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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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II. Kupfer. Trockne Proben.
des nassen Weges bedient (S. 174). Zinn erschwert bei
seiner schwierigen Löslichkeit in Borax das Gaaren sehr, giebt
strengflüssige Schlacken und erfordert deshalb, in grösserer
Menge vorhanden (Bronze, Kanonenmetall), die Anwendung
des nassen Weges. Zink giebt ebenfalls ein schwer schmelz-
bares Oxyd und lässt sich, in grösserer Menge vorhanden,
(z. B. im Messing) beim Gaarmachen nicht gehörig entfernen.
Blei führt stets zur Verschlackung von Kupfer, indem sich eine
Verbindung von Bleioxyd und Kupferoxydul erzeugt. Für blei-
reiche und kupferärmere Legirungen muss deshalb der nasse
Weg gewählt werden. Gold und Silber bleiben im Gaarkupfer
und lassen sich durch Abtreiben mit einer hinreichenden Menge
Blei (siehe Silber und Gold) abscheiden, so dass das Kupfer aus
der Differenz bestimmt werden kann.


Methoden des
Gaarmachens.

Das Gaarmachen des Schwarzkupfers geschieht entweder
mit Blei auf der Capelle, seltener im Scherben, oder mit
Gaarmachen
mit Blei.
Borax auf dem Scherben. Bei ersterem, für bleiische oder
auch sehr unreine Schwarzkupfer angewandt, bildet sich beim
oxydirenden Schmelzen Bleioxyd, welches fremde Metalle kräftig
oxydirt, sich damit verbindet und in die Capelle zieht oder
auf dem Scherben eine Schlacke bildet, aber auch stets eine
nicht unbedeutende Kupferverschlackung herbeiführt.

Um letztere in Rechnung bringen zu können, macht man
entweder eine Gegenprobe (Verzehrungsprobe) mit reinem
Gaarkupfer oder rechnet dem Gaarkupfer erfahrungsmässig auf
jede 10 oder in manchen Gegenden auf jede 5 Pfd. Gewichts-
verlust vom Schwarzkupfer (Schwärze) 1 Pfd. Kupfer, sowie
auf jede 10 Pfd. zugesetztes Blei noch 1 Pfund Kupfer zu.
Dieses Verfahren ist jedoch ungenau, weil die Menge des oxy-
dirten Kupfers nach der Qualität der fremden Metalle, der Tem-
peratur und andern noch nicht näher gekannten Umständen
schwankt. Wo viele Proben zu machen sind, fördert dieses
Verfahren nicht, da man jedesmal nur eine Probe mit Schwarz-
kupfer und eine Gegenprobe mit Gaarkupfer machen kann.
Das Blicken des Kupfers wird sehr deutlich erkannt. Bleireiche
und kupferarme Kupfer erhalten einen Zusatz von Gaarkupfer,
welcher demnächt wieder in Abrechnung gebracht wird.


Gaarmachen
auf dem Scher-
ben mit Borax.

Dieses Verfahren ist genauer, als das vorige und man kann
ohne Gegenprobe gleichzeitig 2--4 Proben auf einmal anstel-
len, dagegen muss dasselbe bei noch höherer Temperatur
durchgeführt werden und erfordert wegen des undeutlicheren

II. Kupfer. Trockne Proben.
des nassen Weges bedient (S. 174). Zinn erschwert bei
seiner schwierigen Löslichkeit in Borax das Gaaren sehr, giebt
strengflüssige Schlacken und erfordert deshalb, in grösserer
Menge vorhanden (Bronze, Kanonenmetall), die Anwendung
des nassen Weges. Zink giebt ebenfalls ein schwer schmelz-
bares Oxyd und lässt sich, in grösserer Menge vorhanden,
(z. B. im Messing) beim Gaarmachen nicht gehörig entfernen.
Blei führt stets zur Verschlackung von Kupfer, indem sich eine
Verbindung von Bleioxyd und Kupferoxydul erzeugt. Für blei-
reiche und kupferärmere Legirungen muss deshalb der nasse
Weg gewählt werden. Gold und Silber bleiben im Gaarkupfer
und lassen sich durch Abtreiben mit einer hinreichenden Menge
Blei (siehe Silber und Gold) abscheiden, so dass das Kupfer aus
der Differenz bestimmt werden kann.


Methoden des
Gaarmachens.

Das Gaarmachen des Schwarzkupfers geschieht entweder
mit Blei auf der Capelle, seltener im Scherben, oder mit
Gaarmachen
mit Blei.
Borax auf dem Scherben. Bei ersterem, für bleiische oder
auch sehr unreine Schwarzkupfer angewandt, bildet sich beim
oxydirenden Schmelzen Bleioxyd, welches fremde Metalle kräftig
oxydirt, sich damit verbindet und in die Capelle zieht oder
auf dem Scherben eine Schlacke bildet, aber auch stets eine
nicht unbedeutende Kupferverschlackung herbeiführt.

Um letztere in Rechnung bringen zu können, macht man
entweder eine Gegenprobe (Verzehrungsprobe) mit reinem
Gaarkupfer oder rechnet dem Gaarkupfer erfahrungsmässig auf
jede 10 oder in manchen Gegenden auf jede 5 Pfd. Gewichts-
verlust vom Schwarzkupfer (Schwärze) 1 Pfd. Kupfer, sowie
auf jede 10 Pfd. zugesetztes Blei noch 1 Pfund Kupfer zu.
Dieses Verfahren ist jedoch ungenau, weil die Menge des oxy-
dirten Kupfers nach der Qualität der fremden Metalle, der Tem-
peratur und andern noch nicht näher gekannten Umständen
schwankt. Wo viele Proben zu machen sind, fördert dieses
Verfahren nicht, da man jedesmal nur eine Probe mit Schwarz-
kupfer und eine Gegenprobe mit Gaarkupfer machen kann.
Das Blicken des Kupfers wird sehr deutlich erkannt. Bleireiche
und kupferarme Kupfer erhalten einen Zusatz von Gaarkupfer,
welcher demnächt wieder in Abrechnung gebracht wird.


Gaarmachen
auf dem Scher-
ben mit Borax.

Dieses Verfahren ist genauer, als das vorige und man kann
ohne Gegenprobe gleichzeitig 2—4 Proben auf einmal anstel-
len, dagegen muss dasselbe bei noch höherer Temperatur
durchgeführt werden und erfordert wegen des undeutlicheren

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[182/0220] II. Kupfer. Trockne Proben. des nassen Weges bedient (S. 174). Zinn erschwert bei seiner schwierigen Löslichkeit in Borax das Gaaren sehr, giebt strengflüssige Schlacken und erfordert deshalb, in grösserer Menge vorhanden (Bronze, Kanonenmetall), die Anwendung des nassen Weges. Zink giebt ebenfalls ein schwer schmelz- bares Oxyd und lässt sich, in grösserer Menge vorhanden, (z. B. im Messing) beim Gaarmachen nicht gehörig entfernen. Blei führt stets zur Verschlackung von Kupfer, indem sich eine Verbindung von Bleioxyd und Kupferoxydul erzeugt. Für blei- reiche und kupferärmere Legirungen muss deshalb der nasse Weg gewählt werden. Gold und Silber bleiben im Gaarkupfer und lassen sich durch Abtreiben mit einer hinreichenden Menge Blei (siehe Silber und Gold) abscheiden, so dass das Kupfer aus der Differenz bestimmt werden kann. Das Gaarmachen des Schwarzkupfers geschieht entweder mit Blei auf der Capelle, seltener im Scherben, oder mit Borax auf dem Scherben. Bei ersterem, für bleiische oder auch sehr unreine Schwarzkupfer angewandt, bildet sich beim oxydirenden Schmelzen Bleioxyd, welches fremde Metalle kräftig oxydirt, sich damit verbindet und in die Capelle zieht oder auf dem Scherben eine Schlacke bildet, aber auch stets eine nicht unbedeutende Kupferverschlackung herbeiführt. Gaarmachen mit Blei. Um letztere in Rechnung bringen zu können, macht man entweder eine Gegenprobe (Verzehrungsprobe) mit reinem Gaarkupfer oder rechnet dem Gaarkupfer erfahrungsmässig auf jede 10 oder in manchen Gegenden auf jede 5 Pfd. Gewichts- verlust vom Schwarzkupfer (Schwärze) 1 Pfd. Kupfer, sowie auf jede 10 Pfd. zugesetztes Blei noch 1 Pfund Kupfer zu. Dieses Verfahren ist jedoch ungenau, weil die Menge des oxy- dirten Kupfers nach der Qualität der fremden Metalle, der Tem- peratur und andern noch nicht näher gekannten Umständen schwankt. Wo viele Proben zu machen sind, fördert dieses Verfahren nicht, da man jedesmal nur eine Probe mit Schwarz- kupfer und eine Gegenprobe mit Gaarkupfer machen kann. Das Blicken des Kupfers wird sehr deutlich erkannt. Bleireiche und kupferarme Kupfer erhalten einen Zusatz von Gaarkupfer, welcher demnächt wieder in Abrechnung gebracht wird. Dieses Verfahren ist genauer, als das vorige und man kann ohne Gegenprobe gleichzeitig 2—4 Proben auf einmal anstel- len, dagegen muss dasselbe bei noch höherer Temperatur durchgeführt werden und erfordert wegen des undeutlicheren

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/220>, abgerufen am 28.03.2024.