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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Frauenbildnisse.
Die reichen, gekräuselten, schwarzen Haare thürmen sich über
der Stirn auf, wie ein natürliches Diadem, und bedecken einen
Theil der Wange. Hinten werden sie durch ein netzartig ge-
flochtenes gelbes Band zusammengehalten, von dem ein breites
grünes Ende über den Rücken fällt. Der feine Hals ist ein-
gefasst von einem Perlenband und einer schmalen Krause.

Das Bild ist mit schlichter, dünner Farbe leicht und breit
gemalt, der Grund gelblich-grau. Zu dem Charakter der Zurück-
haltung dieser edlen,
vom Betrachter und
vom Licht abge-
wandten Figur passt
der graue Ton und
auch die Profilan-
sicht, welche bei Ma-
lern nicht für genü-
gend zur Porträt-
ähnlichkeit gilt. --

Auf die dämmer-
hafte "Sibylle" mit
dem Blick in die
Ferne folgt eine Ge-
stalt, die sich in
fast beunruhigender
Weise dem Betrach-
ter zukehrt. Die
"Dame mit dem Fä-
cher
" lässt sich aus
der Galerie Aguado

[Abbildung]

Donna Juana de Miranda. (?)

(in der sie recht unglücklich in Stahl gestochen wurde) auf die
Sammlung Lucien Bonaparte (1816, £ 31) zurückverfolgen; Lord
Hertford erwarb sie für 12,750 Francs, sie ziert die Galerie von
Sir R. Wallace. (361/2" x 27".)

"Es giebt kein Gemälde, welches besser Spanien und zugleich
Velazquez verträte", sagte W. Burger, der es auf der Manchester
Ausstellung sah.

Junonische Augen, feines Stumpfnäschen, warmes blühendes
Incarnat, ein wolgebildeter kirchrother Mund, ein langer voller
Hals mit Halsband von dunkeln Kügelchen, der indess mit der
Brust einen allzu stumpfen Winkel macht:

Frauenbildnisse.
Die reichen, gekräuselten, schwarzen Haare thürmen sich über
der Stirn auf, wie ein natürliches Diadem, und bedecken einen
Theil der Wange. Hinten werden sie durch ein netzartig ge-
flochtenes gelbes Band zusammengehalten, von dem ein breites
grünes Ende über den Rücken fällt. Der feine Hals ist ein-
gefasst von einem Perlenband und einer schmalen Krause.

Das Bild ist mit schlichter, dünner Farbe leicht und breit
gemalt, der Grund gelblich-grau. Zu dem Charakter der Zurück-
haltung dieser edlen,
vom Betrachter und
vom Licht abge-
wandten Figur passt
der graue Ton und
auch die Profilan-
sicht, welche bei Ma-
lern nicht für genü-
gend zur Porträt-
ähnlichkeit gilt. —

Auf die dämmer-
hafte „Sibylle“ mit
dem Blick in die
Ferne folgt eine Ge-
stalt, die sich in
fast beunruhigender
Weise dem Betrach-
ter zukehrt. Die
Dame mit dem Fä-
cher
“ lässt sich aus
der Galerie Aguado

[Abbildung]

Doña Juana de Miranda. (?)

(in der sie recht unglücklich in Stahl gestochen wurde) auf die
Sammlung Lucien Bonaparte (1816, £ 31) zurückverfolgen; Lord
Hertford erwarb sie für 12,750 Francs, sie ziert die Galerie von
Sir R. Wallace. (36½″ × 27″.)

„Es giebt kein Gemälde, welches besser Spanien und zugleich
Velazquez verträte“, sagte W. Burger, der es auf der Manchester
Ausstellung sah.

Junonische Augen, feines Stumpfnäschen, warmes blühendes
Incarnat, ein wolgebildeter kirchrother Mund, ein langer voller
Hals mit Halsband von dunkeln Kügelchen, der indess mit der
Brust einen allzu stumpfen Winkel macht:

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[25/0045] Frauenbildnisse. Die reichen, gekräuselten, schwarzen Haare thürmen sich über der Stirn auf, wie ein natürliches Diadem, und bedecken einen Theil der Wange. Hinten werden sie durch ein netzartig ge- flochtenes gelbes Band zusammengehalten, von dem ein breites grünes Ende über den Rücken fällt. Der feine Hals ist ein- gefasst von einem Perlenband und einer schmalen Krause. Das Bild ist mit schlichter, dünner Farbe leicht und breit gemalt, der Grund gelblich-grau. Zu dem Charakter der Zurück- haltung dieser edlen, vom Betrachter und vom Licht abge- wandten Figur passt der graue Ton und auch die Profilan- sicht, welche bei Ma- lern nicht für genü- gend zur Porträt- ähnlichkeit gilt. — Auf die dämmer- hafte „Sibylle“ mit dem Blick in die Ferne folgt eine Ge- stalt, die sich in fast beunruhigender Weise dem Betrach- ter zukehrt. Die „Dame mit dem Fä- cher“ lässt sich aus der Galerie Aguado [Abbildung Doña Juana de Miranda. (?)] (in der sie recht unglücklich in Stahl gestochen wurde) auf die Sammlung Lucien Bonaparte (1816, £ 31) zurückverfolgen; Lord Hertford erwarb sie für 12,750 Francs, sie ziert die Galerie von Sir R. Wallace. (36½″ × 27″.) „Es giebt kein Gemälde, welches besser Spanien und zugleich Velazquez verträte“, sagte W. Burger, der es auf der Manchester Ausstellung sah. Junonische Augen, feines Stumpfnäschen, warmes blühendes Incarnat, ein wolgebildeter kirchrother Mund, ein langer voller Hals mit Halsband von dunkeln Kügelchen, der indess mit der Brust einen allzu stumpfen Winkel macht:

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/45>, abgerufen am 19.04.2024.