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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955.

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-- Ist jener mystische rezensierende Clodius nicht der einzige Sohn des
alten Dichters Clodius? Dann kenn' ich ihn persönlich, begreife aber
seinen jetzigen Schein von Tiefe nicht. -- Das zugemuthete unschickliche
Du der Schwendler schlage kühn aus, wenigstens höflich durch Sie-Fort-
schreiben. Sie kann wol, wenn sie will, meine Freundin sich nennen, aber5
nicht mich ihren Freund. -- Guter, mein Bischen briefliches Urtheil
über die Sprache in euerem Shakspeare steht dir, wo und wie du nur
willst, zum Bekanntmachen zu Gebote. Noch immer schieb' ich das
Bemerken über den letzten Band und das Schreiben an deinen lieben
lieben Abraham auf; denn geh' ich heute oder morgen daran: so bleibt10
dieses Blatt noch wochenlange liegen. -- -- In der Karwoche reis' ich
vielleicht nach München; im Sommer noch mehr vielleicht gegen
Sachsen hin, also nach Weimar. Ach wenn ich nur dich, mein theuerer
Bruder, bald wieder sähe! -- Grüße mir nun die geliebtern Heidel-
berger warm, zuerst Vater und Mutter, -- dann zwei Sophien (an die15
Sophie D[apping] hätt' ich für ihren liebevollen Brief beinahe ge-
schrieben) -- und Luise -- und die Tiedemann sammt Mann -- und
Paulus, Vater und Mutter -- und Daub -- und Creuzer, den künftigen
Wolthäter meines Max -- und die S[ch]warzens -- und am wärmsten
dich selber.20

Dein
treuester
Richter

Schreibe mir ein Wort über den Magnetismus in Heidelberg.

21. An Emanuel.25

Guten Morgen, Alter! Der gestrige Abend der Liebe steht noch immer
mit seinem milden Abendroth an meinem Himmel. Voß belohne Sie ein
wenig dafür. Einen Morgenkuß der Herzreichen und Herzdoppelten!

R.30
22. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Muß endlich das Geld Ihre
wenigstens schriftliche Unsichtbarkeit aufgeben, da es leider so oft an
Ihrer körperlichen schuld ist. Ich habe mich lange nach Ihnen gesehnt. --35

— Iſt jener myſtiſche rezenſierende Clodius nicht der einzige Sohn des
alten Dichters Clodius? Dann kenn’ ich ihn perſönlich, begreife aber
ſeinen jetzigen Schein von Tiefe nicht. — Das zugemuthete unſchickliche
Du der Schwendler ſchlage kühn aus, wenigſtens höflich durch Sie-Fort-
ſchreiben. Sie kann wol, wenn ſie will, meine Freundin ſich nennen, aber5
nicht mich ihren Freund. — Guter, mein Bischen briefliches Urtheil
über die Sprache in euerem Shakſpeare ſteht dir, wo und wie du nur
willſt, zum Bekanntmachen zu Gebote. Noch immer ſchieb’ ich das
Bemerken über den letzten Band und das Schreiben an deinen lieben
lieben Abraham auf; denn geh’ ich heute oder morgen daran: ſo bleibt10
dieſes Blatt noch wochenlange liegen. — — In der Karwoche reiſ’ ich
vielleicht nach München; im Sommer noch mehr vielleicht gegen
Sachſen hin, alſo nach Weimar. Ach wenn ich nur dich, mein theuerer
Bruder, bald wieder ſähe! — Grüße mir nun die geliebtern Heidel-
berger warm, zuerſt Vater und Mutter, — dann zwei Sophien (an die15
Sophie D[apping] hätt’ ich für ihren liebevollen Brief beinahe ge-
ſchrieben) — und Luiſe — und die Tiedemann ſammt Mann — und
Paulus, Vater und Mutter — und Daub — und Creuzer, den künftigen
Wolthäter meines Max — und die S[ch]warzens — und am wärmſten
dich ſelber.20

Dein
treueſter
Richter

Schreibe mir ein Wort über den Magnetiſmus in Heidelberg.

21. An Emanuel.25

Guten Morgen, Alter! Der geſtrige Abend der Liebe ſteht noch immer
mit ſeinem milden Abendroth an meinem Himmel. Voß belohne Sie ein
wenig dafür. Einen Morgenkuß der Herzreichen und Herzdoppelten!

R.30
22. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Muß endlich das Geld Ihre
wenigſtens ſchriftliche Unſichtbarkeit aufgeben, da es leider ſo oft an
Ihrer körperlichen ſchuld iſt. Ich habe mich lange nach Ihnen geſehnt. —35

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[14/0019] — Iſt jener myſtiſche rezenſierende Clodius nicht der einzige Sohn des alten Dichters Clodius? Dann kenn’ ich ihn perſönlich, begreife aber ſeinen jetzigen Schein von Tiefe nicht. — Das zugemuthete unſchickliche Du der Schwendler ſchlage kühn aus, wenigſtens höflich durch Sie-Fort- ſchreiben. Sie kann wol, wenn ſie will, meine Freundin ſich nennen, aber 5 nicht mich ihren Freund. — Guter, mein Bischen briefliches Urtheil über die Sprache in euerem Shakſpeare ſteht dir, wo und wie du nur willſt, zum Bekanntmachen zu Gebote. Noch immer ſchieb’ ich das Bemerken über den letzten Band und das Schreiben an deinen lieben lieben Abraham auf; denn geh’ ich heute oder morgen daran: ſo bleibt 10 dieſes Blatt noch wochenlange liegen. — — In der Karwoche reiſ’ ich vielleicht nach München; im Sommer noch mehr vielleicht gegen Sachſen hin, alſo nach Weimar. Ach wenn ich nur dich, mein theuerer Bruder, bald wieder ſähe! — Grüße mir nun die geliebtern Heidel- berger warm, zuerſt Vater und Mutter, — dann zwei Sophien (an die 15 Sophie D[apping] hätt’ ich für ihren liebevollen Brief beinahe ge- ſchrieben) — und Luiſe — und die Tiedemann ſammt Mann — und Paulus, Vater und Mutter — und Daub — und Creuzer, den künftigen Wolthäter meines Max — und die S[ch]warzens — und am wärmſten dich ſelber. 20 Dein treueſter Richter Schreibe mir ein Wort über den Magnetiſmus in Heidelberg. 21. An Emanuel. 25 [Bayreuth, 5. März 1820] Guten Morgen, Alter! Der geſtrige Abend der Liebe ſteht noch immer mit ſeinem milden Abendroth an meinem Himmel. Voß belohne Sie ein wenig dafür. Einen Morgenkuß der Herzreichen und Herzdoppelten! R. 30 22. An Emanuel. [Bayreuth, 17. März 1820] Guten Morgen, mein Emanuel! Muß endlich das Geld Ihre wenigſtens ſchriftliche Unſichtbarkeit aufgeben, da es leider ſo oft an Ihrer körperlichen ſchuld iſt. Ich habe mich lange nach Ihnen geſehnt. — 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:22:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:22:18Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 8. Berlin, 1955, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe08_1955/19>, abgerufen am 28.03.2024.