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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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einem guten Rocke steckte, seiner Glieder mächtig
war und wußte was er wollte.

Inmitten der hölzernen Feststadt, deren Ord¬
nung, Gebrauch und Art trotz aller Luftigkeit
herkömmlich und festgestellt war und ihre eigene
Architektur erzeugt hatte, ragten drei monumen¬
tale Zeichen aus dem Wogen der Völkerschaft
die das große Viereck ausfüllte. Ganz in der
Mitte die ungeheure grüne Tanne, aus deren
Stamm ein vielröhriger Brunnen sein lebendiges
Wasser in eine weite Schale goß. In einiger
Entfernung davon stand die Fahnenburg, auf
welche die Fahnen der stündlich ankommenden
Schützengesellschaften gesteckt, und unter deren
Bogen dieselben begrüßt und verabschiedet und
die letzten Handschläge, Vorsätze und Hoffnungen
getauscht wurden. Auf der andern Seite der
Tanne war der Gabensaal, welcher die Preise
und Geschenke enthielt aus dem ganzen Lande,
sowie von allen Orten diesseits und jenseits des
Oceans, vom Gestade des Mittelmeeres, von über¬
all wo nur eine kleine Zahl wanderlustiger, er¬
werbsfroher Schweizer sich aufhielt oder die Ju¬

einem guten Rocke ſteckte, ſeiner Glieder maͤchtig
war und wußte was er wollte.

Inmitten der hoͤlzernen Feſtſtadt, deren Ord¬
nung, Gebrauch und Art trotz aller Luftigkeit
herkoͤmmlich und feſtgeſtellt war und ihre eigene
Architektur erzeugt hatte, ragten drei monumen¬
tale Zeichen aus dem Wogen der Voͤlkerſchaft
die das große Viereck ausfuͤllte. Ganz in der
Mitte die ungeheure gruͤne Tanne, aus deren
Stamm ein vielroͤhriger Brunnen ſein lebendiges
Waſſer in eine weite Schale goß. In einiger
Entfernung davon ſtand die Fahnenburg, auf
welche die Fahnen der ſtuͤndlich ankommenden
Schuͤtzengeſellſchaften geſteckt, und unter deren
Bogen dieſelben begruͤßt und verabſchiedet und
die letzten Handſchlaͤge, Vorſaͤtze und Hoffnungen
getauſcht wurden. Auf der andern Seite der
Tanne war der Gabenſaal, welcher die Preiſe
und Geſchenke enthielt aus dem ganzen Lande,
ſowie von allen Orten diesſeits und jenſeits des
Oceans, vom Geſtade des Mittelmeeres, von uͤber¬
all wo nur eine kleine Zahl wanderluſtiger, er¬
werbsfroher Schweizer ſich aufhielt oder die Ju¬

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[454/0464] einem guten Rocke ſteckte, ſeiner Glieder maͤchtig war und wußte was er wollte. Inmitten der hoͤlzernen Feſtſtadt, deren Ord¬ nung, Gebrauch und Art trotz aller Luftigkeit herkoͤmmlich und feſtgeſtellt war und ihre eigene Architektur erzeugt hatte, ragten drei monumen¬ tale Zeichen aus dem Wogen der Voͤlkerſchaft die das große Viereck ausfuͤllte. Ganz in der Mitte die ungeheure gruͤne Tanne, aus deren Stamm ein vielroͤhriger Brunnen ſein lebendiges Waſſer in eine weite Schale goß. In einiger Entfernung davon ſtand die Fahnenburg, auf welche die Fahnen der ſtuͤndlich ankommenden Schuͤtzengeſellſchaften geſteckt, und unter deren Bogen dieſelben begruͤßt und verabſchiedet und die letzten Handſchlaͤge, Vorſaͤtze und Hoffnungen getauſcht wurden. Auf der andern Seite der Tanne war der Gabenſaal, welcher die Preiſe und Geſchenke enthielt aus dem ganzen Lande, ſowie von allen Orten diesſeits und jenſeits des Oceans, vom Geſtade des Mittelmeeres, von uͤber¬ all wo nur eine kleine Zahl wanderluſtiger, er¬ werbsfroher Schweizer ſich aufhielt oder die Ju¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/464>, abgerufen am 29.03.2024.