Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.

Eine Sammlung Gedichte, und einen Le-
benslauf von mir beschrieben, versprach ich, und
übergebe hier beides; gewisse Nebenartikel meines
Versprechens gehen ohne meine Schuld ab, und
man wird mir verzeihn. Episteln, auf welche
ich vorzüglich die Leser einlud, fand ich, bei ge-
nauer Prüfung, unter einer ganzen Menge nur
wenige, welche sich unter diesen Namen mitthei-
len ließen. Anwendbare Gedichte, das hieß
bei mir solche, welche viel lehrreiches Salz ent-
halten, fand ich auch nicht so viel, als ich damals
zu finden dachte. Einfälle (poetische) hätte ich
zwar mehrere einrücken können; aber ein langes
Spiel ermüdet. Ich suchte mir also zu helfen, wie
ich konnte, und übergebe hier dasjenige, was mir
unter tausend Stücken das beste dünkte. Ist es
nicht gut genug, oder gar aus der Mode, so kann
ich nicht dafür. Die ehrerbietigste Achtung für
die Allerdurchlauchtigsten und glänzendsten Na-
men, welche der Sammlung vortraten, hat mich
bewogen, das Buch zusammenzutragen, welches
hier dem Publikum übergeben wird. Zur Samm-
lung selbst lieferte mir der Herr Graf von Stoll-

* 4

Vorrede.

Eine Sammlung Gedichte, und einen Le-
benslauf von mir beſchrieben, verſprach ich, und
uͤbergebe hier beides; gewiſſe Nebenartikel meines
Verſprechens gehen ohne meine Schuld ab, und
man wird mir verzeihn. Epiſteln, auf welche
ich vorzuͤglich die Leſer einlud, fand ich, bei ge-
nauer Pruͤfung, unter einer ganzen Menge nur
wenige, welche ſich unter dieſen Namen mitthei-
len ließen. Anwendbare Gedichte, das hieß
bei mir ſolche, welche viel lehrreiches Salz ent-
halten, fand ich auch nicht ſo viel, als ich damals
zu finden dachte. Einfaͤlle (poetiſche) haͤtte ich
zwar mehrere einruͤcken koͤnnen; aber ein langes
Spiel ermuͤdet. Ich ſuchte mir alſo zu helfen, wie
ich konnte, und uͤbergebe hier dasjenige, was mir
unter tauſend Stuͤcken das beſte duͤnkte. Iſt es
nicht gut genug, oder gar aus der Mode, ſo kann
ich nicht dafuͤr. Die ehrerbietigſte Achtung fuͤr
die Allerdurchlauchtigſten und glaͤnzendſten Na-
men, welche der Sammlung vortraten, hat mich
bewogen, das Buch zuſammenzutragen, welches
hier dem Publikum uͤbergeben wird. Zur Samm-
lung ſelbſt lieferte mir der Herr Graf von Stoll-

* 4
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0015" n="[VII]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="1">
          <head><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>ine <hi rendition="#g">Sammlung Gedichte</hi>, und einen Le-<lb/>
benslauf von mir be&#x017F;chrieben, ver&#x017F;prach ich, und<lb/>
u&#x0364;bergebe hier beides; gewi&#x017F;&#x017F;e Nebenartikel meines<lb/>
Ver&#x017F;prechens gehen ohne meine Schuld ab, und<lb/>
man wird mir verzeihn. <hi rendition="#g">Epi&#x017F;teln</hi>, auf welche<lb/>
ich vorzu&#x0364;glich die Le&#x017F;er einlud, fand ich, bei ge-<lb/>
nauer Pru&#x0364;fung, unter einer ganzen Menge nur<lb/>
wenige, welche &#x017F;ich unter die&#x017F;en Namen mitthei-<lb/>
len ließen. <hi rendition="#g">Anwendbare</hi> Gedichte, das hieß<lb/>
bei mir &#x017F;olche, welche viel lehrreiches Salz ent-<lb/>
halten, fand ich auch nicht &#x017F;o viel, als ich damals<lb/>
zu finden dachte. <hi rendition="#g">Einfa&#x0364;lle</hi> (poeti&#x017F;che) ha&#x0364;tte ich<lb/>
zwar mehrere einru&#x0364;cken ko&#x0364;nnen; aber ein langes<lb/>
Spiel ermu&#x0364;det. Ich &#x017F;uchte mir al&#x017F;o zu helfen, wie<lb/>
ich konnte, und u&#x0364;bergebe hier dasjenige, was mir<lb/>
unter tau&#x017F;end Stu&#x0364;cken das be&#x017F;te du&#x0364;nkte. I&#x017F;t es<lb/>
nicht gut genug, oder gar aus der Mode, &#x017F;o kann<lb/>
ich nicht dafu&#x0364;r. Die ehrerbietig&#x017F;te Achtung fu&#x0364;r<lb/>
die Allerdurchlauchtig&#x017F;ten und gla&#x0364;nzend&#x017F;ten Na-<lb/>
men, welche der Sammlung vortraten, hat mich<lb/>
bewogen, das Buch zu&#x017F;ammenzutragen, welches<lb/>
hier dem Publikum u&#x0364;bergeben wird. Zur Samm-<lb/>
lung &#x017F;elb&#x017F;t lieferte mir der Herr Graf von Stoll-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">* 4</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[[VII]/0015] Vorrede. Eine Sammlung Gedichte, und einen Le- benslauf von mir beſchrieben, verſprach ich, und uͤbergebe hier beides; gewiſſe Nebenartikel meines Verſprechens gehen ohne meine Schuld ab, und man wird mir verzeihn. Epiſteln, auf welche ich vorzuͤglich die Leſer einlud, fand ich, bei ge- nauer Pruͤfung, unter einer ganzen Menge nur wenige, welche ſich unter dieſen Namen mitthei- len ließen. Anwendbare Gedichte, das hieß bei mir ſolche, welche viel lehrreiches Salz ent- halten, fand ich auch nicht ſo viel, als ich damals zu finden dachte. Einfaͤlle (poetiſche) haͤtte ich zwar mehrere einruͤcken koͤnnen; aber ein langes Spiel ermuͤdet. Ich ſuchte mir alſo zu helfen, wie ich konnte, und uͤbergebe hier dasjenige, was mir unter tauſend Stuͤcken das beſte duͤnkte. Iſt es nicht gut genug, oder gar aus der Mode, ſo kann ich nicht dafuͤr. Die ehrerbietigſte Achtung fuͤr die Allerdurchlauchtigſten und glaͤnzendſten Na- men, welche der Sammlung vortraten, hat mich bewogen, das Buch zuſammenzutragen, welches hier dem Publikum uͤbergeben wird. Zur Samm- lung ſelbſt lieferte mir der Herr Graf von Stoll- * 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/15
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. [VII]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/15>, abgerufen am 19.04.2024.