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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 57. Oxydirende Zuschläge.
oder auch Kupferoxyd), bei der Silbererztiegelprobe, bei Chrom-
proben etc. Enthält als Verunreinigungen hauptsächlich, beim
Probiren aber nicht wesentlich schadende, durch Silberlösung
angezeigte Chloralkalien; ein Gehalt an schwefelsauren Salzen,
durch Chlorbarium nachzuweisen, ist bei Anwendung desselben
zur Darstellung von schwarzem Fluss für Kupferproben schäd-
lich, indem sich verschlackbares Schwefelkupfer bildet. Durch
wiederholtes Umkrystallisiren lässt sich derselbe hinreichend
reinigen. -- Der später (S. 127) zu erwähnende weisse Fluss
wirkt wegen eines grössern oder geringern Gehaltes an salpeter-
saurem Kali auch oxydirend.

Die Prüfung des Salpeters 1) z. B. behuf der Schiess-Salpeterprobe.
pulverbereitung besteht entweder direct in der Ermittlung seines
Gehaltes an salpetersaurem Kali (Huss'sche Krystallisations-
probe
) oder nur seines Gehaltes an Salpetersäure auf volu-
metrischem Wege (Pelouze'sche Probe) oder durch eine
Verflüchtigungsprobe (Reich's Verfahren). Obgleich in letz-
terem Falle es unbestimmt bleibt, an welche Basen die Salpeter-
säure gebunden ist, so kann deren Bestimmung doch von
praktischem Werthe sein.

a) Huss' Krystallisationsprobe auf salpetersauresHuss' Krystal-
lisationsprobe.

Kali. Dieselbe beruht darauf, dass eine erkaltende Salpeterlösung
von bestimmtem Procentgehalte bei einer bestimmten Temperatur
nadelförmige Kryställchen von salpetersaurem Kali ausscheidet.
Man wiegt in einem tarirten Becherglase auf einer Apothekerwage
(S. 101) möglichst rasch, um die Wasserverdampfung zu vermin-
dern, 100 Gramm Wasser von etwa 45° R. (56°C.) ab, indem man
zuletzt mittelst einer als Pipette gebrauchten Glasröhre geringe
Wassermengen zufügt oder wegnimmt, und schüttet in das Wasser
40 Gramm von dem sehr fein geriebenen, vollkommen (bei etwa
150°C.) getrockneten Salpeter. Unter Umrühren bringt man den-
selben, wobei eine sofortige Temperaturerniedrigung eintritt, rasch
zur Lösung, filtrirt, sobald diese völlig eingetreten ist, auf einem
etwas erwärmten Trichter einen Theil der Flüssigkeit in ein
kleines Becherglas und lässt das Filtrat unter stetem Umrühren
mit der hinreichend starken Kugel eines in 1/4 Grade R. ein-
getheilten Thermometers so weit erkalten, bis sich auf dem
Boden des Glases kleine Nadeln von angeschossenem salpeter-

1) Werther, in Erdm. J. f. pr. Chem. Bd. 52. S. 298. Ragsky, im Jahrb.
d. k. k. geol. Reichsanst. 1851. S. 186.
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§. 57. Oxydirende Zuschläge.
oder auch Kupferoxyd), bei der Silbererztiegelprobe, bei Chrom-
proben etc. Enthält als Verunreinigungen hauptsächlich, beim
Probiren aber nicht wesentlich schadende, durch Silberlösung
angezeigte Chloralkalien; ein Gehalt an schwefelsauren Salzen,
durch Chlorbarium nachzuweisen, ist bei Anwendung desselben
zur Darstellung von schwarzem Fluss für Kupferproben schäd-
lich, indem sich verschlackbares Schwefelkupfer bildet. Durch
wiederholtes Umkrystallisiren lässt sich derselbe hinreichend
reinigen. — Der später (S. 127) zu erwähnende weisse Fluss
wirkt wegen eines grössern oder geringern Gehaltes an salpeter-
saurem Kali auch oxydirend.

Die Prüfung des Salpeters 1) z. B. behuf der Schiess-Salpeterprobe.
pulverbereitung besteht entweder direct in der Ermittlung seines
Gehaltes an salpetersaurem Kali (Huss’sche Krystallisations-
probe
) oder nur seines Gehaltes an Salpetersäure auf volu-
metrischem Wege (Pelouze’sche Probe) oder durch eine
Verflüchtigungsprobe (Reich’s Verfahren). Obgleich in letz-
terem Falle es unbestimmt bleibt, an welche Basen die Salpeter-
säure gebunden ist, so kann deren Bestimmung doch von
praktischem Werthe sein.

a) Huss’ Krystallisationsprobe auf salpetersauresHuss’ Krystal-
lisationsprobe.

Kali. Dieselbe beruht darauf, dass eine erkaltende Salpeterlösung
von bestimmtem Procentgehalte bei einer bestimmten Temperatur
nadelförmige Kryställchen von salpetersaurem Kali ausscheidet.
Man wiegt in einem tarirten Becherglase auf einer Apothekerwage
(S. 101) möglichst rasch, um die Wasserverdampfung zu vermin-
dern, 100 Gramm Wasser von etwa 45° R. (56°C.) ab, indem man
zuletzt mittelst einer als Pipette gebrauchten Glasröhre geringe
Wassermengen zufügt oder wegnimmt, und schüttet in das Wasser
40 Gramm von dem sehr fein geriebenen, vollkommen (bei etwa
150°C.) getrockneten Salpeter. Unter Umrühren bringt man den-
selben, wobei eine sofortige Temperaturerniedrigung eintritt, rasch
zur Lösung, filtrirt, sobald diese völlig eingetreten ist, auf einem
etwas erwärmten Trichter einen Theil der Flüssigkeit in ein
kleines Becherglas und lässt das Filtrat unter stetem Umrühren
mit der hinreichend starken Kugel eines in ¼ Grade R. ein-
getheilten Thermometers so weit erkalten, bis sich auf dem
Boden des Glases kleine Nadeln von angeschossenem salpeter-

1) Werther, in Erdm. J. f. pr. Chem. Bd. 52. S. 298. Ragsky, im Jahrb.
d. k. k. geol. Reichsanst. 1851. S. 186.
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[115/0153] §. 57. Oxydirende Zuschläge. oder auch Kupferoxyd), bei der Silbererztiegelprobe, bei Chrom- proben etc. Enthält als Verunreinigungen hauptsächlich, beim Probiren aber nicht wesentlich schadende, durch Silberlösung angezeigte Chloralkalien; ein Gehalt an schwefelsauren Salzen, durch Chlorbarium nachzuweisen, ist bei Anwendung desselben zur Darstellung von schwarzem Fluss für Kupferproben schäd- lich, indem sich verschlackbares Schwefelkupfer bildet. Durch wiederholtes Umkrystallisiren lässt sich derselbe hinreichend reinigen. — Der später (S. 127) zu erwähnende weisse Fluss wirkt wegen eines grössern oder geringern Gehaltes an salpeter- saurem Kali auch oxydirend. Die Prüfung des Salpeters 1) z. B. behuf der Schiess- pulverbereitung besteht entweder direct in der Ermittlung seines Gehaltes an salpetersaurem Kali (Huss’sche Krystallisations- probe) oder nur seines Gehaltes an Salpetersäure auf volu- metrischem Wege (Pelouze’sche Probe) oder durch eine Verflüchtigungsprobe (Reich’s Verfahren). Obgleich in letz- terem Falle es unbestimmt bleibt, an welche Basen die Salpeter- säure gebunden ist, so kann deren Bestimmung doch von praktischem Werthe sein. Salpeterprobe. a) Huss’ Krystallisationsprobe auf salpetersaures Kali. Dieselbe beruht darauf, dass eine erkaltende Salpeterlösung von bestimmtem Procentgehalte bei einer bestimmten Temperatur nadelförmige Kryställchen von salpetersaurem Kali ausscheidet. Man wiegt in einem tarirten Becherglase auf einer Apothekerwage (S. 101) möglichst rasch, um die Wasserverdampfung zu vermin- dern, 100 Gramm Wasser von etwa 45° R. (56°C.) ab, indem man zuletzt mittelst einer als Pipette gebrauchten Glasröhre geringe Wassermengen zufügt oder wegnimmt, und schüttet in das Wasser 40 Gramm von dem sehr fein geriebenen, vollkommen (bei etwa 150°C.) getrockneten Salpeter. Unter Umrühren bringt man den- selben, wobei eine sofortige Temperaturerniedrigung eintritt, rasch zur Lösung, filtrirt, sobald diese völlig eingetreten ist, auf einem etwas erwärmten Trichter einen Theil der Flüssigkeit in ein kleines Becherglas und lässt das Filtrat unter stetem Umrühren mit der hinreichend starken Kugel eines in ¼ Grade R. ein- getheilten Thermometers so weit erkalten, bis sich auf dem Boden des Glases kleine Nadeln von angeschossenem salpeter- Huss’ Krystal- lisationsprobe. 1) Werther, in Erdm. J. f. pr. Chem. Bd. 52. S. 298. Ragsky, im Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1851. S. 186. 8*

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/153>, abgerufen am 29.03.2024.