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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 14. Rösten.
hervorzubringen, bei welchem die Masse noch hinreichend locker
bleibt. Ein Umrühren des Röstgutes im Ofen mit einem Haken
führt zu Verlusten, desgleichen ein Zerknistern, in welchem letz-
teren Falle man, wie bemerkt, den Scherben bis zum Aufhören
desselben vom Anfange an mit einem zweiten Scherben bedeckt
hält (Müsen).

Man nimmt von Zeit zu Zeit die Scherben aus dem Ofen
und reibt die Masse im Scherben in der Weise auf, dass man
mit der Schneide des Röstspatels (Taf. VI. Fig. 125) etwa Ge-
sintertes losbricht und dieses mit dem Knopfe desselben feinreibt.
Hat eine stärkere Sinterung stattgefunden, so bricht man die
Masse vom Scherben völlig los und reibt sie in einer gusseisernen
Reibschale (Taf. VI. Fig. 117) auf.

Man wiederholt diese Operation des Erhitzens und Aufrei-
bens -- je nach der leichtern oder schwierigern Röstbarkeit der
Substanz -- so oft, bis sich aus dem Röstgut keine Dämpfe und
durch den Geruch wahrzunehmende Gase (schweflige Säure, Ar-
sensuboxyd) mehr entwickeln und dasselbe ein erdiges Ansehn
angenommen hat. Das Röstgut enthält alsdann ein Gemenge
von Oxyden und schwefel-, antimon- und arsensauren Salzen, je
nachdem im Erz Schwefel-, Antimon- oder Arsenmetalle vorhanden
waren. Um diese Salze zu zerlegen, mengt man in die Masse 1--2
Volumtheile Holzkohlenpulver oder 20--25 % Graphitpul-
ver
ein, bedeckt den Röstscherben mit einem leeren Scherben und
versetzt dessen Inhalt in der Muffel in Rothgluth, wobei jene
Salze unter Entwicklung von schwefliger, antimoniger und ar-
seniger Säure sich grossentheils zersetzen, aber theilweise auch
wieder zu Schwefel-, Antimon- und Arsenmetallen reducirt wer-
den. Nach einiger Zeit nimmt man den leeren Deckelscherben
ab und gestattet so lange Luftzutritt, bis der Kohlenstoff völlig
verbrannt, -- was man an dem Aufhören des Glimmens wahr-
nehmen kann --, und man somit sicher ist, dass die beim Glühen
mit Kohle im bedeckten Scherben regenerirten Schwefel-, Anti-
mon- und Arsenmetalle unter Entlassung flüchtiger Säuren grossen-
theils wieder in Oxyde übergegangen sind. Da hierbei aber auch
wieder eine geringe Bildung von Metallsalzen stattgefunden hat,
so muss, wenn es auf höchst vollständige Röstung ankömmt,
das Röstgut aufgerieben, abermals mit einer geringern Kohlen-
staub- oder Graphitmenge geglüht und wie vorhin behandelt
werden. Wie oft dieses Aufreiben und Einmengen von Kohle
(gewöhnlich 2--3 mal) erforderlich ist, sowie überhaupt die Dauer

§. 14. Rösten.
hervorzubringen, bei welchem die Masse noch hinreichend locker
bleibt. Ein Umrühren des Röstgutes im Ofen mit einem Haken
führt zu Verlusten, desgleichen ein Zerknistern, in welchem letz-
teren Falle man, wie bemerkt, den Scherben bis zum Aufhören
desselben vom Anfange an mit einem zweiten Scherben bedeckt
hält (Müsen).

Man nimmt von Zeit zu Zeit die Scherben aus dem Ofen
und reibt die Masse im Scherben in der Weise auf, dass man
mit der Schneide des Röstspatels (Taf. VI. Fig. 125) etwa Ge-
sintertes losbricht und dieses mit dem Knopfe desselben feinreibt.
Hat eine stärkere Sinterung stattgefunden, so bricht man die
Masse vom Scherben völlig los und reibt sie in einer gusseisernen
Reibschale (Taf. VI. Fig. 117) auf.

Man wiederholt diese Operation des Erhitzens und Aufrei-
bens — je nach der leichtern oder schwierigern Röstbarkeit der
Substanz — so oft, bis sich aus dem Röstgut keine Dämpfe und
durch den Geruch wahrzunehmende Gase (schweflige Säure, Ar-
sensuboxyd) mehr entwickeln und dasselbe ein erdiges Ansehn
angenommen hat. Das Röstgut enthält alsdann ein Gemenge
von Oxyden und schwefel-, antimon- und arsensauren Salzen, je
nachdem im Erz Schwefel-, Antimon- oder Arsenmetalle vorhanden
waren. Um diese Salze zu zerlegen, mengt man in die Masse 1—2
Volumtheile Holzkohlenpulver oder 20—25 % Graphitpul-
ver
ein, bedeckt den Röstscherben mit einem leeren Scherben und
versetzt dessen Inhalt in der Muffel in Rothgluth, wobei jene
Salze unter Entwicklung von schwefliger, antimoniger und ar-
seniger Säure sich grossentheils zersetzen, aber theilweise auch
wieder zu Schwefel-, Antimon- und Arsenmetallen reducirt wer-
den. Nach einiger Zeit nimmt man den leeren Deckelscherben
ab und gestattet so lange Luftzutritt, bis der Kohlenstoff völlig
verbrannt, — was man an dem Aufhören des Glimmens wahr-
nehmen kann —, und man somit sicher ist, dass die beim Glühen
mit Kohle im bedeckten Scherben regenerirten Schwefel-, Anti-
mon- und Arsenmetalle unter Entlassung flüchtiger Säuren grossen-
theils wieder in Oxyde übergegangen sind. Da hierbei aber auch
wieder eine geringe Bildung von Metallsalzen stattgefunden hat,
so muss, wenn es auf höchst vollständige Röstung ankömmt,
das Röstgut aufgerieben, abermals mit einer geringern Kohlen-
staub- oder Graphitmenge geglüht und wie vorhin behandelt
werden. Wie oft dieses Aufreiben und Einmengen von Kohle
(gewöhnlich 2—3 mal) erforderlich ist, sowie überhaupt die Dauer

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[29/0067] §. 14. Rösten. hervorzubringen, bei welchem die Masse noch hinreichend locker bleibt. Ein Umrühren des Röstgutes im Ofen mit einem Haken führt zu Verlusten, desgleichen ein Zerknistern, in welchem letz- teren Falle man, wie bemerkt, den Scherben bis zum Aufhören desselben vom Anfange an mit einem zweiten Scherben bedeckt hält (Müsen). Man nimmt von Zeit zu Zeit die Scherben aus dem Ofen und reibt die Masse im Scherben in der Weise auf, dass man mit der Schneide des Röstspatels (Taf. VI. Fig. 125) etwa Ge- sintertes losbricht und dieses mit dem Knopfe desselben feinreibt. Hat eine stärkere Sinterung stattgefunden, so bricht man die Masse vom Scherben völlig los und reibt sie in einer gusseisernen Reibschale (Taf. VI. Fig. 117) auf. Man wiederholt diese Operation des Erhitzens und Aufrei- bens — je nach der leichtern oder schwierigern Röstbarkeit der Substanz — so oft, bis sich aus dem Röstgut keine Dämpfe und durch den Geruch wahrzunehmende Gase (schweflige Säure, Ar- sensuboxyd) mehr entwickeln und dasselbe ein erdiges Ansehn angenommen hat. Das Röstgut enthält alsdann ein Gemenge von Oxyden und schwefel-, antimon- und arsensauren Salzen, je nachdem im Erz Schwefel-, Antimon- oder Arsenmetalle vorhanden waren. Um diese Salze zu zerlegen, mengt man in die Masse 1—2 Volumtheile Holzkohlenpulver oder 20—25 % Graphitpul- ver ein, bedeckt den Röstscherben mit einem leeren Scherben und versetzt dessen Inhalt in der Muffel in Rothgluth, wobei jene Salze unter Entwicklung von schwefliger, antimoniger und ar- seniger Säure sich grossentheils zersetzen, aber theilweise auch wieder zu Schwefel-, Antimon- und Arsenmetallen reducirt wer- den. Nach einiger Zeit nimmt man den leeren Deckelscherben ab und gestattet so lange Luftzutritt, bis der Kohlenstoff völlig verbrannt, — was man an dem Aufhören des Glimmens wahr- nehmen kann —, und man somit sicher ist, dass die beim Glühen mit Kohle im bedeckten Scherben regenerirten Schwefel-, Anti- mon- und Arsenmetalle unter Entlassung flüchtiger Säuren grossen- theils wieder in Oxyde übergegangen sind. Da hierbei aber auch wieder eine geringe Bildung von Metallsalzen stattgefunden hat, so muss, wenn es auf höchst vollständige Röstung ankömmt, das Röstgut aufgerieben, abermals mit einer geringern Kohlen- staub- oder Graphitmenge geglüht und wie vorhin behandelt werden. Wie oft dieses Aufreiben und Einmengen von Kohle (gewöhnlich 2—3 mal) erforderlich ist, sowie überhaupt die Dauer

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/67>, abgerufen am 25.04.2024.