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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Der Admiral Adrian Pulido.
lang die Mauer. Und als am 4. eine zweite Bresche gelegt
wurde, stellte er in Eile Schanze und Laufgraben her. Endlich
bei dem letzten blutigen, viermaligen Sturm am 6. September
wurde er durch einen Musketenschuss am Kopf verwundet. Ist
nun dieser Hauptmann Don Adrian der spätere Admiral, wie ich
vermuthe, so lässt sich keine bessere Gelegenheit denken für
eine so hohe Beförderung des Mannes. Der König fand Ge-
schmack an der echtsoldatischen Figur, er schmückte ihn mit
dem Kreuz des S. Jago-Ordens; und sein Maler hat wohl selten
Jemanden mit solchem Vergnügen gemalt wie D. Adrian.

Diess wäre also wohl die Enstehungsgeschichte jenes
Bildnisses, von dem Palomino ausführlich Nachricht giebt. "Im
Jahre 1639 machte er das Bildniss des Don Adrian Pulido Pareja,
eines geborenen Madriders, Ritter des S. Jakobsordens, Admiral
der Flotte von Neuspanien, welcher um jene Zeit hier war in ver-
schiedenen Anliegen seines Amts bei S. M. Diess Bildniss ist
in Lebensgrösse und gehört zu den gefeiertesten die Velazquez
gemalt hat, deshalb setzte er auch seinen Namen darauf, was er
sonst selten that:

Didacus Velazquez fecit; Philip. IV. a cubiculo, eiusque Pictor,
anno 1639
.

Dieses vorzügliche Bildniss gehört heute dem Herzog von
Arcos"1).

Eine solche Aufschrift, die indess auf ihre Echtheit zu prüfen
wäre, findet sich auf dem Porträt in Longford Castle, welches
von dem früheren Earl of Radnor in den zwanziger Jahren er-
worben sein soll. Sie steht an der linken Seite ziemlich hoch:
Did. Velasq3. Philip. IV a cubiculo
eiusq' pictor 1639.

Der Name [Formel 1] ist von späterer Hand darunter-
gesetzt.

Palomino erzählt, dass der König bei einem seiner Besuche
im Atelier, als er des Bildnisses an einem schwach beleuchteten
Platz ansichtig wurde, den Admiral in Person zu sehn glaubte
und die Leinwand anredete: Wie? du bist noch hier? Hatte ich
dich nicht bereits verabschiedet! Warum reisest du nicht? Dann

1) Palomino, Museo pictorico III, 331. Die Firma der verlorengegangenen
Moriscos stand auf einem Pergamentblatt an der unteren Stufe und lautete:
Didacus Velazquez Hispalensis. Philip. IV. Regis Hispan. Pictor
ipsiusque iusu, fecit, anno 1627. A. a. O. S. 327.

Der Admiral Adrian Pulido.
lang die Mauer. Und als am 4. eine zweite Bresche gelegt
wurde, stellte er in Eile Schanze und Laufgraben her. Endlich
bei dem letzten blutigen, viermaligen Sturm am 6. September
wurde er durch einen Musketenschuss am Kopf verwundet. Ist
nun dieser Hauptmann Don Adrian der spätere Admiral, wie ich
vermuthe, so lässt sich keine bessere Gelegenheit denken für
eine so hohe Beförderung des Mannes. Der König fand Ge-
schmack an der echtsoldatischen Figur, er schmückte ihn mit
dem Kreuz des S. Jago-Ordens; und sein Maler hat wohl selten
Jemanden mit solchem Vergnügen gemalt wie D. Adrian.

Diess wäre also wohl die Enstehungsgeschichte jenes
Bildnisses, von dem Palomino ausführlich Nachricht giebt. „Im
Jahre 1639 machte er das Bildniss des Don Adrian Pulido Pareja,
eines geborenen Madriders, Ritter des S. Jakobsordens, Admiral
der Flotte von Neuspanien, welcher um jene Zeit hier war in ver-
schiedenen Anliegen seines Amts bei S. M. Diess Bildniss ist
in Lebensgrösse und gehört zu den gefeiertesten die Velazquez
gemalt hat, deshalb setzte er auch seinen Namen darauf, was er
sonst selten that:

Didacus Velazquez fecit; Philip. IV. à cubiculo, eiusque Pictor,
anno 1639
.

Dieses vorzügliche Bildniss gehört heute dem Herzog von
Arcos“1).

Eine solche Aufschrift, die indess auf ihre Echtheit zu prüfen
wäre, findet sich auf dem Porträt in Longford Castle, welches
von dem früheren Earl of Radnor in den zwanziger Jahren er-
worben sein soll. Sie steht an der linken Seite ziemlich hoch:
Did. Velasq3. Philip. IV a cubiculo
eiusq’ pictor 1639.

Der Name [Formel 1] ist von späterer Hand darunter-
gesetzt.

Palomino erzählt, dass der König bei einem seiner Besuche
im Atelier, als er des Bildnisses an einem schwach beleuchteten
Platz ansichtig wurde, den Admiral in Person zu sehn glaubte
und die Leinwand anredete: Wie? du bist noch hier? Hatte ich
dich nicht bereits verabschiedet! Warum reisest du nicht? Dann

1) Palomino, Museo pictórico III, 331. Die Firma der verlorengegangenen
Moriscos stand auf einem Pergamentblatt an der unteren Stufe und lautete:
Didacus Velazquez Hispalensis. Philip. IV. Regis Hispan. Pictor
ipsiusque iusu, fecit, anno 1627. A. a. O. S. 327.
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[71/0091] Der Admiral Adrian Pulido. lang die Mauer. Und als am 4. eine zweite Bresche gelegt wurde, stellte er in Eile Schanze und Laufgraben her. Endlich bei dem letzten blutigen, viermaligen Sturm am 6. September wurde er durch einen Musketenschuss am Kopf verwundet. Ist nun dieser Hauptmann Don Adrian der spätere Admiral, wie ich vermuthe, so lässt sich keine bessere Gelegenheit denken für eine so hohe Beförderung des Mannes. Der König fand Ge- schmack an der echtsoldatischen Figur, er schmückte ihn mit dem Kreuz des S. Jago-Ordens; und sein Maler hat wohl selten Jemanden mit solchem Vergnügen gemalt wie D. Adrian. Diess wäre also wohl die Enstehungsgeschichte jenes Bildnisses, von dem Palomino ausführlich Nachricht giebt. „Im Jahre 1639 machte er das Bildniss des Don Adrian Pulido Pareja, eines geborenen Madriders, Ritter des S. Jakobsordens, Admiral der Flotte von Neuspanien, welcher um jene Zeit hier war in ver- schiedenen Anliegen seines Amts bei S. M. Diess Bildniss ist in Lebensgrösse und gehört zu den gefeiertesten die Velazquez gemalt hat, deshalb setzte er auch seinen Namen darauf, was er sonst selten that: Didacus Velazquez fecit; Philip. IV. à cubiculo, eiusque Pictor, anno 1639. Dieses vorzügliche Bildniss gehört heute dem Herzog von Arcos“ 1). Eine solche Aufschrift, die indess auf ihre Echtheit zu prüfen wäre, findet sich auf dem Porträt in Longford Castle, welches von dem früheren Earl of Radnor in den zwanziger Jahren er- worben sein soll. Sie steht an der linken Seite ziemlich hoch: Did. Velasq3. Philip. IV a cubiculo eiusq’ pictor 1639. Der Name [FORMEL] ist von späterer Hand darunter- gesetzt. Palomino erzählt, dass der König bei einem seiner Besuche im Atelier, als er des Bildnisses an einem schwach beleuchteten Platz ansichtig wurde, den Admiral in Person zu sehn glaubte und die Leinwand anredete: Wie? du bist noch hier? Hatte ich dich nicht bereits verabschiedet! Warum reisest du nicht? Dann 1) Palomino, Museo pictórico III, 331. Die Firma der verlorengegangenen Moriscos stand auf einem Pergamentblatt an der unteren Stufe und lautete: Didacus Velazquez Hispalensis. Philip. IV. Regis Hispan. Pictor ipsiusque iusu, fecit, anno 1627. A. a. O. S. 327.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/91>, abgerufen am 29.03.2024.