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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.
bleibendem Probirgut stellt man zuweilen ohne Zusatz von
Ansammlungsmittel ein Schwarzkupfer dar, welches bei rother
Farbe und hinreichender Geschmeidigkeit nicht noch gaar ge-
macht wird, sondern von dessen Gewicht man nur einen gewissen
durch die Erfahrung oder die Analyse ermittelten Gewichtstheil
für fremde Bestandtheile abzieht, z. B. im Mansfeld'schen 1)
(S. 178) von den Kupferstein-Schwarzkupferkönigen 1/2--3/4 %, im
Siegen'schen. 2) Ein unreineres Schwarzkupfer oder Kupfer-Theorie.
legirungen bedürfen jedoch noch einer weiteren Reinigung, eines
Gaarmachens, durch ein oxydirendes und solvirendes Schmel-
zen, wobei die fremden Bestandtheile früher oxydirt und vom Solvi-
rungsmittel (Bleioxyd, Borax) aufgelöst werden, als das Kupfer.
Setzt man den Oxydationsprozess dann noch weiter fort, so
wird auch Kupfer verschlackt. Bei zu niedriger Temperatur
verschlackt sich neben Eisen etc. auch schon Kupfer als Oxyd;
Kupferoxydul entsteht nur bei höherer Temperatur.

Es erfordert grosse Uebung, den Punct, wo das Kupfer
rein geworden ist (wo es blickt), deutlich zu erkennen, und da
die Probe bei dem hohen Schmelzpuncte des Kupfers in hoher
Temperatur durchgeführt werden muss, auch nur immer wenige
Proben (höchstens 4) zu gleicher Zeit angestellt werden können,
so gehört das Gaarmachen zu den unangenehmsten dokimastischen
Arbeiten, wird aber auf Hüttenwerken namentlich für im Grossen
erhaltene Schwarzkupfer häufig noch angewandt, weil man,
wenn nicht viel Proben vorliegen, bei erworbener Uebung in
kürzerer Zeit ein wenn auch nur mehr oder wenig annähernd
richtiges Resultat, als beim nassen Wege erhält. Von wesent-Fremde Bei-
mengungen.

lichem Einflusse auf die Erfolge des Gaarmachens sind die frem-
den Beimengungen im Kupfer der Qualität und Quantität nach.
Wie bereits angeführt, schützt ein Eisengehalt das Kupfer vor
Verschlackung und wird, wenn er im Probirgut fehlt, beim
Schwarzmachen (S. 178) zugesetzt. Arsen und Antimon
wirken in gleicher Weise günstig, ersteres weniger als letzteres
(S. 177). Nickel und Kobalt weichen hinsichtlich ihrer Oxy-
dirbarkeit nicht viel vom Kupfer ab und erschweren die Tren-
nung, indem beim Verschlacken derselben auch viel Kupfer in
die Schlacke geht, weshalb man sich, statt eines Bleizusatzes
beim Gaarmachen, zu ihrer vorherigen Abscheidung am besten

1) Bgwfd. I, 22. B. u. h. Ztg. 1865. S. 152.
2) Preuss. Ztschr. 1862. X, 425.

Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.
bleibendem Probirgut stellt man zuweilen ohne Zusatz von
Ansammlungsmittel ein Schwarzkupfer dar, welches bei rother
Farbe und hinreichender Geschmeidigkeit nicht noch gaar ge-
macht wird, sondern von dessen Gewicht man nur einen gewissen
durch die Erfahrung oder die Analyse ermittelten Gewichtstheil
für fremde Bestandtheile abzieht, z. B. im Mansfeld’schen 1)
(S. 178) von den Kupferstein-Schwarzkupferkönigen ½—¾ %, im
Siegen’schen. 2) Ein unreineres Schwarzkupfer oder Kupfer-Theorie.
legirungen bedürfen jedoch noch einer weiteren Reinigung, eines
Gaarmachens, durch ein oxydirendes und solvirendes Schmel-
zen, wobei die fremden Bestandtheile früher oxydirt und vom Solvi-
rungsmittel (Bleioxyd, Borax) aufgelöst werden, als das Kupfer.
Setzt man den Oxydationsprozess dann noch weiter fort, so
wird auch Kupfer verschlackt. Bei zu niedriger Temperatur
verschlackt sich neben Eisen etc. auch schon Kupfer als Oxyd;
Kupferoxydul entsteht nur bei höherer Temperatur.

Es erfordert grosse Uebung, den Punct, wo das Kupfer
rein geworden ist (wo es blickt), deutlich zu erkennen, und da
die Probe bei dem hohen Schmelzpuncte des Kupfers in hoher
Temperatur durchgeführt werden muss, auch nur immer wenige
Proben (höchstens 4) zu gleicher Zeit angestellt werden können,
so gehört das Gaarmachen zu den unangenehmsten dokimastischen
Arbeiten, wird aber auf Hüttenwerken namentlich für im Grossen
erhaltene Schwarzkupfer häufig noch angewandt, weil man,
wenn nicht viel Proben vorliegen, bei erworbener Uebung in
kürzerer Zeit ein wenn auch nur mehr oder wenig annähernd
richtiges Resultat, als beim nassen Wege erhält. Von wesent-Fremde Bei-
mengungen.

lichem Einflusse auf die Erfolge des Gaarmachens sind die frem-
den Beimengungen im Kupfer der Qualität und Quantität nach.
Wie bereits angeführt, schützt ein Eisengehalt das Kupfer vor
Verschlackung und wird, wenn er im Probirgut fehlt, beim
Schwarzmachen (S. 178) zugesetzt. Arsen und Antimon
wirken in gleicher Weise günstig, ersteres weniger als letzteres
(S. 177). Nickel und Kobalt weichen hinsichtlich ihrer Oxy-
dirbarkeit nicht viel vom Kupfer ab und erschweren die Tren-
nung, indem beim Verschlacken derselben auch viel Kupfer in
die Schlacke geht, weshalb man sich, statt eines Bleizusatzes
beim Gaarmachen, zu ihrer vorherigen Abscheidung am besten

1) Bgwfd. I, 22. B. u. h. Ztg. 1865. S. 152.
2) Preuss. Ztschr. 1862. X, 425.
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[181/0219] Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen. bleibendem Probirgut stellt man zuweilen ohne Zusatz von Ansammlungsmittel ein Schwarzkupfer dar, welches bei rother Farbe und hinreichender Geschmeidigkeit nicht noch gaar ge- macht wird, sondern von dessen Gewicht man nur einen gewissen durch die Erfahrung oder die Analyse ermittelten Gewichtstheil für fremde Bestandtheile abzieht, z. B. im Mansfeld’schen 1) (S. 178) von den Kupferstein-Schwarzkupferkönigen ½—¾ %, im Siegen’schen. 2) Ein unreineres Schwarzkupfer oder Kupfer- legirungen bedürfen jedoch noch einer weiteren Reinigung, eines Gaarmachens, durch ein oxydirendes und solvirendes Schmel- zen, wobei die fremden Bestandtheile früher oxydirt und vom Solvi- rungsmittel (Bleioxyd, Borax) aufgelöst werden, als das Kupfer. Setzt man den Oxydationsprozess dann noch weiter fort, so wird auch Kupfer verschlackt. Bei zu niedriger Temperatur verschlackt sich neben Eisen etc. auch schon Kupfer als Oxyd; Kupferoxydul entsteht nur bei höherer Temperatur. Theorie. Es erfordert grosse Uebung, den Punct, wo das Kupfer rein geworden ist (wo es blickt), deutlich zu erkennen, und da die Probe bei dem hohen Schmelzpuncte des Kupfers in hoher Temperatur durchgeführt werden muss, auch nur immer wenige Proben (höchstens 4) zu gleicher Zeit angestellt werden können, so gehört das Gaarmachen zu den unangenehmsten dokimastischen Arbeiten, wird aber auf Hüttenwerken namentlich für im Grossen erhaltene Schwarzkupfer häufig noch angewandt, weil man, wenn nicht viel Proben vorliegen, bei erworbener Uebung in kürzerer Zeit ein wenn auch nur mehr oder wenig annähernd richtiges Resultat, als beim nassen Wege erhält. Von wesent- lichem Einflusse auf die Erfolge des Gaarmachens sind die frem- den Beimengungen im Kupfer der Qualität und Quantität nach. Wie bereits angeführt, schützt ein Eisengehalt das Kupfer vor Verschlackung und wird, wenn er im Probirgut fehlt, beim Schwarzmachen (S. 178) zugesetzt. Arsen und Antimon wirken in gleicher Weise günstig, ersteres weniger als letzteres (S. 177). Nickel und Kobalt weichen hinsichtlich ihrer Oxy- dirbarkeit nicht viel vom Kupfer ab und erschweren die Tren- nung, indem beim Verschlacken derselben auch viel Kupfer in die Schlacke geht, weshalb man sich, statt eines Bleizusatzes beim Gaarmachen, zu ihrer vorherigen Abscheidung am besten Fremde Bei- mengungen. 1) Bgwfd. I, 22. B. u. h. Ztg. 1865. S. 152. 2) Preuss. Ztschr. 1862. X, 425.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/219>, abgerufen am 25.04.2024.