterwind) unter letzteren geleitet. Je nach der Anzahl der
anzustellenden Proben erhält der Ofenschacht eine verschiedene
Weite und auf die darin hervorzubringende Temperatur hat
besonders die Höhe der Esse und des Ofenschachtes Einfluss.
Eine etwas abweichende Construction der Rostvorrichtung er-
heischt die Anwendung von verkohltem oder flammegebendem
Brennmaterial. Meist werden Windöfen zu solchen Prozessen
angewandt, bei welchen der Luftzutritt zum Probirgut nicht
erforderlich ist, seltener, wo Luft zutreten muss (z. B. beim
Rösten von Kupferproben nach dem englischen Probirverfahren).


Brennmaterial.

§. 26. Windöfen für verkohltes Brennmaterial. (Taf. III. Fig.
35—40, Taf. IV. Fig. 41—43.) Man wendet entweder Holzkohlen,
am liebsten Buchenholzkohlen, oder zur besseren Hervorbringung
höherer Temperaturen auch Koks in gleichmässigen, nicht zu gros-
sen Stücken (von Wallnuss- bis Eigrösse), aber auch nicht in so kleinen
Stücken an, dass der Zug gehemmt wird. Anthracit verhält
sich ähnlich wie Koks. Bei Holzkohlen arbeitet man am rein-
lichsten, weil die Koksasche die Schmelztiegel angreift und leichter
auf dem Roste anhaften macht. Die Temperaturen fallen bei
gehörigem Luftzutritt um so höher aus, je aschenärmer und
dichter die Koks sind. Man kann bei entsprechender Essenhöhe
selbst mit fichtenen Kohlen die zu Roheisenproben erforderlichen
hohen Temperaturen hervorbringen.


Ofenconstruc-
tionen.

Solche Oefen sind entweder transportabel oder fest gemauert,
je nach localen Verhältnissen.


Festgemauerte
Oefen.

1) Festgemauerte Windöfen. Dieselben enthalten nach-
stehende Theile:

a) Heizraum A, nach unten vom Roste, nach oben von
der Gichtmündung begrenzt und wegen leichterer Herstellung
meist quadratisch oder oblong, wohl nur bei Oefen für höhere
Temperaturen kreisrund. Derselbe enthält ein Futter (Kern-
schacht) aus feuerfesten Steinen, dahinter das mit Eisenplatten
umkleidete oder gut verankerte Rauhgemäuer, bei Oefen für
höhere Temperaturen zwischen beiden wohl eine Füllung aus
schlechten Wärmeleitern (Asche, Sand, Barnstein- oder Schlacken-
stückchen etc.). Die Weite des Feuerungsraumes richtet sich

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[52/0090] Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen. die mit Probirgut versehenen Schmelzgefässe (Tiegel, Tuten) durch dieselben umgebendes verkohltes Brennmaterial (Holzkohlen, Koks) oder durch die Flamme von rohem Brennmaterial (Stein- kohlen) erhitzt werden. Eine Esse saugt die zur Verbrennung erforderliche Luft durch den Rost an; zuweilen wird Gebläseluft (Unterwind) unter letzteren geleitet. Je nach der Anzahl der anzustellenden Proben erhält der Ofenschacht eine verschiedene Weite und auf die darin hervorzubringende Temperatur hat besonders die Höhe der Esse und des Ofenschachtes Einfluss. Eine etwas abweichende Construction der Rostvorrichtung er- heischt die Anwendung von verkohltem oder flammegebendem Brennmaterial. Meist werden Windöfen zu solchen Prozessen angewandt, bei welchen der Luftzutritt zum Probirgut nicht erforderlich ist, seltener, wo Luft zutreten muss (z. B. beim Rösten von Kupferproben nach dem englischen Probirverfahren). §. 26. Windöfen für verkohltes Brennmaterial. (Taf. III. Fig. 35—40, Taf. IV. Fig. 41—43.) Man wendet entweder Holzkohlen, am liebsten Buchenholzkohlen, oder zur besseren Hervorbringung höherer Temperaturen auch Koks in gleichmässigen, nicht zu gros- sen Stücken (von Wallnuss- bis Eigrösse), aber auch nicht in so kleinen Stücken an, dass der Zug gehemmt wird. Anthracit verhält sich ähnlich wie Koks. Bei Holzkohlen arbeitet man am rein- lichsten, weil die Koksasche die Schmelztiegel angreift und leichter auf dem Roste anhaften macht. Die Temperaturen fallen bei gehörigem Luftzutritt um so höher aus, je aschenärmer und dichter die Koks sind. Man kann bei entsprechender Essenhöhe selbst mit fichtenen Kohlen die zu Roheisenproben erforderlichen hohen Temperaturen hervorbringen. Solche Oefen sind entweder transportabel oder fest gemauert, je nach localen Verhältnissen. 1) Festgemauerte Windöfen. Dieselben enthalten nach- stehende Theile: a) Heizraum A, nach unten vom Roste, nach oben von der Gichtmündung begrenzt und wegen leichterer Herstellung meist quadratisch oder oblong, wohl nur bei Oefen für höhere Temperaturen kreisrund. Derselbe enthält ein Futter (Kern- schacht) aus feuerfesten Steinen, dahinter das mit Eisenplatten umkleidete oder gut verankerte Rauhgemäuer, bei Oefen für höhere Temperaturen zwischen beiden wohl eine Füllung aus schlechten Wärmeleitern (Asche, Sand, Barnstein- oder Schlacken- stückchen etc.). Die Weite des Feuerungsraumes richtet sich

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/90>, abgerufen am 28.03.2024.