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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Probirgefässe von Thon.

Probirtuten.

§. 38. Schmelztiegel mit Fuss (Probirtuten). Unter Tuten,
Tutten
, versteht man mit einem Fusse versehene bauchige
oder cylindrische Gefässe von verschiedenem Grade der Feuer-
beständigkeit, erstere meist bei sich aufblähendem Inhalte oder
dann angewandt, wenn der Luftzutritt zum Schmelzgut (beim
reducirenden Schmelzen) vermieden werden muss. Der Fuss ge-
stattet gleich ein sicheres und richtiges Einstellen in Wind- und
Gebläseöfen (S. 58, 65), ohne einen Untersatz nöthig zu machen.
Es gehören hierher besonders:


Blei- und
Kupfertuten.

1) Blei- und Kupfertuten (Taf. VI. Fig. 81--83), deren
abgeschlagener Fuss gleich als Deckel benutzt wird, wonach
sich die Weite der Mündung richten muss. Zur bessern An-
sammlung des Probekornes erhält bei dünneren, innen recht
glatten Wänden und dickerem Boden letzterer wohl eine kleine
Vertiefung (Spur am Bleischerben von Arany-Idka, Fig. 82).
Die schlanke Freiberger Form (Fig. 81, 82) lässt das Einsetzen
einer grösseren Anzahl Proben zu, als die Gestalt der hessischen
Kupfertuten (Fig. 83). Bei Schmelzungen haben diese Tuten be-
sonders von den alkalischen Flüssen zu leiden.


Eisentuten.

2) Eisen- oder Kelchtuten (Taf. VI. Fig. 84, 85) von
grösserer Feuerbeständigkeit, als die vorigen. Sie werden ge-
wöhnlich in der Weise mit einem etwa 12 Mm. dicken Kohlen-
futter
a (Fig. 84) versehen, dass man feingesiebtes Holzkohlen-
pulver entweder nur wenig mit Wasser oder Thonwasser,
Syrup, Gummiarabicum oder Stärkelösung schwach anfeuchtet,
die sich eben ballende, beim Drücken in der Hand keine Feuch-
tigkeit hinterlassende Masse mit den Fingern fest in den Tiegel
eindrückt und mittelst eines konischen Mönches von hartem
Holze (Taf. VI. Fig. 87) -- je nach der Menge des anzuwendenden
Probirgutes von verschiedener Grösse -- bei drehender Bewegung
in der Mitte der Masse eine entsprechende Vertiefung hervor-
bringt, worauf man den mit Klebmitteln versehenen Tiegel gut
austrocknen lässt. Auch trocknet man wohl die Masse vor dem
Ausbohren in dem Tiegel, verrichtet dieses dann mit einem
vierkantigen bronzenen Bohrer und glättet mit einem Dorn nach.

Percy reibt 4 Gwthle. Holzkohlenpulver mit 1 Thl. Syrup
und etwas Wasser in einem Mörser innig zusammen, schlägt mit
der Masse den Tiegel aus, trocknet und erhitzt den mit Deckel
versehenen Tiegel unter der Muffel so lange zur Rothgluth, bis
sich keine Flamme am Deckel mehr zeigt. Das Futter ist dann
sehr fest geworden.


Probirgefässe von Thon.

Probirtuten.

§. 38. Schmelztiegel mit Fuss (Probirtuten). Unter Tuten,
Tutten
, versteht man mit einem Fusse versehene bauchige
oder cylindrische Gefässe von verschiedenem Grade der Feuer-
beständigkeit, erstere meist bei sich aufblähendem Inhalte oder
dann angewandt, wenn der Luftzutritt zum Schmelzgut (beim
reducirenden Schmelzen) vermieden werden muss. Der Fuss ge-
stattet gleich ein sicheres und richtiges Einstellen in Wind- und
Gebläseöfen (S. 58, 65), ohne einen Untersatz nöthig zu machen.
Es gehören hierher besonders:


Blei- und
Kupfertuten.

1) Blei- und Kupfertuten (Taf. VI. Fig. 81—83), deren
abgeschlagener Fuss gleich als Deckel benutzt wird, wonach
sich die Weite der Mündung richten muss. Zur bessern An-
sammlung des Probekornes erhält bei dünneren, innen recht
glatten Wänden und dickerem Boden letzterer wohl eine kleine
Vertiefung (Spur am Bleischerben von Arany-Idka, Fig. 82).
Die schlanke Freiberger Form (Fig. 81, 82) lässt das Einsetzen
einer grösseren Anzahl Proben zu, als die Gestalt der hessischen
Kupfertuten (Fig. 83). Bei Schmelzungen haben diese Tuten be-
sonders von den alkalischen Flüssen zu leiden.


Eisentuten.

2) Eisen- oder Kelchtuten (Taf. VI. Fig. 84, 85) von
grösserer Feuerbeständigkeit, als die vorigen. Sie werden ge-
wöhnlich in der Weise mit einem etwa 12 Mm. dicken Kohlen-
futter
a (Fig. 84) versehen, dass man feingesiebtes Holzkohlen-
pulver entweder nur wenig mit Wasser oder Thonwasser,
Syrup, Gummiarabicum oder Stärkelösung schwach anfeuchtet,
die sich eben ballende, beim Drücken in der Hand keine Feuch-
tigkeit hinterlassende Masse mit den Fingern fest in den Tiegel
eindrückt und mittelst eines konischen Mönches von hartem
Holze (Taf. VI. Fig. 87) — je nach der Menge des anzuwendenden
Probirgutes von verschiedener Grösse — bei drehender Bewegung
in der Mitte der Masse eine entsprechende Vertiefung hervor-
bringt, worauf man den mit Klebmitteln versehenen Tiegel gut
austrocknen lässt. Auch trocknet man wohl die Masse vor dem
Ausbohren in dem Tiegel, verrichtet dieses dann mit einem
vierkantigen bronzenen Bohrer und glättet mit einem Dorn nach.

Percy reibt 4 Gwthle. Holzkohlenpulver mit 1 Thl. Syrup
und etwas Wasser in einem Mörser innig zusammen, schlägt mit
der Masse den Tiegel aus, trocknet und erhitzt den mit Deckel
versehenen Tiegel unter der Muffel so lange zur Rothgluth, bis
sich keine Flamme am Deckel mehr zeigt. Das Futter ist dann
sehr fest geworden.


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[82/0120] Probirgefässe von Thon. §. 38. Schmelztiegel mit Fuss (Probirtuten). Unter Tuten, Tutten, versteht man mit einem Fusse versehene bauchige oder cylindrische Gefässe von verschiedenem Grade der Feuer- beständigkeit, erstere meist bei sich aufblähendem Inhalte oder dann angewandt, wenn der Luftzutritt zum Schmelzgut (beim reducirenden Schmelzen) vermieden werden muss. Der Fuss ge- stattet gleich ein sicheres und richtiges Einstellen in Wind- und Gebläseöfen (S. 58, 65), ohne einen Untersatz nöthig zu machen. Es gehören hierher besonders: 1) Blei- und Kupfertuten (Taf. VI. Fig. 81—83), deren abgeschlagener Fuss gleich als Deckel benutzt wird, wonach sich die Weite der Mündung richten muss. Zur bessern An- sammlung des Probekornes erhält bei dünneren, innen recht glatten Wänden und dickerem Boden letzterer wohl eine kleine Vertiefung (Spur am Bleischerben von Arany-Idka, Fig. 82). Die schlanke Freiberger Form (Fig. 81, 82) lässt das Einsetzen einer grösseren Anzahl Proben zu, als die Gestalt der hessischen Kupfertuten (Fig. 83). Bei Schmelzungen haben diese Tuten be- sonders von den alkalischen Flüssen zu leiden. 2) Eisen- oder Kelchtuten (Taf. VI. Fig. 84, 85) von grösserer Feuerbeständigkeit, als die vorigen. Sie werden ge- wöhnlich in der Weise mit einem etwa 12 Mm. dicken Kohlen- futter a (Fig. 84) versehen, dass man feingesiebtes Holzkohlen- pulver entweder nur wenig mit Wasser oder Thonwasser, Syrup, Gummiarabicum oder Stärkelösung schwach anfeuchtet, die sich eben ballende, beim Drücken in der Hand keine Feuch- tigkeit hinterlassende Masse mit den Fingern fest in den Tiegel eindrückt und mittelst eines konischen Mönches von hartem Holze (Taf. VI. Fig. 87) — je nach der Menge des anzuwendenden Probirgutes von verschiedener Grösse — bei drehender Bewegung in der Mitte der Masse eine entsprechende Vertiefung hervor- bringt, worauf man den mit Klebmitteln versehenen Tiegel gut austrocknen lässt. Auch trocknet man wohl die Masse vor dem Ausbohren in dem Tiegel, verrichtet dieses dann mit einem vierkantigen bronzenen Bohrer und glättet mit einem Dorn nach. Percy reibt 4 Gwthle. Holzkohlenpulver mit 1 Thl. Syrup und etwas Wasser in einem Mörser innig zusammen, schlägt mit der Masse den Tiegel aus, trocknet und erhitzt den mit Deckel versehenen Tiegel unter der Muffel so lange zur Rothgluth, bis sich keine Flamme am Deckel mehr zeigt. Das Futter ist dann sehr fest geworden.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/120>, abgerufen am 25.04.2024.