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Kant, Immanuel: Über Pädagogik. Königsberg, 1803.

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Furcht lähmt ihnen gleichsam die Glieder, so daß alsdann ein solches Gehen für sie mit Gefahr verknüpft ist. Diese Furcht nimmt gemeiniglich mit dem Alter zu, und man findet, daß sie vorzüglich bei Männern gewöhnlich ist, die viel mit dem Kopfe arbeiten.

Solche Versuche mit Kindern sind würklich nicht sehr gefährlich. Denn Kinder haben ein, im Verhältnisse zu ihrer Stärke weit geringeres Gewicht als andere Menschen, und fallen also auch nicht so schwer. Ueberdies sind die Knochen bey ihnen auch nicht so spröde und brüchig, als sie es im Alter werden. Die Kinder versuchen auch selbst ihre Kräfte. So sieht man sie z. E. oft klettern, ohne daß sie dabey irgend eine Absicht haben. Das Laufen ist eine gesunde Bewegung, und roborirt den Körper. Das Springen, Heben, Tragen, die Schleuder, das Werfen nach dem Ziele, das Ringen, der Wettlauf, und alle dergleichen Uebungen sind sehr gut. Das Tanzen, in so ferne es kunstmäßig ist, scheint für eigentliche Kinder noch zu früh zu seyn.

Die Uebung im Werfen, theils weit zu werfen, theils auch zu treffen, hat auch die Uebung der Sinne, besonders des Augenmaßes, mit zur Absicht. Das Ballspiel ist eines der besten Kinderspiele, weil auch noch das gesunde Laufen dazu kömmt. Ueberhaupt sind diejenigen Spiele die besten, bey welchen neben den Exercitien der Geschicklichkeit, auch Uebungen der Sinne hinzukommen, z. E. die Uebung des Augenmaßes, über Weite, Größe und Proportion richtig zu urtheilen, die Lage der Oerter nach den Weltgegenden zu finden, wozu die Sonne behülflich seyn muß u. s. w. das Alles sind gute Uebungen. So ist auch die

Furcht lähmt ihnen gleichsam die Glieder, so daß alsdann ein solches Gehen für sie mit Gefahr verknüpft ist. Diese Furcht nimmt gemeiniglich mit dem Alter zu, und man findet, daß sie vorzüglich bei Männern gewöhnlich ist, die viel mit dem Kopfe arbeiten.

Solche Versuche mit Kindern sind würklich nicht sehr gefährlich. Denn Kinder haben ein, im Verhältnisse zu ihrer Stärke weit geringeres Gewicht als andere Menschen, und fallen also auch nicht so schwer. Ueberdies sind die Knochen bey ihnen auch nicht so spröde und brüchig, als sie es im Alter werden. Die Kinder versuchen auch selbst ihre Kräfte. So sieht man sie z. E. oft klettern, ohne daß sie dabey irgend eine Absicht haben. Das Laufen ist eine gesunde Bewegung, und roborirt den Körper. Das Springen, Heben, Tragen, die Schleuder, das Werfen nach dem Ziele, das Ringen, der Wettlauf, und alle dergleichen Uebungen sind sehr gut. Das Tanzen, in so ferne es kunstmäßig ist, scheint für eigentliche Kinder noch zu früh zu seyn.

Die Uebung im Werfen, theils weit zu werfen, theils auch zu treffen, hat auch die Uebung der Sinne, besonders des Augenmaßes, mit zur Absicht. Das Ballspiel ist eines der besten Kinderspiele, weil auch noch das gesunde Laufen dazu kömmt. Ueberhaupt sind diejenigen Spiele die besten, bey welchen neben den Exercitien der Geschicklichkeit, auch Uebungen der Sinne hinzukommen, z. E. die Uebung des Augenmaßes, über Weite, Größe und Proportion richtig zu urtheilen, die Lage der Oerter nach den Weltgegenden zu finden, wozu die Sonne behülflich seyn muß u. s. w. das Alles sind gute Uebungen. So ist auch die

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Furcht lähmt ihnen gleichsam die Glieder, so daß alsdann ein solches Gehen für sie mit Gefahr verknüpft ist. Diese Furcht nimmt gemeiniglich mit dem Alter zu, und man findet, daß sie vorzüglich bei Männern gewöhnlich ist, die viel mit dem Kopfe arbeiten.</p>
            <p>Solche Versuche mit Kindern sind würklich nicht sehr gefährlich. Denn Kinder haben ein, im Verhältnisse zu ihrer Stärke weit geringeres Gewicht als andere Menschen, und fallen also auch nicht so schwer. Ueberdies sind die Knochen bey ihnen auch nicht so spröde und brüchig, als sie es im Alter werden. Die Kinder versuchen auch selbst ihre Kräfte. So sieht man sie z. E. oft klettern, ohne daß sie dabey irgend eine Absicht haben. Das Laufen ist eine gesunde Bewegung, und roborirt den Körper. Das Springen, Heben, Tragen, die Schleuder, das Werfen nach dem Ziele, das Ringen, der Wettlauf, und alle dergleichen Uebungen sind sehr gut. Das Tanzen, in so ferne es kunstmäßig ist, scheint für eigentliche Kinder noch zu früh zu seyn.</p>
            <p>Die Uebung im Werfen, theils weit zu werfen, theils auch zu treffen, hat auch die Uebung der Sinne, besonders des Augenmaßes, mit zur Absicht. Das Ballspiel ist eines der besten Kinderspiele, weil auch noch das gesunde Laufen dazu kömmt. Ueberhaupt sind diejenigen Spiele die besten, bey welchen neben den Exercitien der Geschicklichkeit, auch Uebungen der Sinne hinzukommen, z. E. die Uebung des Augenmaßes, über Weite, Größe und Proportion richtig zu urtheilen, die Lage der Oerter nach den Weltgegenden zu finden, wozu die Sonne behülflich seyn muß u. s. w. das Alles sind gute Uebungen. So ist auch die
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[49/0049] Furcht lähmt ihnen gleichsam die Glieder, so daß alsdann ein solches Gehen für sie mit Gefahr verknüpft ist. Diese Furcht nimmt gemeiniglich mit dem Alter zu, und man findet, daß sie vorzüglich bei Männern gewöhnlich ist, die viel mit dem Kopfe arbeiten. Solche Versuche mit Kindern sind würklich nicht sehr gefährlich. Denn Kinder haben ein, im Verhältnisse zu ihrer Stärke weit geringeres Gewicht als andere Menschen, und fallen also auch nicht so schwer. Ueberdies sind die Knochen bey ihnen auch nicht so spröde und brüchig, als sie es im Alter werden. Die Kinder versuchen auch selbst ihre Kräfte. So sieht man sie z. E. oft klettern, ohne daß sie dabey irgend eine Absicht haben. Das Laufen ist eine gesunde Bewegung, und roborirt den Körper. Das Springen, Heben, Tragen, die Schleuder, das Werfen nach dem Ziele, das Ringen, der Wettlauf, und alle dergleichen Uebungen sind sehr gut. Das Tanzen, in so ferne es kunstmäßig ist, scheint für eigentliche Kinder noch zu früh zu seyn. Die Uebung im Werfen, theils weit zu werfen, theils auch zu treffen, hat auch die Uebung der Sinne, besonders des Augenmaßes, mit zur Absicht. Das Ballspiel ist eines der besten Kinderspiele, weil auch noch das gesunde Laufen dazu kömmt. Ueberhaupt sind diejenigen Spiele die besten, bey welchen neben den Exercitien der Geschicklichkeit, auch Uebungen der Sinne hinzukommen, z. E. die Uebung des Augenmaßes, über Weite, Größe und Proportion richtig zu urtheilen, die Lage der Oerter nach den Weltgegenden zu finden, wozu die Sonne behülflich seyn muß u. s. w. das Alles sind gute Uebungen. So ist auch die

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Über Pädagogik. Königsberg, 1803, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_paedagogik_1803/49>, abgerufen am 29.03.2024.