Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

nenschein und den Glanz der klingenden Silber¬
stücke.

Hier wird sich nun der dogmatische Leser in
zwei Heersäulen spalten; die eine wird be¬
haupten, daß es allerdings die Kraft des Gebetes
und die Hülfe der Vorsehung gewesen sei, welche
die magischen Guldenstücke auf Heinrich's Hand
legten, und sie wird diesen Moment, da wir be¬
reits mitten im letzten Bande stehen, als den
Wendepunkt betrachten und sich eines erbaulichen
Endes versehen. Die andere Partei wird
sprechen: "Unsinn! Heinrich würde sich so wie
so endlich dadurch haben helfen müssen, daß er
das Buch oder irgend einen anderen Gegenstand
verkaufte, und das Wunderbare an diesem Helden
ist nur, daß er dies nicht schon am ersten Tage
that! Es sollte uns übrigens nicht wundern,
wenn der dünne Feldweg dieser Geschichte doch
noch in eine frömmliche Kapelle hineinführt!"
Wir aber als die verfassenden Geister dieses
Buches können hier nichts thun, als das Geschehene
berichten und enthalten uns diesmal aller Reflexion
mit Ausnahme des Zurufes: Richtet nicht, da¬

nenſchein und den Glanz der klingenden Silber¬
ſtuͤcke.

Hier wird ſich nun der dogmatiſche Leſer in
zwei Heerſaͤulen ſpalten; die eine wird be¬
haupten, daß es allerdings die Kraft des Gebetes
und die Huͤlfe der Vorſehung geweſen ſei, welche
die magiſchen Guldenſtuͤcke auf Heinrich's Hand
legten, und ſie wird dieſen Moment, da wir be¬
reits mitten im letzten Bande ſtehen, als den
Wendepunkt betrachten und ſich eines erbaulichen
Endes verſehen. Die andere Partei wird
ſprechen: »Unſinn! Heinrich wuͤrde ſich ſo wie
ſo endlich dadurch haben helfen muͤſſen, daß er
das Buch oder irgend einen anderen Gegenſtand
verkaufte, und das Wunderbare an dieſem Helden
iſt nur, daß er dies nicht ſchon am erſten Tage
that! Es ſollte uns uͤbrigens nicht wundern,
wenn der duͤnne Feldweg dieſer Geſchichte doch
noch in eine froͤmmliche Kapelle hineinfuͤhrt!«
Wir aber als die verfaſſenden Geiſter dieſes
Buches koͤnnen hier nichts thun, als das Geſchehene
berichten und enthalten uns diesmal aller Reflexion
mit Ausnahme des Zurufes: Richtet nicht, da¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="162"/>
nen&#x017F;chein und den Glanz der klingenden Silber¬<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke.</p><lb/>
        <p>Hier wird &#x017F;ich nun der dogmati&#x017F;che Le&#x017F;er in<lb/>
zwei Heer&#x017F;a&#x0364;ulen &#x017F;palten; die eine wird be¬<lb/>
haupten, daß es allerdings die Kraft des Gebetes<lb/>
und die Hu&#x0364;lfe der Vor&#x017F;ehung gewe&#x017F;en &#x017F;ei, welche<lb/>
die magi&#x017F;chen Gulden&#x017F;tu&#x0364;cke auf Heinrich's Hand<lb/>
legten, und &#x017F;ie wird die&#x017F;en Moment, da wir be¬<lb/>
reits mitten im letzten Bande &#x017F;tehen, als den<lb/>
Wendepunkt betrachten und &#x017F;ich eines erbaulichen<lb/>
Endes ver&#x017F;ehen. Die andere Partei wird<lb/>
&#x017F;prechen: »Un&#x017F;inn! Heinrich wu&#x0364;rde &#x017F;ich &#x017F;o wie<lb/>
&#x017F;o endlich dadurch haben helfen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß er<lb/>
das Buch oder irgend einen anderen Gegen&#x017F;tand<lb/>
verkaufte, und das Wunderbare an die&#x017F;em Helden<lb/>
i&#x017F;t nur, daß er dies nicht &#x017F;chon am er&#x017F;ten Tage<lb/>
that! Es &#x017F;ollte uns u&#x0364;brigens nicht wundern,<lb/>
wenn der du&#x0364;nne Feldweg die&#x017F;er Ge&#x017F;chichte doch<lb/>
noch in eine fro&#x0364;mmliche Kapelle hineinfu&#x0364;hrt!«<lb/>
Wir aber als die verfa&#x017F;&#x017F;enden Gei&#x017F;ter die&#x017F;es<lb/>
Buches ko&#x0364;nnen hier nichts thun, als das Ge&#x017F;chehene<lb/>
berichten und enthalten uns diesmal aller Reflexion<lb/>
mit Ausnahme des Zurufes: Richtet nicht, da¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0172] nenſchein und den Glanz der klingenden Silber¬ ſtuͤcke. Hier wird ſich nun der dogmatiſche Leſer in zwei Heerſaͤulen ſpalten; die eine wird be¬ haupten, daß es allerdings die Kraft des Gebetes und die Huͤlfe der Vorſehung geweſen ſei, welche die magiſchen Guldenſtuͤcke auf Heinrich's Hand legten, und ſie wird dieſen Moment, da wir be¬ reits mitten im letzten Bande ſtehen, als den Wendepunkt betrachten und ſich eines erbaulichen Endes verſehen. Die andere Partei wird ſprechen: »Unſinn! Heinrich wuͤrde ſich ſo wie ſo endlich dadurch haben helfen muͤſſen, daß er das Buch oder irgend einen anderen Gegenſtand verkaufte, und das Wunderbare an dieſem Helden iſt nur, daß er dies nicht ſchon am erſten Tage that! Es ſollte uns uͤbrigens nicht wundern, wenn der duͤnne Feldweg dieſer Geſchichte doch noch in eine froͤmmliche Kapelle hineinfuͤhrt!« Wir aber als die verfaſſenden Geiſter dieſes Buches koͤnnen hier nichts thun, als das Geſchehene berichten und enthalten uns diesmal aller Reflexion mit Ausnahme des Zurufes: Richtet nicht, da¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/172
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/172>, abgerufen am 19.04.2024.