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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Art mit 2 und mehreren über einer Feuerung neben einander
stehenden Muffeln, bei welcher Einrichtung die Hitze besser
ausgenutzt wird und man für verschiedene dokimastische Ope-
rationen passende, stufenweise abnehmende Temperaturen hervor-
bringen kann.


Deville's
Ofen.

Eines ähnlichen Ofens mit 2 Muffeln bedient sich Deville1)
beim Abtreiben von Platin und Blei, in welchem sich die Muffeln
besser halten sollen, weil sie von der Steinkohlenasche weniger
angegriffen werden.


Bedienung der
Muffelöfen.

§. 24. Arbeiten bei Anwendung von Muffelöfen. Hierher gehören
hauptsächlich:

1) Das Anfeuern des Ofens. Bei Holzkohlen- und
Koksöfen (Taf. I. Fig. 1--18) bringt man durch das unterste
Zugloch h glühende Kohlen auf den Boden des Ofens oder auf
dessen Rost, thut darauf wohl flammegebende Brennstoffabfälle
und füllt den Ofen von oben mit Brennstoff, welcher sich all-
mälig entzündet, so dass grössere Oefen nach 1--11/4 Stunden
in voller Gluth sind. -- Bei Steinkohlenöfen heizt man etwa
1/2 Stunde lang mit Torf oder Holz, schürt dann oder auch schon
früher Steinkohlen nach und bringt den Ofen bei steter Unter-
haltung des Feuers in 1--11/2 Stunden in volle Hitze. Während
dieses Anheizens befinden sich in der Muffel zu deren rascherer
Erhitzung und behuf des Abäthmens (Ausglühens) Holzkohlen,
welche demnächst entweder in die Muffelmündung oder vor die
in der Muffel befindlichen Probirgefässe behuf Erzeugung höherer
Temperaturen gelegt werden. Unabgeäthmete Kohlen zerspringen,
und zwar tannene mehr, als buchene. Koks in der Muffel sind
wirksamer, als Holzkohlen.

2) Leitung des Feuers. Zur Erzielung der höchsten
Temperaturen öffnet man bei Holzkohlen- und Koksöfen
ober- und unterhalb der Muffel die Luftzuführungscanäle, stockelt
durch dieselben mittelst eines Hakens die glühenden Kohlen oder
Koks bei hinreichend gefülltem Ofen herab, so dass sie die Muffel rings
umgeben und auch möglichst bis an das Muffelblatt hinanreichen,
und schliesst die Muffelmündung mit groben Holzkohlen; zur
Herabstimmung der Temperatur werden die Züge theilweise oder
ganz geschlossen und die Muffel ganz oder theilweise geöffnet, indem
man meist eine Vorlegekohle in der Muffelmündung liegen lässt. --
In Steinkohlenöfen wird bei passender Stellung der Register

1) Dingl. Bd. 154. S 142.

Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen.
Art mit 2 und mehreren über einer Feuerung neben einander
stehenden Muffeln, bei welcher Einrichtung die Hitze besser
ausgenutzt wird und man für verschiedene dokimastische Ope-
rationen passende, stufenweise abnehmende Temperaturen hervor-
bringen kann.


Deville’s
Ofen.

Eines ähnlichen Ofens mit 2 Muffeln bedient sich Deville1)
beim Abtreiben von Platin und Blei, in welchem sich die Muffeln
besser halten sollen, weil sie von der Steinkohlenasche weniger
angegriffen werden.


Bedienung der
Muffelöfen.

§. 24. Arbeiten bei Anwendung von Muffelöfen. Hierher gehören
hauptsächlich:

1) Das Anfeuern des Ofens. Bei Holzkohlen- und
Koksöfen (Taf. I. Fig. 1—18) bringt man durch das unterste
Zugloch h glühende Kohlen auf den Boden des Ofens oder auf
dessen Rost, thut darauf wohl flammegebende Brennstoffabfälle
und füllt den Ofen von oben mit Brennstoff, welcher sich all-
mälig entzündet, so dass grössere Oefen nach 1—1¼ Stunden
in voller Gluth sind. — Bei Steinkohlenöfen heizt man etwa
½ Stunde lang mit Torf oder Holz, schürt dann oder auch schon
früher Steinkohlen nach und bringt den Ofen bei steter Unter-
haltung des Feuers in 1—1½ Stunden in volle Hitze. Während
dieses Anheizens befinden sich in der Muffel zu deren rascherer
Erhitzung und behuf des Abäthmens (Ausglühens) Holzkohlen,
welche demnächst entweder in die Muffelmündung oder vor die
in der Muffel befindlichen Probirgefässe behuf Erzeugung höherer
Temperaturen gelegt werden. Unabgeäthmete Kohlen zerspringen,
und zwar tannene mehr, als buchene. Koks in der Muffel sind
wirksamer, als Holzkohlen.

2) Leitung des Feuers. Zur Erzielung der höchsten
Temperaturen öffnet man bei Holzkohlen- und Koksöfen
ober- und unterhalb der Muffel die Luftzuführungscanäle, stockelt
durch dieselben mittelst eines Hakens die glühenden Kohlen oder
Koks bei hinreichend gefülltem Ofen herab, so dass sie die Muffel rings
umgeben und auch möglichst bis an das Muffelblatt hinanreichen,
und schliesst die Muffelmündung mit groben Holzkohlen; zur
Herabstimmung der Temperatur werden die Züge theilweise oder
ganz geschlossen und die Muffel ganz oder theilweise geöffnet, indem
man meist eine Vorlegekohle in der Muffelmündung liegen lässt. —
In Steinkohlenöfen wird bei passender Stellung der Register

1) Dingl. Bd. 154. S 142.
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[50/0088] Apparate zur Wärmeerzeugung. Probiröfen. Art mit 2 und mehreren über einer Feuerung neben einander stehenden Muffeln, bei welcher Einrichtung die Hitze besser ausgenutzt wird und man für verschiedene dokimastische Ope- rationen passende, stufenweise abnehmende Temperaturen hervor- bringen kann. Eines ähnlichen Ofens mit 2 Muffeln bedient sich Deville 1) beim Abtreiben von Platin und Blei, in welchem sich die Muffeln besser halten sollen, weil sie von der Steinkohlenasche weniger angegriffen werden. §. 24. Arbeiten bei Anwendung von Muffelöfen. Hierher gehören hauptsächlich: 1) Das Anfeuern des Ofens. Bei Holzkohlen- und Koksöfen (Taf. I. Fig. 1—18) bringt man durch das unterste Zugloch h glühende Kohlen auf den Boden des Ofens oder auf dessen Rost, thut darauf wohl flammegebende Brennstoffabfälle und füllt den Ofen von oben mit Brennstoff, welcher sich all- mälig entzündet, so dass grössere Oefen nach 1—1¼ Stunden in voller Gluth sind. — Bei Steinkohlenöfen heizt man etwa ½ Stunde lang mit Torf oder Holz, schürt dann oder auch schon früher Steinkohlen nach und bringt den Ofen bei steter Unter- haltung des Feuers in 1—1½ Stunden in volle Hitze. Während dieses Anheizens befinden sich in der Muffel zu deren rascherer Erhitzung und behuf des Abäthmens (Ausglühens) Holzkohlen, welche demnächst entweder in die Muffelmündung oder vor die in der Muffel befindlichen Probirgefässe behuf Erzeugung höherer Temperaturen gelegt werden. Unabgeäthmete Kohlen zerspringen, und zwar tannene mehr, als buchene. Koks in der Muffel sind wirksamer, als Holzkohlen. 2) Leitung des Feuers. Zur Erzielung der höchsten Temperaturen öffnet man bei Holzkohlen- und Koksöfen ober- und unterhalb der Muffel die Luftzuführungscanäle, stockelt durch dieselben mittelst eines Hakens die glühenden Kohlen oder Koks bei hinreichend gefülltem Ofen herab, so dass sie die Muffel rings umgeben und auch möglichst bis an das Muffelblatt hinanreichen, und schliesst die Muffelmündung mit groben Holzkohlen; zur Herabstimmung der Temperatur werden die Züge theilweise oder ganz geschlossen und die Muffel ganz oder theilweise geöffnet, indem man meist eine Vorlegekohle in der Muffelmündung liegen lässt. — In Steinkohlenöfen wird bei passender Stellung der Register 1) Dingl. Bd. 154. S 142.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/88>, abgerufen am 24.04.2024.